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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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verspiegelten Sichtscheiben.
    Moussa, Rollo, Goldrute und Platte waren verstummt. Sie standen nur da und gafften, unfähig, Angst zu empfinden, vielleicht dabei, das Gefühl der Überraschung wiederzuentdecken.
    Ich selbst, naturellement, hatte während meines Aufenthaltes in der Forschungskuppel so oft Wissenschaftler in Atmosphäreanzügen gesehen, daß ich diese silbernen Wesen nach einigen Augenblicken des reinen, gedankenlosen Schreckens leicht identifizieren konnte. Auch ich war einmal in großen, gewichtslosen Sprüngen über das Bloomenveldt gehüpft, und wenngleich ich meinen Körper nie mit diesem befremdlichen Panzer abgeschirmt hatte, besaß ich certainement Erinnerungen daran, wie das Bloomenveldt von der anderen Seite einer Gasmaske gesehen aussah.
    Doch ehe ich mir eine Vorgehensweise zurechtlegen konnte, begann sich das Forschungsteam zielstrebig zu bewegen. Zwei von ihnen sprangen mit leichten, eleganten Schritten auf das Blatt, auf dem wir standen, während die anderen beiden blieben, wo sie waren, und die Linsen und Antennen verschiedener Geräte auf uns richteten.
    »Sprechen Sie Lingo? Sind Sie kommunikationsfähig?«
    »Am Anfang war das Wort, und vor dem Sänger war das Lied«, erwiderte ich. »Es brachte uns von den Blumen unserer Vorfahren zu den weitverstreuten Menschenwelten.«
    »Caramba!« rief eine Stimme hinter dem linken Spiegelglas. »Sie spricht, sie sagt Gedichte auf, und sie hat nicht einmal eine Gasmaske, no? Ah, nun müssen viele Theorien neu überdacht werden! Certainement, dies ist ein wichtiger Fund!«
    »Wer bist du, Kind – erinnerst du dich an deinen Namen und weißt du, wie lange du schon hier draußen im Bloomenveldt bist?«
    »Die Flötenspielerin der Bloomenkinder brauchte viele Jahrtausende geduldiger Studien, bis sie den letzten Triumph der Kunst der Geschichtenerzähler erringen konnte – unser eigenes, prächtiges, bewußtes Selbst«, erklärte ich ihm.
    »Was? Qué? What’s up?«
    »Bloomenkinder! Really! Seht nur diese Wesen, seht ihren leeren Gesichtsausdruck! Es ist wahr, wir haben einen Stamm der mythischen Bloomenkinder gefunden!«
    Nun gaben die beiden Wissenschaftler den Versuch auf, mit mir zu sprechen und betrachteten meine Gypsy Joker und stupsten sie an. Diese, da sie keine bewußte Reaktion auf diese wissenschaftliche Akribie kannten, blieben gleichgültig und reglos und stumm stehen.
    »Wirklich! Diese Menschen besitzen keine Gasmasken, keine Schwebegürtel und auch kein volles menschliches Bewußtsein. Bloomenkinder! Welch eine Fundgrube ihr Stoffwechsel sein muß! Wir haben unser Glück gemacht!«
    »Einst waren wir Bloomenkinder im Duftgarten, doch nun sind wir bewußte Geister des Arkie-Funkens«, sagte ich zu ihnen; denn während man über das volle Bewußtsein meiner Schützlinge streiten konnte, waren sie certainement keine von Blumen genährten Bloomenkinder der Tiefen des Bloomenveldts, und ebensowenig war ich bereit, nachdem wir soviel durchgemacht hatten, um herzukommen, uns auf diese Weise beurteilen zu lassen.
    »Willst du damit etwa sagen, daß dies keine Bloomenkinder sind?« fragte eine der unkenntlichen, silbernen Gestalten unnötigerweise. »Wo du doch vor einem Augenblick noch erklärt hast, du seist ihre Flötenspielerin?«
    »Dies ist kaum eine so unbedeutende wissenschaftliche Frage, daß wir sie hier auf der Grundlage einer anekdotischen Befragung im Feld klären können!« sagte der andere. »Wir müssen diese Exemplare in unsere Station bringen und gründlich untersuchen.«
    »Ja«, sagte sein Kollege. Dann wandte er sich ans Aufzeichnungsteam. »Ruft einen Schweber. Laßt Quartiere für wilde Menschen vorbereiten. Und laßt eine Eingabe um Vormundschaft einreichen.«
    Eine knappe halbe Stunde später, während der die Wissenschaftler mit wilden Theorien und noch begeisterteren finanziellen Spekulationen beschäftigt waren und dabei die Auslöser derselben kaum beachteten, kam ein trübgraues, stählernes und ungefähr eiförmiges Flugzeug vom Meer heran, auf einer Höhe mit dem Blätterdach des Bloomenveldts.
    Der klobige Frachter bremste bis auf Schrittgeschwindigkeit ab, als er den Rand des Bloomenveldts erreichte, um sich langsam, etwa einen halben Meter über dem Blattwerk, auf uns zuzuschieben, bis er ein paar Meter von uns entfernt mehr oder weniger stationär über den Baumwipfeln hing. Dann öffneten sich zweiflüglige Türen im Bug des Schwebers wie das Maul eines großen Wals und forderten uns zum Eintreten

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