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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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auf.
    Was mich anging, betrachtete ich diese Einladung mit erheblich weniger Angst als Jonas oder Pinocchio. Ich ging ebenso rasch über die dazwischen liegenden Blätter wie die beiden Wissenschaftler des Aufzeichnungsteams, die bereits mit ihren Geräten im Innern verschwunden waren.
    Doch was die anging, die die Wissenschaftler als »Bloomenkinder« bezeichnet hatten, so reagierten sie in keiner Weise auf deren Drängen und Schieben, und die anderen beiden Wissenschaftler sahen sich, nicht gerade zu ihrer ungetrübten Freude, gezwungen, mich zurückzuholen und mich um Hilfe zu bitten.
    »Du wirst so gut sein und deine Bloomenkinder an Bord scheuchen, damit wir abfliegen können, please«, sagte der eine.
    »Warte!« rief der andere. »Die Methode, die sie dazu benutzt, muß aufgezeichnet werden, denn sie könnte von wissenschaftlichem Wert sein.« Mit dem Funkgerät hinter seiner Gasmaske rief er die anderen zur Ladeluke des Schwebers, wo sie abermals verschiedene Instrumente aufbauten und Linsen und Antennen auf mich richteten.
    »Very well!« sagte der Bursche, der der Leiter zu sein schien, als die Bereitmeldung von den Aufzeichnern kam. »Bitte, fang an!«
    Unter anderen Umständen hätte ich mich herzlich dafür bedankt, so herumkommandiert zu werden, und wirklich, während meine Karriere als wissenschaftliches Forschungsobjekt Fortschritte machte, wurde ich mehr als einmal aufmüpfig, wenn man mich so grob behandelte; doch in diesem Augenblick wollte ich nichts weiter als aus dem Bloomenveldt verschwinden, und es sollte noch viele Wochen dauern, bis ich ernsthaft über etwas wie soziale Umgangsformen nachdenken konnte.
    Deshalb tat ich, wie mir befohlen war, was heißen soll, daß ich mich vor Moussa, Rollo, Goldrute und Platte aufbaute und zu singen begann. »Folgt dem Flötenspieler, folgt dem Gelb, folgt dem Flötenspieler, folgt dem Gelb…«
    Nach einer oder zwei Minuten sangen sie mit, und als das erreicht war, hatte die Flötenspielerin keine Mühe, ihre Kinder des Glücks über die letzten paar Blätter des Bloomenveldts zu führen – zwar nicht gerade zum Goldberg, aber certainement ins begierige Maul der wissenschaftlichen Exaktheit.
    »Folgt der Flötenspielerin! Folgt dem Gelb! Folgt der Flötenspielerin! Folgt dem Gelb!«
    »Phantastisch! Wonderful!«
    »Dergleichen wird nirgends in der Literatur erwähnt!«
    Die beiden Wissenschaftler bildeten den Schluß, und dann waren wir alle im kahlen, nackten Laderaum mit seinen grauen Wänden, die Türen fielen ins Schloß, nachdem sie dieses reiche Mahl einzigartiger Exemplare verschluckt hatten, und das Bloomenveldt verschwand für immer aus meinem Blick.
     
    Die beiden folgenden Tage waren eine wirre Melange von Perioden der Langeweile und Zeiten frenetischer Aktivität, die ich jedoch als völlig passives Objekt erlebte.
    Nachdem wir die Forschungskuppel erreicht hatten, zog man uns die Lumpen vom Körper, wir wurden draußen abgespritzt wie Haustiere und bekamen schlichte, schlechtsitzende weiße Kittel verpaßt; allerdings weigerte ich mich entschieden, mein Vielfarbiges Tuch herzugeben, das ich mir als Gürtel um die Hüfte legte.
    Dann schob man uns in einen großen Lagerraum, an dessen Wänden Kästen und Kanister hoch gestapelt waren, um für unbequeme Liegen Platz zu schaffen. Wir bekamen ein geschmackloses Mahl aus überkochten und unidentifizierbaren Fleischklopsen mit einem klebrigen Klecks gedünstetem Gemüse, und dann wurden wir uns selbst überlassen.
    Meine ehemaligen Schutzbefohlenen gaben sich damit zufrieden, auf ihren Pritschen zu liegen und friedlich die grellen Lampen in der Decke anzustarren, doch ich ging schnurstracks zur Tür und entdeckte, kaum überrascht, aber deutlich entrüstet, daß man sie hinter mir abgeschlossen hatte.
    Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, entweder im Lager herumzurennen oder nervös an meinem Bett herumzufummeln, während ich versuchte, meine psychischen Ressourcen aufzubauen, um dieser neuen Realität begegnen zu können.
    Certainement, die Beschränkung dieser öden, kahlen Kammer war etwas ganz anderes als die offene Weite des Bloomenveldts oder die Vorstellung von einer triumphierenden Rückkehr in die weitverstreuten Menschenwelten, die mich – so schien es mir – während des größten Teils meines jungen Lebens angetrieben hatte. Ich brannte darauf, weiterzureisen, wenn ich auch nicht mehr ganz wußte, wohin und wie.
    Jedenfalls beschloß ich, bei der ersten Gelegenheit meine

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