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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Geist des Bloomenveldts keine Macht mehr hatte.
    »Folge dem Glück, folge dem Gelb!«
    »Flötenspielerin der Bloomenkinder!«
    »Weitverstreute Menschenwelten!«
    »Kinder des Glücks folgen dem Gelb!«
    War es in Wirklichkeit nur meine Phantasie, die zusammen mit meiner Begeisterung in ihr zufälliges Geschnatter eine Bedeutung legte, als ich sie, aufgeregt über den Anblick des Ozeans, plappern hörte? Könnte man denn sagen, daß ein Hahn auf die gleiche Weise und mit der gleichen aufrichtigen Begeisterung den Sonnenaufgang begrüßt hätte?
    Mein Geist sagt nein, und ebensowenig übersah ich bewegte Münder, die vielleicht sogar zu lächeln versuchten, und ebensowenig war ich taub für die gurgelnden Geräusche, die glückliches Gelächter sein konnten.
    Certainement lag in ihren Augen, als sie nacheinander meinen Blick direkt erwiderten, mehr als das spirituelle Vakuum hinter dem Geschnatter eines Papageien.
    »Flötenspielerin!«
    »Gelb!«
    »Glück!«
    »Folgen!«
    »Vraiment, folgt dem Gelb, meine Kinder des Glücks«, forderte ich sie auf, »denn wir verlorenen Kinder des Waldes haben uns jetzt selbst gefunden.«
    »Folge der Sonne, folge dem Gelb!«
    »Kinder gefunden!«
    »Folgt der Zauberstraße!«
    Sie waren mehr als menschliche Papageien; zumindest waren sie eifrige Hundchen, die am Ende der Fährte jauchzten und tanzten. Und so machten wir uns zum letztenmal unter dem Sonnenaufgang des Bloomenveldts auf zu den Menschenwelten.
    Binnen weniger Stunden verdünnte sich das verflochtene Blattwerk des Bloomenveldts zu einem trügerischen Netz aus Ästen und Abgründen über dem Waldboden, denen wir uns nicht zu nähern wagten. Wir konnten nicht weiter nach Osten gehen. Von diesem Punkt aus war keine Klippe über dem Meer zu sehen, kein Strand, der die Grenze zwischen Land und Meer zog. Ein paar tausend Meter vor uns machte die unregelmäßige grüne Eintönigkeit des blumenübersäten Bloomenveldts der schimmernden Klarheit des Meeres Platz, und über uns war ein wolkenloser Himmel mit der sauberen Schärfe eines Rasiermessers.
    Und an dieser rasiermesserscharfen Grenze führten alle Wege nach Rom. Ein paar Augenblick wirbelte mein Stamm verwirrt durcheinander, denn sie wußten nicht, wohin sie gehen sollten.
    »Keine Angst, ihr seid nicht mehr die verlorenen Kinder des Waldes, meine Gypsy Joker«, sagte ich, indem ich mich nach Süden wandte und den letzten Marsch begann. »Folgt der Flötenspielerin des Bloomenveldts!«
    »Folge dem Gelb, folge der Flötenspielerin!« begann Moussa zu singen, während sie meinen Schritt aufnahm, als wollte sie uns beiden erklären, daß das Wort der Flötenspielerin an die Stelle der Sonne getreten war.
    »Folge dem Gelb, folge der Flötenspielerin!« fielen die anderen ein; erst zögernd, dann begeisterter, als erreichten sie eine ausreichende Abstraktionsebene, um die widerstreitenden Tropismen aufzulösen, indem sie die gelbe Sonne und alles, was sie bedeutete, auf die Stimme verlagerten, der sie folgten.
    »Folge dem Gelb, folge der Flötenspielerin, folge dem Gelb, folge der Flötenspielerin!«
    So begann unsere Mardi-Gras-Parade, so führte die Flötenspielerin des Bloomenveldts ihre Kinder des Glücks, so führte ein phantasierendes, verdrecktes, lumpengekleidetes Mädchen vier singende Wesen, die sich verzweifelt mühten, wieder Menschen zu werden, aus dem Wald der Blumen, damit sie triumphierend durch die Straßen der Menschenwelten tanzen konnten.

 
   24
     
     
    Doch ich hatte keine Ahnung, daß lange bevor die Sonne ihren Abstieg im Himmel beginnen sollte, die Gnome der Forschungskuppeln plötzlich die Menschenwelten zu uns bringen würden.
    Vraiment, auch wenn ich nicht im Traum auf eine solche Idee gekommen wäre, so war das Forschungsteam, das plötzlich aus dem Himmel zu uns herunterfiel, zweifellos noch weniger auf den bizarren Anblick vorbereitet, den wir ihnen boten, als unser kleiner Stamm auf sie!
    Es geschah zu unser aller völligen Überraschung. Vier silberne menschliche Gestalten kamen aus dem Himmel herabgeschwebt und landeten kaum zehn Meter entfernt auf einigen Blättern.
    Dort blieben sie gestikulierend stehen und verständigten sich mit unverständlichen Geräuschen, und während man als sicher annehmen konnte, daß sie uns wie gebannt anstarrten, so konnte man dies doch nicht sicher sagen, denn sie waren mit luftdichten Anzügen abgeschirmt – enganliegende Coveralls und Hauben aus silbernem Stoff, Gasmasken mit undurchdringlichen,

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