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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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einer Irren, aber certainement eine Sprache, die dem Lingo der Menschen angehörte.
    Diesen erstaunlichen Erfolg ausnutzend, paßte ich meine Stimme ihrem Leiern an und winkte wie ein Dirigent Platte und Goldrute zu, schwenkte die Arme im Takt auf und nieder.
    »Folge… gelb……folge… gelb…«
    Schließlich fiel Platte ein, und als wir zu dritt sangen, folgte auch Goldrute. Und schließlich, endlich durch die gemeinsame Anstrengung seiner Stammesbrüder aufmerksam geworden, hörte Rollo zu essen auf, erhob sich auf die Füße, richtete die Augen in die Sonne und begann mit seinen markverschmierten Lippen kraftlose und stumme Nachahmungen der Silben zu formen.
     
    Während dieser monotone Gesangs mit zwei Tönen sich als bewundernswert effektiv erwies, wann immer einer meiner Schutzbefohlenen zurückfiel oder Gefahr lief, von einer Blume eingefangen zu werden, machte ihn seine ästhetische Unzulänglichkeit vom Standpunkt des Geschichtenerzählers aus kaum geeignet für ein ständiges Lied der Straße, und so fuhr ich fort, die Geschichte jedem möglichen Zuhörer zu erzählen, statt mich angestrengt zu bemühen, sie am Singen zu halten.
    Dafür sollte ich mehr als einmal von gewissen Wissenschaftlern im Clear Light gescholten werden; sie informierten mich, daß ich in meinen Anstrengungen, die Kraft ihrer Sprache wiederherzustellen, hätte geduldiger sein müssen. Ich würde heute noch, wie ich es damals tat, antworten, daß sie ohnehin, auch ohne meine Laxheit und Gleichgültigkeit gegenüber erprobten Therapiemethoden, zu sprechen begannen.
    Soweit man es jedenfalls als Sprache bezeichnen kann – ein Punkt, über den heute noch in wissenschaftlichen Kreisen gestritten wird. Certainement, die Geräusche, die Rollo, Platte, Goldrute und Moussa von sich gaben, als ich sie erzählend durch diese letzten Tage auf dem Bloomenveldt brachte, waren zweifellos Worte, und schließlich umfaßte das Vokabular des Stammes fast ein Dutzend davon, wenn auch nur Moussa sie alle beherrschte.
    »Folge… gelb… Sonne… Straße… Flötenspieler… Glück… Bloomenkinder… Kinder… weitverstreute Menschenwelten…«
    Das war so ungefähr alles, und gewisse Autoritäten behaupteten später, daß dieses Vokabular aus genau den Worten bestand, die die Erzählerin dieser Geschichte am häufigsten und mit rhythmischer Betonung von sich gab, was heißen soll, daß man bei einer Herde Papageien etwa denselben Erfolg gehabt hätte. Man sagte mir sogar, daß einer dieser Würdenträger tatsächlich einem Käfig voller Geflügel genau dasselbe Vokabular beigebracht hätte, um seinen Standpunkt zu belegen.
    Doch als wir schließlich die Küste erreichten, waren meine Kinder des Glücks im Gegensatz zu Papageien in der Lage, ihre paar Worte zu benutzen, um ihre Gefühle auszudrücken; jedenfalls schien es meinem Herzen so.
    Der Sonnenuntergang hatte sich am vergangenen Abend über ein Bloomenveldt gelegt, das von einem dünnen Nebelschleier verhangen war, so daß die sonst scharfe Linie des Horizonts mehrere Stunden vor Einbruch der Dunkelheit in verschwommenem grünem Dunst verschwunden war. Am Morgen erwachte ich im schwachen Licht der Dämmerung, gerade als der Rand der Sonne über den östlichen Horizont lugte. Der Nebel war schon lange verschwunden, der blasse Himmel war strahlend und klar, und einer nach dem anderen begannen sich meine Schützlinge aus dem Duftschlaf des Bloomenveldts zu erheben.
    Dann, als der eigentliche Sonnenaufgang über die letzten Überbleibsel der Nacht obsiegte, explodierte ein strahlender, spiegelnder Schein, und die Sonne tauchte als visueller Hymnus der Herrlichkeit aus ihm auf. Denn am Horizont hörte das grüne Blättermeer abrupt auf, und dahinter begann ein gewelltes Meer voller silberner Blitze.
    »Gelb… Sonne… Flötenspieler… Glück…«
    Rollo, Platte, Goldrute und Moussa standen neben mir und sahen die Sonne unseres Glücks endlich über dem Ozean im Osten aufgehen.
    Ob sie es wirklich auf dieselbe Weise wahrnahmen wie ich? Ob es in ihrem Bewußtsein noch eine trübe Erinnerung an diese Grenzlinie zwischen den Blumen des Bloomenveldts und dem Meer gab, die Grenzlinie zwischen dem Wald der Blumen und den Welten der bewußten Menschen? Je ne sais pas, aber man sage mir nur nicht, daß sie nicht völlig klar verstanden, daß die Geschichte der Flötenspielerin des Bloomenfeldts sie zu einem Punkt geführt hatte, von dem aus sie das Gelobte Land sehen konnten – die Stelle, an der der

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