Kind des Glücks
Bemühungen ausgereicht hätten, um mir ein bescheidenes Hotelzimmer zu nehmen und mein Essen selbst zu bezahlen, so hätte ich dennoch nicht auf Urso Moldavia Rashids kostenloses Angebot verzichtet, denn wo es um die Sparsamkeit mit meinen bescheidenen Mitteln ging, wurde ich knauserig wie nur einer.
Nun war dies nicht das Ergebnis einer neuen üblen Gesinnung; au contraire, denn nachdem ich meine wirkliche Berufung gefunden, nachdem ich meinen Geist, wenn auch noch nicht ganz meine Füße, wieder auf die Zauberstraße gesetzt hatte, flossen alle meine Bemühungen, Energien und Mittel in das Ziel, von Belshazaar zu fliehen und die Reise meines Wanderjahrs auf besseren Welten als dieser wieder aufzunehmen.
Denn obwohl meine Einnahmen als einzige Geschichtenerzählerin in Ciudad Pallas in der Tat kümmerlich waren – einundzwanzig Krediteinheiten in der besten Woche –, war ich zuversichtlich, daß dies mehr am Karma der Stadt als an meinem eigenen lag. Es gab keine passenden Plätze oder Parks, an denen ich ein ausreichend großes Publikum um mich sammeln konnte, und die kleinen Zuhörergruppen, die ich anzog, waren völlig unvertraut mit der Tradition meines Gewerbes. Die Bürger dieser Stadt waren von Straßendarbietungen wenig begeistert, und die entgeisterten Kinder des Glücks der Labors waren im Geiste zwar großzügig, praktisch aber beinahe genauso arm wie ich.
Doch meiner Meinung nach hatte ich in meinem Handwerk nun genug Fortschritte gemacht, um endlich finanziellen und künstlerischen Erfolg zu haben – wenn ich nur die Mittel bekam, auf einen Planeten umzuziehen, dessen Straßen mit fröhlichem Gedränge und der joie de vivre erfüllt waren, die in Ciudad Pallas so gründlich fehlte.
Denn ich besaß nicht nur ein ansehnliches Repertoire von Geschichten, die ich den Geschichtenerzählern der Gypsy Joker in Edoku abgelauscht hatte, sondern auch eine einzigartige Geschichte, die ganz allein mir gehörte. Und war nicht mein bescheidener Erfolg hier auf Belshazaar – gegen alle Wahrscheinlichkeit – ein Beweis dafür, daß ich die Klugheit und das Geschick besaß, sie angemessen zu erzählen?
Es war nur eine Funktion zwischen meinen Bemühungen und der Zeit, sagte ich mir in diesen Wochen. So mager meine täglichen Einkünfte auch waren – jeder Kredit wurde gespart für den Tag, da ich genug Mittel beisammen hatte, um eine Passage im Elektrokoma in einem Sprungschiff zu buchen und Belshazaar gegen fettere Weiden einzutauschen. Früher oder später, wenn auch leider eher später, würde ich genug Kredit auf meinem Chip haben, um Weiterreisen zu können.
Dabei war es mir ziemlich einerlei, wohin, denn die Reise selbst war es, die ich wieder aufnehmen wollte. Sobald ich genug Mittel hatte, um irgendwohin zu reisen, würde ich mich dorthin aufmachen, und auf diesem neuen Planeten würde ich dem Gewerbe der Geschichtenerzähler nachgehen, bis ich genug Geld zusammen hatte, um meine Überfahrt zur nächsten und wieder zur nächsten und zur übernächsten Welt zu bezahlen – Welten ohne Ende, ein phantastisches Leben wie das Pater Pans: von Stern zu Stern der Zauberstraße des wandernden Geschichtenerzählers folgen, vraiment wie er durch die Jahrhunderte von Stern zu Stern ziehen, um ihm vielleicht noch einmal zu begegnen, ehe die Zeit meines Körpers ablief.
War es ein Mann, dem ich folgen wollte, oder der Flötenspieler einer Geschichte? Träumte ich wirklich davon, einen verlorenen Geliebten zurückzugewinnen, oder war dies nicht mehr als ein ultima thule, das mein Geist wie die aufgehende Sonne über einen Weg gesetzt hatte, der kein Ende besaß?
La même chose, denn der Mann Pater Pan war ein wandernder Geist, und Pater Pan, der Flötenspieler der Zauberstraße, war der Geist des Wanderns, und für Sunshine die Geschichtenerzählerin waren sie ein und derselbe.
Wie dem auch sei, am Ende sollte meine Geschichte eine andere Wendung nehmen, denn als ich in den Straßen von Ciudad Pallas für einen Hungerlohn erzählte, hatte sich das Schicksalsrad bereits gedreht, wenn ich auch die letzte sein sollte, die es erfuhr. Viel schneller, als ich mir hätte träumen lassen, erzählte ich den Bürgern von Ciudad Pallas meine letzte Geschichte, wenn ich es damals auch noch nicht wußte, denn mein Chip wies immer noch weniger als die Hälfte des Betrages auf, den ich für die Überfahrt zur nächsten Welt brauchte.
Die Geschichte, die ich in diesem Augenblick erzählte, war angemessen genug – Der
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