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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Funke der Arkologien –, und der Schauplatz war eine öde Straße von Ciudad Pallas, die sich in nichts von allen anderen unterschied, und das Publikum bestand aus etwa einem halben Dutzend Bürgern, vier Kindern des Glücks und einer hübschen, dunkelhaarigen Frau, deren enganliegender Anzug aus irisierenden goldenen und silbernen Federn sie als Touristin aus einer kultivierteren Gegend kennzeichneten.
    »Und wo ist er nun, nachdem der Sprungantrieb den letzten Vorhang vor die langen, langsamen Jahrhunderte des Ersten Raumfahrenden Zeitalters zog?« erklärte ich und begann in meine Aufforderung zum Spenden umzuschwenken. »Überall! Und nirgends! In dem Zwischenraum, der in unseren menschlichen Herzen liegt! Hier in dieser Erzählerin, die euch die Geschichte bringt, vraiment sogar in euren vom Arkie-Funken erhellten Herzen, meine armen verlorenen Bloomenkinder, und das soll heißen, daß alle von euch, die noch den Edelmut des Geistes besitzen, ihren Chip in meinen Umbucher schieben und ihr Geld der spenden sollen, deren Leben der Gesang dieses Liedes ist!«
    Indem ich es sagte, schwenkte ich meinen Umbucher auf die gewohnte Weise vor ihnen, und auf die gewohnte Weise verdrückten sich die meisten; nur zwei Kinder des Glücks honorierten meine Bemühungen mit je einem Kredit, bevor sie gingen.
    Nun blieb nur noch die dunkelhaarige Frau mit dem Federanzug, die weder vor meiner bettelnden Aufforderung geflohen war noch Anstalten machte, die Riemen dessen zu lösen, das gewiß eine überreichlich gefüllte Börse war. Statt dessen stand sie nur da und musterte mich mit einem seltsamen Ausdruck; und während ein belustigtes, doch irgendwie warmes Lächeln um ihre Lippen spielte, schlich sich ein wehmütig erfreuter Blick in ihre weiten blauen Augen.
    »Quelle chose!« sagte ich, indem ich sie offen anging. »Ihre haute couture läßt darauf schließen, daß Sie eine wohlhabende und edle Frau sind! Sie werden doch sicher nicht so grausam sein, der Flötenspielerin ihren Lohn vorzuenthalten?«
    Sie lachte gutmütig, zog einen Chip aus den Falten ihres Kleides, schob ihn in den Umbucher und beobachtete meine entzückt und mit nicht geringem Erstaunen aufgerissenen Augen, als sie volle hundert Kredite umbuchte.
    »Auch ich habe vor langer Zeit und weit entfernt die Kunst des Geschichtenerzählers ausgeübt«, sagte sie. »Und in gewisser Weise könnte man sogar sagen, daß ich es immer noch tue. Auf jeden Fall glaube ich, daß ich zu diesem ermüdenden Planeten gekommen bin, um dich zu treffen.«
    »Mich?« rief ich.
    »Du bist Sunshine Shasta Leonardo, nicht wahr? Von der die Krankengeschichten berichten? Die Dame der Ode?«
    »Ode?«
    »Vraiment, Omars Ode, Unsere Dame der Bloomenkinder, naturellement.«
    »Omar Ki Benjamin? Hat er wirklich die Ode geschrieben, die er versprach?«
    Sie lachte. »Natürlich. Der alte Halunke hält, was er verspricht. Das Problem ist nur, ihn zu bewegen, etwas zu versprechen.«
    »Sind Sie mit Omar befreundet?«
    Sie zuckte die Achseln. »Eine schwierige Frage, Kleines. Wir waren ab und zu ein paar Jahrzehnte lang Geliebte, aber dennoch bin ich nicht ganz sicher. Aber schließlich wissen wir ja, wie solche Männer sind, no?«
    »Wir wissen es?«
    »Das sollten wir!« erklärte sie. Als sie meine Verwirrung spürte, die selbst dem dümmsten Elch aufgefallen wäre, nahm sie mich an der Hand. »Komm, Kind«, sagte sie. »Mir scheint, daß ich dir viel zu sagen habe, wenn auch natürlich nicht halb soviel, wie du mir erzählen kannst.«
    »Wohin gehen wir?« quetschte ich heraus.
    Sie verzog angewidert das Gesicht. »Leider in meine Suite im Hotel Pallas«, sagte sie. »In meinen Augen gerade eine Klasse über einem Bordell, aber das beste, das Belshazaar zu bieten hat, wie ich hörte.«
    Ich nickte. »Ich hab’ da auch mal gewohnt«, informierte ich sie.
    »Dann weißt du ja, was ich meine!«
     
    Und so, während ich kaum wußte, wie oder warum ich hergekommen war, fand ich mich nun in diesem Raum und in Gesellschaft dieser bizarren und doch irgendwie unmittelbar simpatica Frau wieder; in einer Suite, die ganz ähnlich war wie die, die ich einst mit Guy geteilt hatte – dicke blaue Teppiche, üppige braune Polstermöbel, hellbraune Holzverkleidungen, poliertes Messing und ein riesiges Fenster, das einen grandiosen und widerlichen Blick auf die Stadt mit ihren reizlosen, grauen und häßlichen Glasflächen bot.
    »Allerdings!« stimmte meine Gastgeberin zu, als sie sah, wie ich angewidert

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