Kind des Glücks
die Sonne schien hell in einem klaren blauen Himmel, vor mir flappten die bunten Zelte unseres Lagers wie stolze Banner auf der Zauberstraße, und die Flötenspielerin des Bloomenveldts war nicht die Königin der Gypsy Joker, was heißen soll, daß ich es war, die die Geschichte erzählte, und es lag nicht in meinem Herzen, für irgend jemand anders das Ende der Mardi-Gras-Parade zu verkünden.
»Was wollt ihr jetzt von mir hören?« fragte ich leise. »Vor dem Tod gibt es nichts als nichtige Worte der Weisheit, und im Leben haben wir nur die Weisheit unserer eigenen Herzen.«
Ein leises Murmeln lief durch das kleine Gedränge. »Was sollen wir jetzt tun?« rief jemand.
»Warum fragt ihr mich?« fragte ich ohne Zorn zurück. »Wer bin ich, wenn nicht eine von euch?«
»Du bist die Flötenspielerin des Bloomenveldts!«
»Du bist die wahre Geliebte Pater Pans!«
»Du bist die Königin der Gypsy Joker!«
Da spürte ich, wie Worte von meinen Lippen sprudelten, wie sie mir aus der Leere ins Gehirn stiegen, und das Lied, das unsere Art von den Bäumen unserer Vorfahren zu den weitverstreuten Menschenwelten gebracht hat, schien sich selbst durch mich zu singen, als ich aus meinem Herzen sprach.
»Kinder des Glücks haben keinen Aufsichtsratsvorsitzenden und keine Königin!« rief ich. »Habe ich euch das nicht oft genug gesagt? Habe ich nicht freigebig mein kümmerliches Wissen zur Kunstfertigkeit und zum Geschick unseres unsterblichen Stammes beigetragen? Wenn es um den Geist desselben geht, so muß ihn jeder von uns im eigenen Herzen finden. Deshalb sind die einzigen Worte, die ich zu Ehren des Geistes von Pater Pan sprechen kann, jene, die nun aus meinem kommen, und die habe ich bereits gesprochen. Wahre Kinder des Glücks haben keinen Aufsichtsratsvorsitzenden und keinen König. Wahre Kinder des Glücks suchen keinen Aufsichtsratsvorsitzenden und keinen König. Certainement, kein wahres Kind des Glücks will Aufsichtsratsvorsitzender oder König sein!«
Und ich kehrte ihnen den Rücken und begann mich langsam zu entfernen.
Einen langen Augenblick hörte ich nur Schweigen und dann die weit entfernte Musik unserer Kapellen, die von den Straßen der Stadt weit unten zum Lager heraufhallte.
Und dann hörte ich unterdrückte Geräusche und Gemurmel, als hätte das Lied der Zauberstraße abermals ihre Ohren erreicht. Und während die Musik näherkam, erhob sich Kims unverwechselbare Stimme.
»Kommt, laßt uns dieses traurige Überbleibsel eines fröhlichen Geistes an einen passenderen Ort bringen, no, und dann wollen wir mit unseren Unternehmen weitermachen, denn Kinder des Glücks haben keinen Aufsichtsratsvorsitzenden und keinen König, und wenn es ums Ruegelt geht, können wir nicht erwarten, daß uns die Großzügigkeit einer Firma oder eines Königs zur Verfügung steht!«
Darauf gab es Gelächter, und bald darauf trippelten Füße, so daß ich nicht zurückzusehen brauchte und keine Angst haben mußte, daß ich die Fackel, die Pater Pan mir anvertraut hatte, in Hände gegeben hatte, die nicht bereit waren. Vielmehr steuerte ich zu diesem Geist ein letztes, verstohlenes Lächeln bei, im Wissen, daß ich unter den Beschränkungen, die uns das Universum auferlegt, das wahre Ende der einzigen Geschichte, die es zu erzählen gibt, erreicht hatte – das Ende, das es uns Gypsy Jokern erlaubt, als letzte zu lachen.
Ich ging immer weiter, bis ich den Gipfel des Hügels über dem Lager erreicht hatte, wo ich mich allein hinsetzte und auf das Meer hinausstarrte, bis sich das Zwielicht sammelte, bis Alpas Sonne strahlende, purpurne und dunkelgelbe Lichtbalken in den Himmel malte und auf dem tropischen Ozean schimmerte. Einer nach dem anderen kamen die Sterne heraus, wie eins nach dem anderen die Lichter der Stadt die dichter werdende Nacht belebten.
Nicht weit unter mir begrüßte das Camp der Kinder des Glücks den Abend mit Musik und Gelächter und den Klängen fröhlicher junger Stimmen, und dies war, wie es sein sollte, denn der König der Gypsies und der Prinz der Joker sollte mit seinen eigenen Sakramenten beerdigt und nicht schmerzlich betrauert werden.
Ich konnte nicht anders als lachen über diese Musik des Karnevals, die der Seewind heraufwehte. Und doch, als ich dort saß, starrte ich die Sterne an, die mir von droben aus der Nacht des Universums hell und laut zuwinkten – jeder eine mächtige Sonne und wie eine Handvoll Samen zwischen ihnen die weitverstreuten Menschenwelten.
Und ich wußte, daß
Weitere Kostenlose Bücher