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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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persönlichen Leidenschaften, die noch darüber hinausgehen, auf den Menschenwelten den Flötenspieler für die Kinder des Glücks zu spielen.«
    »Und du meinst damit nicht die Leidenschaft, die in deiner genitalen Ausrüstung ihren Ausdruck findet…«
    Er lachte. »Die ist weder geheimnisvoll noch verrückt«, sagte er. »Wogegen die Leidenschaft, von der ich spreche, gewiß beides ist!«
    »Nämlich…?«
    »Willst du nicht unsterblich sein, Moussa?«
    »Wer will das nicht? Aber das ist kaum eine Leidenschaft, der jemand anders als ein Zauberer der Heilkünste nachgehen könnte…«
    »Falsch!« erklärte Pater todernst. »Schließlich kann man die Unsterblichkeit des Geistes anstreben und sogar erreichen, indem man große Taten vollbringt oder unsterbliche Kunstwerke schafft…«
    »Oder indem man sein eigenes unsterbliches Kunstwerk wird, wie es gewisse Leute getan haben…«, schlug ich trocken vor.
    »Gewiß, wie ich es schon lange getan habe«, gab er zu. »Aber ich strebe eine hedonischere und völlig selbstsüchtige Art der Unsterblichkeit an, die Art, die die Arkies kannten…«
    »Die Arkies?«
    Er nickte, und ein seltsamer Ausdruck kam über sein Gesicht, ein Ausdruck, der mich zwang, seine Erzählungen über seine Geburt vor dem alten Raumfahrenden Zeitalter zu glauben, denn in diesem Augenblick schienen seine Augen übernatürlich alt, als strotzten sie zum Überlaufen mit Anblicken aus Millionen Jahren, wie sie kein sterblicher Mensch je gesehen haben konnte.
    »Die Arkies lebten generationenlang auf den großen, langsamen Arkologien, die als erste die Menschen zu den Sternen brachten, wie wir alle wissen«, sagte er. »Aber so langsam sie nach den Maßstäben des Sprungantriebs waren, auf ihren langen Riesen näherten sie sich weit genug der Lichtgeschwindigkeit, um die Zeit schneller vergehen zu lassen. So wurden bei einer Reise, die bloße Dekaden dauerte, vielleicht einige hundert Lichtjahre überwunden, und was noch wundervoller ist, es vergingen einige Jahrhunderte.
    Warum blieben die Arkies ewig zwischen den Sternen unterwegs? Gewiß nicht, weil die Arkologien in ihren Hüllen größere Abenteuer und Freuden bargen als ein ganzer Planet! Nein, der wahre Traum, das Wesen des Arkie-Funkens war es, die ganze Geschichte zu erleben! Aus den armseligen dreihundert Jahren, die unsere Körper leben, ein Bewußtsein zu machen, das Jahrtausende umspannen kann! Vraiment, um das unmögliche Ziel zu verfolgen, unsere gesamte Geschichte zu kennen, bevor man in die unbekannte Leere aufbricht! Um, auf jeden Fall, so unsterblich zu sein wie unsere ganze Art, nicht als Legende, sondern in Fleisch und Blut als Zeuge und Mensch!«
    »Verrückt!« rief ich. »Unmöglich! Und auf jeden Fall gingen die Arkies mit dem Ersten Raumfahrenden Zeitalter unter…«
    »So behaupten es jene, die sich die Wissenschaftler der Geschichte nennen!« erklärter Pater. »In der Mitte des Ersten Raumfahrenden Zeitalters war es ganz normal, daß die Kolonisten die langen Lichtjahre im Kälteschlaf überdauerten, und wurde dadurch das Leben nicht von Zeit und Überdruß verschont? Die Arkies besaßen genügend Mittel und Wagemut, um sich für Jahrhunderte einfrieren zu lassen, wachten ein paar Monate auf, um ein anderes Kapitel der langen Geschichte zu erleben, ergänzten ihre Mittel und sprangen abermals im kalten Schlaf durch die Zeit. Von einigen behauptet man, sie hätten es ein Dutzendmal getan und noch die Entstehung des Zweiten Raumfahrenden Zeitalters erlebt!«
    »Du zeigst eine erstaunliche Kenntnis der Geschichte der Arkies«, sagte ich trocken.
    »Porqué no? Ich war ja dabei!«
    »Soll dies alles dazu dienen, mir klarzumachen, daß der Mann neben mir ein Arkie-Dinosaurier ist, der aus dem Gletscher der Zeit aufgetaut ist?«
    »Habe ich es dir nicht schon einmal gesagt? Und hast du es geglaubt? Glaubst du es jetzt? Glaube mir, daß ich das Erste Raumfahrende Zeitalter sah oder nicht, aber glaube mir wenigstens, daß ich die ungeträumten Wunder des beginnenden Dritten sehen will oder bei dem Versuch mit erhobenem Kopf untergehen!«
    »Unmöglich!«
    »Wirklich?« sagte Pater Pan, während sich ein seltsamer, gequälter Ausdruck in seine Augen stahl. »Bedenke, im Elektrokoma auf den Sprungschiffen geht keine Sekunde des Lebens verloren, und verglichen mit dem Kälteschlaf im Ersten Raumfahrenden Zeitalter ist das erfolgreiche Aufwachen so sicher, daß wir uns nichts dabei denken, es aus ökonomischen Gründen zu

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