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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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riskieren.«
    »Aber… aber die Sprungschiffe brauchen nur Tage oder Wochen, um zwischen den Menschenwelten zu reisen, nicht Jahrhunderte…«
    »Vraiment!« rief Pater. »Deshalb mußt du, je mehr du von den Menschenwelten siehst, um so mehr von der Zeit sehen! Moussa, hast du dich nie danach gesehnt, die Straßen zukünftiger Städte zu durchstreifen, die Bürger einer zukünftigen Gesellschaft kennenzulernen, dabei zu sein, wenn unsere Art endlich andere bewußte Wesen aus dem Meer der Sonnen begrüßt? Hast du nie im Herzen getrauert, weil du wußtest, daß die größten Kapitel der Geschichte unserer Art erst aufgeschlagen werden, wenn du tot und vergangen bist? Die Arkies versuchten der Hand der ungerechten Sterblichkeit mit ein paar langsamen, gefährlichen Sprüngen zu entkommen, doch im Zweiten Raumfahrenden Zeitalter werde ich es tun, wie es heute getan werden muß…«
    Schnipp! Schnipp! Schnipp! machten seine Finger. »Genauso wie die Edojin den Rapid benutzen!«
    »Wieviele Welten hast du denn nun gesehen…?« flüsterte ich verwundert und ehrfürchtig, denn certainement mußte das Ziel, das er verfolgte, für immer jenseits des Horizontes eines Sterblichen bleiben; die tausendjährige Suche danach schien nicht völlig außerhalb der universellen Gesetze, doch bei dieser Vorstellung protestierte der Geist und schien zugleich zu schweben.
    »Quién sabe?« sagte Pater Pan mit einer weniger großartigen Stimme. »Wenigstens hundert, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt. Und ich will den Rest sehen, ehe die Zeit meines Körpers verstrichen ist.«
    Er zuckte die Achseln und seufzte. Zum erstenmal, seit ich ihn kannte, sah ich eine dunkle und sehnsüchtige Traurigkeit, die hinter den tiefen blauen Augen meines Rattenfängers lag. »In Wirklichkeit weiß ich, daß ich es am Ende doch nicht erreichen werde, vraiment, was für ein Monster wäre ich, wenn ich wirklich auf meinen Erfolg hoffte, denn nicht einmal ich habe die Nerven zu sehen, wie unsere Art von den Sternen verschwindet. Doch wenn ich am Ende nicht hoffen kann, alle menschliche Zeit zu erfahren, dann werde ich wenigstens, bei dem Geist, der mich aus den Bäumen und auf die Zauberstraße brachte und der nie untergehen wird, den Versuch machen, alle Welten der Menschen zu erleben; ich will sterben wie ich lebte, und ich erkläre mein Leben zu einem begrenzten Sieg im letzten Augenblick desselben!«
    Pater berührte meine Hand. Er neigte den Kopf und betrachtete mich mit Augen, die in diesem Moment zugleich fröhlich und traurig waren, heldenhaft und geschlagen, und in ihnen sah ich den edelsten und tapfersten Geist auf allen Menschenwelten und einen kleinen Jungen, der in der allertiefsten Dunkelheit Angst hat. »Jetzt verstehst du, warum der Mann, ganz zu schweigen vom König der Zigeuner und dem Prinz der Joker, nicht zu lange an einem Ort bleiben kann«, sagte er leise.
    »Vraiment!« erklärte ich. Wie verrückt und traurig und tragisch und wundervoll dies alles war! Was für eine Geschichte, dies als das Abenteuer des Lebens zu erfahren! »Nimm mich mit!« sagte ich. »Ich bin mehr als bereit, für ewig mit dir in einem phantastischen Leben von Planet zu Planet und durch die Jahrhunderte zu ziehen!«
    »Das könnte ich nicht tun, selbst wenn ich es wollte«, sagte Pater, während er mich mit einer warmen und wehmütigen Zärtlichkeit betrachtete, in der ich dennoch kein Bedauern sah. »Wir sind vielleicht zwei Seelen desselben Geistes, du und ich, aber dieser Weg, den ich gewählt habe, ist nur für meine Schritte bestimmt. Der Mann, der dich liebt, würde nicht zulassen, daß deine junge Seele als Gefährtin eines solchen Fliegenden Holländers an ihm klebt, aus dem gleichen Grund, aus dem der Rattenfänger weiterziehen muß, wenn die Kinder des Glücks die Musik seines Liedes gelernt haben. Deine Zauberstraße mußt du selbst finden. Wenn dich das Schicksal eines Tages wieder an meine Seite bringen wird, dann werde ich dich als gleichen Geist begrüßen. Aber nur als gleichen Geist, nie als Gefährtin. Nie als das Mädchen, das du bist, nur als die Frau, die du werden wirst. Comprend?«
    »Ja«, sagte ich leise. »Es gefällt mir nicht, aber ich verstehe.«
    Und dann, als wollte er der Klinge ihre Schärfe nehmen, erwachte wieder der Joker und sprach mit liebevollem Zynismus. »Außerdem lallen spirituelle Erfordernisse und finanzielle Überlegungen zusammen. Da das Geld, das ich zum Reisen brauche, mit Zeit bezahlt wird, kann ich es mir

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