Kind des Glücks
triumphierend ins Firmament erheben!«
Durch diese wirklich übertriebene Angeberei kamen vielen von uns, mir auch, gewisse Scherze in den Sinn. Doch niemand begann zu spotten. Denn das transzendente Bild, das in unsere Augen gebrannt war, erzeugte eine Art Starre, die Pater Pan mit dem Zeitgefühl eines echten Meisters benutzte.
Er setzte sich plötzlich nieder, lehnte sich gegen einen Berg, legte den Arm über einen zweiten Gipfel und verwandelte das Gebirge in einen etwas unregelmäßigen Sessel.
»Natürlich sind es sehr kleine Berge«, sagte er mit einer ganz anderen Stimme, was ein allgemeines Gelächter hervorrief. »Und was meine überragende Prächtigkeit angeht, nun, die liegt zu einem guten Teil an dieser theatralischen Beleuchtung, und das Firmament, vor dem ich mich triumphierend erhebe, ist nichts weiter als der übliche Ersatz der Edojin für den wirklichen Himmel. Manchmal vergesse ich das. Ihr vergeßt es auch.«
Er stand wieder auf, doch nun waren das zauberische Licht und die Perspektive unwiderbringlich gebrochen; er schritt in kleinen Ellipsen umher, während er weitersprach, als wollte er verhindern, daß sich das prächtige Bild abermals aufbaute.
»Wir dürfen nicht vergessen, daß der König der Zigeuner nur ein Kind des Glücks und der Prinz der Joker ein ganz normaler Mann ist«, erklärte er in völlig untypischer Bescheidenheit. »Das Kind des Glücks vergißt nicht, daß niemand einem Führer folgen sollte, und der Mann weiß, daß der Guru, der seiner Schüler wert ist, jener ist, der weiß, wann es genug ist.« Er nahm eine etwas angeberische Haltung ein, während er die letzten Worte verkündete, als wollte er uns dafür schelten, daß wir uns seinem übermächtigen Charme unterworfen hatten.
»Gewiß, und ich hoffe, ihr habt es nicht vergessen«, sagte er nüchterner. »Ich hoffe, ich lasse Kinder des Glücks zurück, die die Lieder ihres eigenen Geistes hören, statt einer zerlumpten Bande von Kleingeistigen, die nur auf meine Flunkerei etwas geben. Denn das große Edoku ist nur ein einziger Flicken im Tuch, aus dem unser zweites Raumfahrendes Zeitalter gewirkt ist, und unsere Zeit hier ist nichts weiter als ein einziger Pulsschlag in der tausendjährigen Geschichte unserer Art. Und dieser Mann, der hier vor euch steht, hat einen mächtigen Eid geleistet, alles zu sehen und alles zu sein auf allen Welten der Menschen, bevor seine Zeit zu Ende geht. So habe ich geschworen, und so solltet ihr alle schwören, denn Pater Pan wäre kein wahres Kind des Glücks, wenn er seine eigene Zauberstraße gegen die lästige Rolle eures ewigen Übervaters eintauschte.«
Er hielt inne, und dann, so schien es, sah er mir direkt in die Augen und brach mein Herz; ich sollte erfahren, daß andere ebenfalls diesen durchdringenden Blick auf sich spürten.
»Ich habe das Lied gesungen und die Geschichten weitergegeben, ich habe euch als Freunde und Geliebte kennengelernt und eurem Stamm den Namen gegeben, und nun gebe ich die Fackel weiter. Genug ist genug. Erbittet nichts weiter vom König der Zigeuner. Sein Tag als Domo dieser Feier ist zu Ende. Morgen früh bricht der Prinz der Joker auf, um weiterzuziehen und seine Dienste anderen Kindern des Glücks auf den weitverstreuten Menschenwelten zu schenken. Der Zigeunerkönig von Edoku ist tot, lang lebe der Jokerprinz der Zauberstraße!«
Naturellement brauche ich wohl nicht eigens zu beschreiben, daß auf diese Verkündung die Hölle losbrach, daß sich unser Fest in ein wildes aufgeregtes Durcheinander verwandelte, während wir in kleinen Gruppen durch den Bezirk mit den Türmen zum Camp der Gypsy Joker zurückwanderten wie eine Flut, die von einer Felsküste ms Meer zurückströmt.
Aber vielleicht birgt die Stimmung unseres Rückweges auch eine Erhellung, denn während der erwartete mal d’esprit auch nicht zu übersehen war, gab es doch eine gewisse Einsicht, denn niemand konnte im Herzen leugnen, daß Pater Pan die Wahrheit gesprochen hatte.
Hatten wir nicht dieses kunstvolle Bild, das sich selbst geschaffen hatte, als den Führer nicht nur unseres Stammes, sondern unseres Geistes gewählt? Und hatten wir nicht alle von Pater Pan selbst gelernt, daß gerade dies eine Verletzung des Geistes war, den er uns lehrte? Denn ist das wahre Kind des Glücks nicht ein Mensch, der seinem eigenen Geist folgt und keinem anderen? Konnten wir deshalb leugnen, daß der König der Gypsy Joker sterben mußte, damit wir nicht vergaßen, daß die Kinder
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