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Kind des Grals

Kind des Grals

Titel: Kind des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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ihnen.
    »Wie sieht es aus? Haben sie das Dorf schon erreicht?« bestürmte Hidden Moon ihn.
    Der Aboriginal bejahte. Dann fragte er den Arapaho: »Du wolltest sie warnen. Warum hast du es nicht getan?«
    »Ich habe es getan!«
    »Davon war nichts zu sehen.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, daß Chiyoda und seine Schüler reichlich Beute gefunden haben ...«
    *
    Jerusalem
    Lilith konnte die Angst der Kinder förmlich riechen.
    David Chaim schielte haßerfüllt zu ihr herüber. Im Beisein Anums hatte Lilith die hypnotische Fessel gelockert. Der Vampir aus grauer Vorzeit hatte sie dazu aufgefordert, und seine Worte: »Jeder Täufling muß ganz und gar er selbst sein, frei von fremdem Willen und Wollen!« verhießen nichts Gutes, auch wenn sie vordergründig so klingen mochten.
    »Ein großer Moment«, wandte sich Anum an die Frau, die ihm eine Gefährtin sein wollte ...
    ... und nach Vollendung dieses Aktes auch sein würde.
    Blut würde ihren Pakt besiegeln.
    Ihr Blut.
    Und es würde zugleich Klarheit bringen, die letzten Zweifel beseitigen, ob aus der Verbindung einer Halbvampirin und eines Urvampirs Kinder hervorgehen konnten - mit Hilfe des Lilienkelchs.
    Lilith stand noch ganz unter dem Eindruck des Erlebten.
    Die surreale Reise durch den Kelch bis hin zu dessen geknebelten HERZ war ihr unvergeßlich - besonders der Moment, als sie die Blockade um den magischen Kern des Unheiligtums zu durchbrechen versucht hatte.
    Versucht? Es war ihr gelungen! Mühelos.
    Und der Aufruhr, in dem ihre Gefühle seither tobten, basierte vor allem anderen darauf, daß sie meinte, von der knebelnden Kraft, die sich im Kelch eingenistet hatte, erkannt worden zu sein ...
    Anums Spekulationen dazu gingen ihr nicht mehr aus dem Sinn. War es tatsächlich möglich, daß sie diese Würgeschlinge um das HERZ des Kelchs gelegt hatte, und daß sie deshalb logischerweise auch die einzige war, die sie wieder aufheben oder umgehen konnte?
    »Vielleicht«, reagierte Lilith zurückhaltend auf Anums Pathos. Sie horchte in sich. Versuchte sich der moralischen Maßstäbe und Prinzipien zu erinnern, die ihr einmal so viel bedeutet hatten - damals, als Beth an ihrer Seite gegen Vampire gekämpft hatte.
    Gegen alle Vampire!
    Sie steckte in der größten Sinnkrise ihres Lebens. Und wenn sie nicht aufpaßte, wenn sie jetzt die falsche Richtung einschlug, würde dies kaum mehr korrigierbar sein!
    Ihr Blick wich den Kindern aus, suchte Halt an Anum.
    Sie war an einem Scheideweg angekommen. Wollte sie eine gemeinsame Zukunft mit diesem Mann und dafür vielleicht alles ver-raten, alles hinter sich lassen, woran sie einmal geglaubt hatte?
    Noch nie war ihr das Dilemma, in dem sie schwebte, brutaler bewußt geworden. Der Mangel an eigener Erinnerung, der Verlust ihrer Vergangenheit und damit der wichtigsten Orientierungshilfe, um die eigene Persönlichkeit überhaupt ausloten zu können, erwies sich hier und jetzt als die Crux, an der sie zu zerbrechen drohte.
    »Nicht vielleicht - ganz, ganz sicher!«
    Anums Augen funkelten in kühler Überzeugung. Für ihn, daran hatte er von Beginn an keine Zweifel gelassen, bedeuteten die Leben zweier Menschen wenig, vielleicht nichts. Mit der bevorstehenden Kelchtaufe hatte er nichts zu verlieren - er konnte nur gewinnen. Denn wenn sie gelang .
    Lilith erstarrte innerlich. Plötzlich wurde ihr eines ganz klar: Noch mehr als ein Scheitern des absonderlichen »Zeugungsakts« und den Tod der beiden Täuflinge fürchtete sie . das Gelingen!
    Wollte sie wahrhaftig solche Kinder mit Anum teilen?
    Kinder, die auf dem Höhepunkt der Bluttaufe ihre Menschlichkeit abstreifen würden wie eine zu eng gewordene Haut? Die ihre »Erhöhung« zum unsterblichen Vampir erst mit dem Leben bezahlen mußten, das ihre leiblichen Eltern ihnen einst geschenkt hatten ...?
    Sie spürte, wie schwer ihr das »Nein« fiel, obwohl ganz tief in ihrem Innersten ein Schrei ertönte. Anums Nähe, die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, die Verlockungen einer gemeinsamen Zukunft, die er ihr ausgemalt hatte . all dies wog am Ende schwerer.
    Ohne ihn habe ich keine Zukunft! Überhaupt keine!
    Die Tragik dieser Erkenntnis gab den Ausschlag.
    Die Angst, wieder ganz allein dazustehen, übertünchte die Skrupel, die sich Gehör zu verschaffen suchten. Sie wollte nie mehr auf den Spuren ihrer einstigen Bestimmung, die sie ohnehin nur aus der CHRONIK kannte und deshalb schwer akzeptieren konnte, umherziehen. Aber auch unter den Menschen fühlte sie sich

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