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Kind des Grals

Kind des Grals

Titel: Kind des Grals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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fremd und un-verstanden.
    Die einzigen Freunde, die je ihren Weg begleitet, je ihre Einsamkeit gelindert hatten und die ihr Beth' Erinnerung wieder ein Stück weit nahegebracht hatte, lebten nicht mehr - waren mehr oder weniger für sie gestorben: Beth selbst und ein Mann namens Duncan Luther .
    All das war so lange her und so weit weg, daß es ebensogut der erzählten Erinnerung eines Fremden hätte entstammen können.
    »In Ordnung«, gab Lilith das ungeduldig erwartete Signal an Anum. »Fangen wir an. Was muß ich tun?«
    Anum hob ihr den Kelch entgegen, der ganz zart von innen heraus zu glühen begann. »Zunächst: ihn füllen. Du wirst den Verlust gar nicht spüren. Aber ihr Leben -«, sein Nicken ging in Richtung der bang zuhörenden Kinder, »- wird es von Grund auf verändern.«
    Wie wahr, dachte Lilith fröstelnd.
    »Dein Arm - halte ihn über den Kelch!« forderte Anum sie auf.
    Sie gehorchte.
    David und Rahel standen wie erstarrt in einer Ecke des Zimmers. Wohin hätten sie auch fliehen sollen? Der letzte Versuch hatte ihnen wohl endgültig klargemacht, daß etwas für sie Unbegreifliches sämtliche Türen und Fenster ihres Elternhauses verbarrikadierte.
    Lilith zuckte unmerklich zusammen, als etwas Unsichtbares ihre Haut ritzte, Fleisch und Aderwand durchdrang und ein Rinnsal aus dunklem Blut hervorquellen ließ.
    War ihr Blut schwarz, wie es ein Merkmal auch der reinblütigen Vampire war, deren Lebenssaft einst bei der Taufe von Kelchmagie geschwärzt worden war? Oder täuschte das Licht, das in der Stube herrschte?
    Nein, dachte sie, auch in Mayab war mein Blut schwarz. Landru hat es mir gezeigt. Um mich zu überzeugen, daß ich bin wie er.
    Aber dies widersprach der Erinnerung, die Beth in ihr abgeladen hatte. Früher, so hatte sie daraus erfahren, war ihr Blut dunkelrot gewesen.
    Woher rührte die Veränderung? Sie beschloß, Anum danach zu fragen. Später. Wenn es ihr später noch wichtig erschien .
    Ihr Blut bedeckte den Grund der Kelchschale.
    Lilith spürte, wie die Selbstheilungskräfte ihres Körpers die Wunde am Handgelenk zu schließen versuchten - und wie ein Brennen den Schnitt noch einmal erneuerte.
    »Es ist noch nicht genug«, erklärte Anum.
    Lilith versuchte in seinem Gesicht zu lesen. Hatte er wirklich so wenig Zweifel am diesmaligen Gelingen der Zeremonie, wie er vorgab? Sie fand es nicht heraus. Seine Miene blieb undurchschaubar.
    Kann ich ihm trauen? war ihr nächster Gedanke. Wird er mir treu bleiben, wenn es gelungen ist? Oder sieht er in mir etwa nur eine ... Geburtshelferin?
    Die Idee bestürzte sie so sehr, daß ihr Arm zu zittern begann und Blut zu Boden tropfte.
    »Was ist?« fragte Anum leise. »Was quält dich?«
    »Nichts. Sag, wenn es genug ist. Und vollende, was du für nötig hältst. Ich will es nicht mitansehen. Ich werde -«
    »O nein! Du mußt bleiben! Ertrage es, und du wirst sehen, wie befreit du dich hinterher fühlst! Du wirst künftig nur noch dir selbst treu bleiben müssen ...« Er lächelte das Lächeln, von dem Lilith nicht genug bekommen konnte. »Und ein wenig natürlich auch mir - so wie ich dir.«
    Er zog den Kelch unter ihrem Arm weg.
    Die Wunde blutete ein wenig nach, hatte sich aber schon Sekunden später geschlossen.
    Anum drehte sich den Chaim-Kindern zu und fragte: »Wen nehmen wir zuerst?«
    »Ihr glaubt nicht im Ernst, daß wir das trinken?« David ballte die Fäuste.
    Anums Lächeln, von Lilith zu den Täuflingen mitgenommen, ver-sprödete. »Da haben wir ja schon unseren >Freiwilligen<.« Mit diesen Worten glitt er auf David zu.
    Lilith schloß die Augen. Doch dann er ertrug sie auch das nicht. Als sie die Lider wieder hob, war Anum gerade bei David angelangt. Das Gesicht des Jungen war zur Grimasse entstellt.
    Lilith zuckte davor zurück und fing statt dessen Rahels flehenden Blick auf, der darum bettelte, es nicht zuzulassen.
    Und hatte sie den Kindern nicht hoch und heilig versprochen, sie gegen Anum zu schützen?
    Heilig?
    Ich bin keine Heilige! Ich bin auch nur ...
    Was? Was war sie - und was würde sie sein, wenn sie das hier zuließ?
    Genug! Sie hatte sich entschieden!
    Sie hatte sich entschieden, Anum gewähren zu lassen. Und damit einen neuen Weg in eine selbstbestimmte Zukunft zu beschreiten .!
    Du betrügst dich nur selbst.
    Anum hielt den Kelch in der Linken, die Rechte zeigte auf den wie versteinert dastehenden Jungen.
    Ob er besondere Kräfte aufwandte, um David zu bannen, oder ob sein Opfer einfach nur gelähmt war von dem, was

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