Kind des Grals
mach', so schnell ich kann ...!«
Das abfällige Gelächter von Meister und Geselle hörte er nicht, weil er es nicht hören wollte. Sung zog sich in seine zweite Welt zurück, in der er der Liebling von Herrn Hoo war und dessen Wunschnachfolger.
Mit strahlendem Gesicht rannte er durch das Dorf zum anderen Ende und dort hinaus zu Herrn Yangs Weide.
Die schemenhaften Gestalten, die sich dem Dorf aus der Richtung näherten, in die der Adler wieder verschwunden war, bemerkte er nicht.
Im Gegensatz zu Herrn Hoo .
*
Ling Hoo, der Schmied, legte den Hammer beiseite.
»Den Rest kannst du allein erledigen«, wies er seinen Gesellen an. »Wenn der Trottel von der Weide zurückkehrt, kann er dir beim Beschlagen helfen. Ich mach' eine kleine Pause.«
Han stellte keine Fragen. Unwahrscheinlich, daß er Mi-Jün bemerkt hatte, als sie kurz den Kopf durch das rückwärtige Fenster in die Schmiede hereinstreckte.
Ling Hoo wischte sich die Hände an der Lederschürze ab und trocknete sein schweißglänzendes Gesicht mit einem bereitliegenden Tuch.
»Nach Yangs Gaul und nachdem du hier aufgeräumt hast, kannst du dir den Rest des Tages frei nehmen .« Mit diesen Worten ging er nach hinten und schlüpfte durch die knarrende Tür hinaus ins Freie.
Han hatte wortlos genickt und so getan, als würde er die grob fertiggestellten Hufeisen inspizieren, die dem Pferd, das Sung holte, noch angepaßt werden mußten. Aber kaum war Hoo verschwunden, setzte er sich grinsend auf einen Schemel und überlegte, ob er nicht selbst schnell zu seiner Liebsten heim rennen und sich mit ihr vergnügen sollte, ehe Sung zurückkehrte.
Ling Hoo bekam davon nichts mit. Er war schnurgerade in die kleine Scheune geeilt, die hinter der Schmiede stand. Darin lagerte allerhand altes Heu, das nicht zur Fütterung, nur noch als Streu ver-wendet wurde.
Auf einem der halb zerfallenen Ballen saß Mi-Jün.
Mi-Jün hätte Hoos Tochter sein können, zumindest vom Alter her, nicht was äußere Ähnlichkeit anging. So grobschlächtig der Schmied von Statur war, so zierlich präsentierte sich das Mädchen, das ihr Haar mit einem Kranz von Wiesenblumen verschönt hatte.
Sie lächelte. Ihre Haut roch nach Pfirsich, und ihre Augen starrten Ling Hoo bewundernd, fast fiebrig entgegen.
Der Schmied hatte nie begriffen, was sie an ihm fand. Seit letztem Jahr trafen sie sich regelmäßig. Inzwischen dachte er über die Gründe ihrer Gunst nicht mehr nach. Ihre Mischung aus gespielter Unschuld und tatsächlicher Raffinesse verwandelte ihn, kaum daß er das Scheunentor hinter sich geschlossen hatte, in ein triebgesteuertes Bündel Muskelmasse.
Noch während er auf sie zu stapfte, zog er sich das verschwitzte Hemd vom Leib und öffnete den Hosenlatz. Die Schürze fiel achtlos zu Boden. Mi-Jün blieb sitzen und machte ein erschrockenes Gesicht. Sie liebte es, den Schmied in seinem lieblosen Drang zu bestärken. Manchmal stammelte sie schon vor Lust sinnloses Zeug, wenn er nur ihre kleinen knospenden Brüste mit seinen riesigen Händen wie eine Bäuerin ihren Brotteig knetete.
Ling Hoo fragte nie, was dabei in ihr vorging. Es interessierte ihn nicht. Ihm genügte, was in ihm vorging, wenn sie sich ihm in dieser Weise darbot.
Mit verzerrtem Gesicht kniete er vor ihr nieder und grub sein immer noch naß verschwitztes Gesicht in das schmale Tal zwischen ihren kindlichen Brüsten. Gleichzeitig schon er seine Hände hinter sie, um sie zu stützen, sonst wäre sie unter seinen ungestümen Küssen, mit denen er ihre zarte Haut bedeckte, vermutlich nach hinten gefallen.
Mi-Jün wimmerte leise. Ihr gefiel es, sich wie ein Opfer zu verhalten, dabei hätte Ling Hoo nie echte Gewalt gegen eine Frau ge-braucht. Aber irgendein Funke war vor einem Jahr zwischen ihm und der Tochter des Korbflechters Yat-sen übergesprungen. Beim Erntedankfest hatten sie miteinander getanzt, gelacht, gescherzt, und in der Nacht hatte Mi-Jün ihn irgendwann in ein Gebüsch gezogen, wo sie sich mit flatternden Händen über ihn hergemacht hatte, bis es ihm heiß und mächtig gekommen war.
Was sie in seiner Hose gefunden hatte, mußte sie beeindruckt haben, denn gleich darauf waren alle Hemmungen bei ihr gefallen, und sie hatte sich auf ihn gesetzt und ihn mit demselben Temperament, wie sie tanzen konnte, geritten. Bis zur schieren Erschöpfung.
Seitdem schienen sie sich gegenseitig verfallen zu sein.
Im Dorf wurde bereits getuschelt, und obwohl es noch erträglich war, rechnete Ling Hoo doch jeden Tag
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