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[kinder] Allein unter Superhelden

[kinder] Allein unter Superhelden

Titel: [kinder] Allein unter Superhelden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Wolz
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Marvin zu seinem Tisch.
    Na, wie helfen dir deine Antennenhaare jetzt, Hohlkopf? Schon die Verkehrsnachrichten gehört: Achtung, Achtung! Ihnen nähert sich ein Schatten auf Rachefeldzug!
    Marvin schnappt sich mit der Zunge ein Stück Pizza. Laut schmatzend schlingt er es hinunter. Essmanieren sehen anders aus.
    Allerdings kann Marvin gleich froh sein, wenn er in nächster Zeit überhaupt essen kann. Dann schnappe ich mir nämlich seine dicke Zunge und binde sie dreimal ums Tischbein. Mal sehen, ob er sich danach noch traut, mit dem Lappen nach anderen zu schnalzen!
    Marvin macht den Mund auf.
    Die Zunge schießt vor.
    Ich springe von der Wand weg und greife danach.
    Die Zunge knallt wie eine Peitsche, wirbelt durch die Luft und haut mir auf die Finger.
    »Was sollte das werden, Klopp?!«
    Irgendwas ist schiefgelaufen. Keine Ahnung, was. Ich werde das zu Hause analysieren müssen. Jetzt brauche ich erst einmal einen Plan B.
    Ich suche etwas, mit dem ich verschmelzen kann. Das ist gar nicht so leicht, wenn man im schwarzen Anzug in einer freundlichen und hellen Cafeteria steht, durch deren breite Fenster die Sommersonne brennt.
    Außerdem stelle ich gerade fest, dass der Edding die Katzenaugen nicht optimal abdeckt. Ich schillere wie die Libellen-Zwillinge am Getränkeautomaten. Hoffentlich erzählen sie ihren Eltern nicht von mir, sonst wollen die mich noch adoptieren und mir beibringen, wie ich mit den Schulterblättern wackeln muss, damit ich genauso bescheuert aussehe wie die beiden Glitzertrottel. Flatter, flatter, flatter.
    »Machst du jetzt einen auf Ballett, oder was?« Marvin quatscht so laut, dass alle hergucken. »Was hampelst du die ganze Zeit hier rum?«
    »Äh, du hast mich die ganze Zeit gesehen?«
    Ich muss echt mit Paul reden. Ich nehme ihm das wirklich übel, dass er mich so ins offene Messer laufen lässt.Wegen ihm und seinen schlechten Ohren stehe ich doch da wie ein Vollidiot.
    »Abkühlung, Klopp?«
    Der will mir jetzt nichts zu trinken anbieten, oder? Das ist eher so ein Mütter-Ding, wenn man Mist gebaut hat: Wir müssen uns unterhalten, Hasi. Nimm mal die Gläser und setz dich schon an den Tisch, ja?
    Nein, Marvin ist der Typ Schwachkopf, der einem mit der Zunge eine reinhaut. Ich schaue mich um. Weit und breit ist keine Solar zu sehen, die mich diesmal davor bewahren kann.
    Mädchen! Nie da, wenn man sie doch mal braucht.
    Marvin macht einen Satz auf mich zu.
    Ob ich mich wehren soll?
    Aber Marvin ist nicht nur einen ganzen Kopf größer als ich, er ist auch total fit. Superheld eben. Und ich bin keiner. Nicht die Bohne. Ich bin weder ein Geist noch ein Phantom oder menschlicher Schatten. Ich bin ein ganz normaler Junge und habe keine Chance gegen ihn, und deshalb lasse ich mich von Marvin in den Schwitzkasten nehmen und zur Salattheke schleppen. Würde nur albern aussehen, wenn ich dabei strample.
    »So«, macht Marvin, »was haben wir denn da?«
    Er entscheidet sich für den Tomatensalat und tunkt mich hinein.
    »Guckt mal, der heult ja!«

    Gedemütigt werden ist eins. Damit kann man leben. Das sieht man an Paul. Aber was Marvin behauptet, geht gar nicht!
    Hätte einer von den Genies um mich herum in Biologie aufgepasst, wüsste er, dass Tränen eine natürliche Reaktion des Körpers sind, um das Auge zu schützen. Vor zu viel Essig im Tomatensalat zum Beispiel. Das hat rein gar nichts mit Heulen zu tun.
    Ich schaue hoch. Jetzt läuft mir die Soße erst richtig in die Augen und meine Lider flattern schneller als die Flügel der Libellen-Zwillinge, wenn sie zu viel Nektar getrunken haben.
    Mann, wenn nicht alle so laut lachen würden, könnte ich es ihnen erklären. Und Marvin würde ich – he, wo ist er hin?
    Durch den Essigschleier sehe ich ihn an seinem Tischsitzen. Er mampft in aller Seelenruhe seine Pizza, als wäre nichts passiert.
    Das gibt mir den Rest.
    Und macht mir klar, dass irgendjemand diesen durchgeknallten Frosch aufhalten muss! Kann doch nicht angehen, dass er seine Mitschüler reihenweise fertigmacht. Gut, bisher war ich der Einzige, den er in den Salat getaucht hat, weil ich ihm die Zunge festbinden wollte. Aber das war bestimmt nur der Anfang! Wenn man jetzt nichts dagegen unternimmt, tyrannisiert er später die ganze Schule. Bestimmt.
    Es ist also keine Flucht, dass ich die anderen in der Cafeteria lachen lasse und davonstiefle! Es zeigt nur, was für einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit ich habe.
    Ich taste mich an der Treppe zur Aussichtskugel vorbei zu Dr.

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