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[kinder] Allein unter Superhelden

[kinder] Allein unter Superhelden

Titel: [kinder] Allein unter Superhelden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Wolz
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Schröders Büro.
    »Wer da?«, antwortet er auf mein Klopfen.
    »Leon. Es gab da einen Zwischenfall und Sie ...«
    »Keine Zeit.«
    Ich spüre ein tiefes Brummen in den Füßen. Zzzzt! , knistert es und die Luft riecht verbrannt. Wie bei Onkel Flash, wenn er einen seiner blöden Scherze macht.
    »Ähm, ich ...«
    »Jetzt nicht!«
    Was ist denn mit Dr. Schröder? So war der doch bisher nicht.
    Wird er vielleicht bedroht und schickt mich deshalb weg? Wahrscheinlich braucht er Hilfe! Ich reibe mir den Essig aus den Augen und werfe einen Blick durch das Schlüsselloch.

Ein letzter Wunsch
    Dicke Kabel laufen am Boden entlang. An einer Wand steht ein klobiges Gerät, über Bildschirme flimmern lange Zahlenreihen.
    Zzzt! , fliegen Funken und die Luft riecht wieder verbrannt. Dr. Schröder kommt an der Tür vorbei.
    Ich lausche angestrengt.
    Atmet da jemand auf der anderen Seite?

    »Wer wird denn so neugierig sein?!« Dr. Schröder reißt die Tür auf und schiebt sich durch einen Spalt auf den Flur. Er runzelt die Stirn. »Du hast übrigens ein Stück Tomate an der Backe, Leon. Na, geht mich nichts an. Du solltest dichbeeilen, sonst verpasst du den Unterricht. Stilles Arbeiten ist angesagt. Selbstständig.« Er schubst mich an. »Hopp, hopp. Ich habe noch viel zu erledigen. Wenn wir morgen die Aussichtskugel hochgefahren und eingeweiht haben, werden wir mehr Zeit miteinander verbringen, das verspreche ich dir, haha.«
    Den Elternabend hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Spitze, dass Dr. Schröder mich daran erinnert. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als nicht nur den Vormittag mit den irren Idioten zu verbringen, sondern auch am Abend mit ihnen zusammen zu sein. Vor allem nach dem Vorfall eben.
    Dr. Schröder schlüpft in sein Büro, und weil er wahrscheinlich durchs Schlüsselloch kontrolliert, ob ich wirklich abhaue, wische ich mir die Tomate aus dem Gesicht und trotte los.
    Aber wo soll ich hin?
    Zurück in die Klasse kann ich auf keinen Fall! Wenn man dem Tod gerade von der Schippe gesprungen ist, tanzt man ihm im nächsten Moment nicht wieder auf der Nase herum.
    Auf jeden Fall habe ich keine Lust, noch einmal von einer Zunge angegriffen zu werden und mir einen Nachschlag in Sachen Tomatensalat zu holen. Ich kann ja nicht davon ausgehen, dass The Brain ausgerechnet heute durch die Schule hüpft und allen das Gedächtnis löscht.
    Der blöde Anzug ist auch drei Nummern zu klein und ich frage mich, warum mir das am Morgen nicht aufgefallen ist. Er kneift zwischen den Pobacken, und weil die Chance auf Superkräfte für mich bei null Komma null null gar nix liegt, will ich das Ding so schnell wie möglich loswerden.
    Ich gehe nach Hause!
    Wie soll Dr. Schröder das schon auffallen, wenn er so beschäftigt ist? Und damit es für die anderen nicht doch nach Flucht aussieht, erzähle ich jedem, dem ich auf dem Weg zur Aula begegne, dass es mir für heute reicht und ich keinen Bock mehr auf den Laden habe.
    Draußen folge ich der Straße. In der Ferne sehe ich die Hochhäuser der Stadt.
    Sooo weit kann das nicht sein.
    Eine Stunde später bin ich doch ziemlich froh, als ich eine Bushaltestelle finde. Das Schild ist verbogen, die Fahrpläne vergilbt und ich befürchte schon, dass hier seit Jahren kein Bus mehr gehalten hat.
    Weiterlaufen kann ich aber nicht. Der Schweiß steht mir bis zum Hals im Anzug, und so wie ich bei der kleinsten Bewegung schwitze, platze ich bald wie eine Wasserbombe.
    Außerdem fühlen sich meine Füße so platt getreten an, als hätte The Rock sie als Trampolin benutzt. Ich hocke mich auf die Bank und warte.
    Es ist so heiß, dass es mich nicht wundern würde, wenn gleich eine Herde Kamele um die Ecke marschiert käme, weil sie sich in der Sahara langweilen.
    Statt der Kamele schaukelt zehn Minuten später aber tatsächlich ein Bus heran und stoppt. Drinnen riecht es nach Käsefüßen und Pups im Sitzkissen, aber das ist mir zehntausendmal lieber, als auf Papa Rays Rücken zu hängen oder mit Laura zu springen.
    Wir zuckeln durch die Straßen. Ich überlege, ob ich nicht schon bei Paul aussteigen soll, fahre aber bis zur Endstation vor dem Superheldenviertel. Die letzten Meter schleppe ich mich zu Fuß nach Hause.
    In unserer Einfahrt treffe ich Papa Ray. Er will gerade los, weil sein Dienst gleich beginnt.
    »Alles in Ordnung, Leon? Wieso bist du denn schon da?« Papa legt mir die Hände auf die Schultern und schaut mich an.
    Mit ganz normalem Papa-Blick.
    Ob ich ihm vom vermasselten

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