Kinder, Computer und Co - Familie ist lebenswert
Hausaufgaben hat er einige Mühe. Seine Mutter kann ihm oft auch nicht weiterhelfen, entsprechend sind seine Noten.
Die Lebenswelten von Dennis und Lena sind grundverschieden, ihre Sozialisation verläuft ganz unterschiedlich und das wirkt sich auch auf ihre Mediennutzung aus. Die Unterschiede zwischen den beiden sind frappierend, ihre Chancen auf eine gute Ausbildung von vornherein ungleich verteilt. Der Eindruck entsteht, es gebe einen Kampf der Kulturen, der Milieus. Fernsehformate wie Super Nanny oder Erwachsen auf Probe , die beide aus dem Hause RTL stammen, verstärken beim Zuschauer den Eindruck, die „Unterschicht“ sei mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Gibt es also doch eine Erziehungs- und Bildungskluft? Wer solche Formate sieht, erhält diesen Eindruck.
Den schwarzen Peter pauschal den Medien zuzuweisen ist zwar einfach, löst das Problem aber auch nicht.
Medien sind ein Spiegelbild der Gesellschaft, und es wäre heuchlerisch zu meinen, nur die armen und ungebildeten Eltern hätten die Erziehungsprobleme.
Genauso undifferenziert wäre es, das Fernsehen pauschal als Unterschichtenfernsehen abzuqualifizieren. Dennoch lässt es sich nicht von der Hand weisen, dass es im deutschen Fernsehen viel Blödsinniges gibt. Weil das Fernsehen in den meisten Fällen für jüngere Kinder das Leitmedium darstellt, wären pädagogisch wertvolle Sendungen angeraten und nicht am Fließband produzierte Serien. Denn dass die Medien eine ungeheure Faszination auf Kinder und Jugendliche ausüben, sehen wir täglich im Kindergarten, wenn Bilderbücher vorgelesen werden, in der Schule, wenn die neuesten MP3-Files ausgetauscht werden, oder in den Familien, wenn die Kinder mucksmäuschenstill eine DVD anschauen.
Für die Kinder nur das Beste!
Märchen finden jüngere Kinder spannend und interessant, weil in ihnen die Welt in einem einfachen Schema von Gut und Böse aufgeteilt wird und dieses dem Entwicklungsalter dieser Altersgruppe entspricht. Älteren Kindern ist das Schema zu eindimensional, sie bevorzugen komplexere Handlungsstränge, vielschichtige Charaktere und stellen Handlungen in Frage. Kinder in der Grundschule mögen Zeichentrickfilme, schauen auch gerne mit ihren Eltern Die Sendung mit der Maus oder Löwenzahn. Anders als bei den Öffentlich-Rechtlichen werden Kindersendungen bei Super RTL durch Werbung unterbrochen. Grundschulkinder können da schon differenzieren, wissen, wann Werbung anfängt und aufhört.
Im Jugendalter werden Freunde und Gruppen außerhalb der Familie zunehmend wichtiger. Besprochen wird so ziemlich alles, was Teenager bewegt, so auch die angesagten Trends. Wenn die Mädchen auf dem Schulhof nur noch über den coolen Robert Pattinson (Hauptdarsteller in Twilight ) sprechen, dann muss man das einfach gesehen haben. Wenn der bekannte Rapper einen neuen „geilen“ Song geschrieben hat, den es im Internet als Klingelton kostenlos zum download gibt, dann ist das für viele Jungen wichtig. Mitreden kann nur, wer die Serien gesehen, die Musiksongs gehört und die Computerspiele ausprobiert hat. Da nützt alles Reden und Lamentieren nicht: Die jugendliche Kultur folgt nicht elterlichen Wünschen und Erwartungen, sondern ist selbst eine kreative Baustelle, die sich laufend neu erfindet.
Weil Medien überall verfügbar sind, passiert es immer öfter, dass schon jüngere Kinder bei ihren Geschwistern mitschauen und Bilder sehen, die für ihr Alter ungeeignet sind: Katharina (sechs Jahre) schaut gebannt mit ihrem älteren Bruder Peter (zehn Jahre) auf den Fernseher. Auf Super RTL werden gerade die Power Rangers gezeigt. In der heutigen Folge geht es um einen Computerwurm und seine Roboterarmee, der die Welt erobert. Die Power Rangers müssen die Welt verteidigen und retten. Mittels Superwaffen und Kampftechniken wird ihnen das auch gelingen. Die Beschreibung macht es schon deutlich: Gut kämpft gegen Böse und zwar mit reichlich Action und noch mehr Waffengewalt.
Der zehnjährige Peter mag diese Form von Action und die Superwaffen. Katharina gefällt vielleicht die bunte Kleidung, obwohl sie den inhaltlichen Ablauf weniger versteht; dass es um den Kampf der Guten gegen die Bösen geht, erkennt sie schon.
Ein zweites Beispiel: Die Mutter sitzt vor dem Laptop und spielt Tetris oder eines von vielen anderen kleinen Spielen für zwischendurch, die es zu Hunderten auf den Spielseiten im Internet gibt. Ihre Motivation besteht darin, sich mal kurz abzulenken, bevor sie gleich weiter Rechnungen
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