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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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uns so beschützt und sicher wie möglich fühlen. Das Leben hier gibt uns die Gelegenheit dazu.«
    »Es ist gar nicht so schlecht«, sagte die alte Frau links von ihm. »Wir haben alles, was wir brauchen.«
    »Niemand behelligt uns hier«, stimmte ihr ein alter Mann zu, der ihr gegenübersaß.
    »Niemand«, fügte die Alte hinzu.
    Sie aßen zu Ende, und der Prediger brachte sie alle in einem Stuhlkreis zusammen. Ein alter Mann mit wirrem weißem Haar und langen, schlanken Händen holte eine Gitarre heraus und begann ein Lied zu spielen, an das er sich aus seiner Kindheit erinnerte. Die Gesichter der Umsitzenden leuchteten bei der Musik und den Erinnerungen, die sie mit sich brachte, auf. Ihre Gesangsstimmen waren dünn und schwanden bald dahin, aber es gelang ihnen doch, den Liedern ein wenig Leben einzuhauchen. Logan sang nicht mit, er hörte nur zu. Gesang hatte in seiner Kindheit keine große Rolle gespielt, und auch nicht, als er mit Michael durch die Gegend gezogen war. Nun hörte er zu und erkannte, wie viel ihm entgangen war. Schlimmer noch, er erkannte, wie viel er verloren hatte.
    Schließlich sagte der Prediger: »Wir brauchen ein Lied für Bruder Logan, eines, das vom Wesen seines Lebens und seiner Arbeit erzählt.« Er sah Logan an. »Vielleicht wirst du etwas von den Worten und der Melodie mitnehmen, wenn du wieder aufbrichst. Vielleicht wird es dich beruhigen, falls du einmal Beruhigung brauchen solltest. Vielleicht erinnerst du dich dann auch daran, dass es immer noch welche gibt, die an die Ritter des Wortes glauben.«
    Er schaute zu dem Mann mit der Gitarre. »Bruder Jackson?«
    Der Mann mit der Gitarre nickte, und seine Finger begannen, die ersten Takte zu zupfen.
     
    Amazing grace,
    how sweet the sound
    That saved a wretch like me
    I once was lost,
    but now am found
    Was blind but now I see.
     
    ’ Twas grace that taught
    my heart to fear And grace my fears relieved
    How precious did
    that grace appear
    The hour I first believed.
     
    Amazing grace,
    how sweet the sound
    That saved a wretch like me
    I once was lost,
    but now am found
    Was blind but now I see.
     
    Das war alles, und anschließend konnte sich Logan an jedes Wort erinnern. Das Lied erzählte nicht gerade seine Geschich te, aber er fühlte sich ihr sehr nahe. Die Musik war schön und eingängig und beschwor starke, wahre Erinnerungen herauf. Nachdem sie gesungen hatten, senkte sich Schweigen über den Raum, und alle wandten sich Logan zu, um seine Reaktion zu sehen. Er schaute sich unter den Versammelten um und sah auf ihren Mienen ein Spiegelbild dessen, was das Lied ihm selbst bedeutet hatte. Wohin er auch gehen mochte, was immer er tat, er würde es nicht mehr vergessen.
    »Wir sind dem Mann, der das verfasst hat, etwas schuldig«, sagte der Prediger leise. »Die Worte sprechen immer noch zu uns, die Musik wirkt immer noch.«
    Sie sangen weitere Lieder. Die Nacht umfing das Haus und jene, die sich darin versammelt hatten. Tief und ungebrochen herrschte draußen die Dunkelheit. Als der Abend zu Ende ging, reichten sie einander alle die Hände, dankten für den Tag, und die alten Leute begannen, in das Hinterzimmer zu schlurfen, um sich schlafen zu legen. Die meisten nahmen sich noch die Zeit, einander eine Gute Nacht zu wünschen und Logan zu danken, eine Geste, die ihn tief berührte.
    Der Prediger kam, als die anderen weg waren. »Willst du heute Nacht hier schlafen, Bruder Logan?«
    Logan schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, Prediger. Ich habe vor, früh aufzubrechen. Ich habe mich schon von deiner Herde verabschiedet, und ich denke, dabei sollte ich es belassen.«
    »Du hast ein kleines Licht mitgebracht, als du hierherkamst. Ich hoffe, wir haben dir auch ein kleines Licht zurückgegeben.« Der Alte lächelte. »Ich wünschte, wir könnten mehr füreinander tun.«
    Logan hätte ihn gerne gefragt, wie lange er glaubte, dass sie noch hier draußen bleiben konnten. Er wollte ihm sagen, dass es zu gefährlich war, allein und ungeschützt zu sein. Aber er wusste, wie die Antwort lauten würde, und er wusste auch, dass es eine Beleidigung wäre, es auszusprechen. Manches musste man eben akzeptieren, manches war einfach so.
    »Gute Reise«, sagte der Prediger und streckte seine Hand aus.
    Logan packte sie fest. »Ich werde mich jedes Mal, wenn ich dieses Lied höre, an euch erinnern.«
    »Dann erinnere dich auch daran, dass es immer noch welche von uns gibt, die an das glauben, was du tust. Wir werden für dich beten.«
    Logan

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