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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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wirkte unbehaglich. »Ich meine, ich brauche mehr. Ich brauche Pleneten.«
    Hawk starrte ihn an. Pleneten war eine starke Arznei, die vor allem gegen Seuchenviren wirkte. Keiner außerhalb der Lager konnte sie besorgen, es sei denn, jemand stieß zufällig auf verborgene Vorräte. Selbst dann hatte man gewöhnlich damit Pech, weil die Arznei kühl gelagert werden musste, damit sie ihre Heilkräfte nicht verlor. Ungekühlt hielt sie vielleicht zehn Tage. Er hatte in seiner gesamten Zeit als Ghost noch kein Pleneten zu sehen bekommen.
    Außer einmal, als Candle den Roten Fleck hatte, und da hatte er Tessa fragen müssen.
    »Es ist für Persia«, sagte Tiger leise und starrte auf seine Füße. »Sie hat die Flecken.«
    Der Rote Fleck. Wie Candle. Persia war Tigers kleine Schwester. Die einzige Verwandte, die ihm geblieben war. Sonst hätte er wohl nicht gefragt. Hawk konnte spüren, wie die Verzweiflung in seinem Gegenüber aufstieg und ausstrahlte, wie Dampf durch Metallplatten fließt, weißglühend und kaum mehr zu bremsen.
    Hawk schaute zurück zu den anderen Ghosts. Alle erwarteten einen Handel und würden enttäuscht sein, wenn er nicht zustande kam. Das Obst war ein Luxus, auf den sich alle gefreut hatten. Einige von ihnen würden es verstehen, andere nicht.
    »Wir schließen den Handel ab«, sagte Hawk zu Tiger. »Und ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Tiger schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will das Pleneten vorher.«
    Hawk sah ihn an. »Es wird dich erheblich mehr kosten, wenn du den Handel jetzt nicht machst. Erheblich mehr.«
    »Das ist mir egal. Ich will, dass es Persia wieder gut geht.«
    Es war nicht zu ändern. Aber Hawk würde das Gesicht verlieren, wenn er bei etwas nachgab, das im Grunde auf Erpressung hinauslief.
    »Wir schließen den Handel jetzt ab«, sagte er. »Und ich gebe dir das Pleneten umsonst.«
    Tiger starrte ihn an. »Meinst du das ernst?«
    Hawk nickte und fragte sich gleichzeitig, ob er den Verstand verloren hatte.
    »Du kannst es wirklich kriegen? Du gibst mir dein Wort?«
    »Du weißt, dass du mein Wort hast und was es wert ist. Schließ den Handel ab, sonst kannst du die ganze Sache vergessen. Dann kannst du dir einen anderen suchen, der dir dein Pleneten besorgt.«
    Tiger sah ihn noch einen Moment an, dann nickte er. »In Ordnung.«
    Sie berührten sich an den Fäusten, und der Handel war geschlossen. Beide gaben ihren Leuten Zeichen, die Vorräte zu bringen, die Cats die Kisten mit Obst, kleiner, als es Hawk gefiel, aber immer noch genügend, und Candle und River Säcke mit den Zellen und den Taschenlampen. Was sie hatten, wurde getauscht, dann kehrten die Träger zu ihren alten Positionen zurück und ließen die Anführer stehen.
    Hawk blickte zum Himmel auf. Der Regen hatte aufgehört, und die Wolken rissen auf. Schon bald würde es wieder heiß werden. Er schob die Hände in die Hosentaschen und sah Tiger an.
    »Bin auf dem Weg hierher hinter dem Hammering Man über eine Echse gestolpert«, sagte er. »Ziemlich groß. Völlig zerfetzt. Ist gestorben. Was, glaubst du, könnte eine Echse so zurichten?«
    Tiger schüttelte den Kopf. »Eine Echse? Keine Ahnung. Was glaubst du?«
    »Etwas Neues, etwas, was wir noch nicht kennen. Etwas echt Gefährliches. Pass lieber gut auf.«
    Der größere Junge zog den Rand seines Regenmantels zurück und zeigte eine Flechette mit kurzem Lauf, die er am Gürtel hängen hatte. »Die habe ich vor ein paar Wochen gefunden. An der kommt nichts vorbei.«
    Hawk nickte. »Ich an deiner Stelle wäre trotzdem vorsichtig.«
    »Bring mir einfach nur das Pleneten«, knurrte der andere und ließ den Regenmantel wieder fallen. »Morgen, gleicher Ort, gleiche Zeit.«
    »Ich brauche drei Tage.«
    Tiger sah ihn wütend an. »Vielleicht hat Persia diese drei Tage nicht.«
    »Vielleicht ist das alles, was ich für sie tun kann.«
    Tiger starrte ihn noch einen Moment an, dann fuhr er herum und ging wieder zu den anderen Cats. Sie stapften die Straße hinunter davon, in einer dicht formierten Gruppe, und keiner schaute zurück.
    Hawk sah ihnen nach, bis sie außer Sichtweite waren, und dachte an den Handel, den er gerade abgeschlossen hatte. Er fragte sich, wie er es rechtfertigen konnte, Tessa wieder in Gefahr zu bringen, wenn er das Risiko doch kannte.

3
    Cheney hatte sich in der Ecke des großen Gemeinschaftsraums zwischen der alten Ledercouch und dem Spieltisch zusammengerollt. Seine massige Gestalt erinnerte an ein großes Fellknäuel, als Owl ihren Rollstuhl

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