Kinder der Apokalypse
unterirdischen Reich fern und trieben manchmal sogar mit ihnen Handel. Sie waren nicht sehr klug und sehr scheu. Sie konnten sich übel aufführen und manchmal recht furchteinflößend sein, aber man konnte mit ihnen leben.
Vor den Krächzern musste man sich in Acht nehmen. Sie konnten einen arg verletzen.
Metall klirrte in der Ferne, und die Ghosts erstarrten. Lange Minuten verstrichen, während das Echo in der Stille verklang. Hawk schaute kurz zu seinen Flügelmännern Panther und Bear, Ersterer schlank und sehnig und mit einer Haut wie schwarze Asche, Letzterer hünenhaft und mit watschelndem Gang und so blass wie Schnee. Sie waren die Starken, die, auf die er sich verließ, wenn es darum ging, die anderen zu beschützen, die Kämpfer. Sie trugen die Solarstäbe, deren Stromstoß schon bei der leichtesten Berührung selbst eine Echse das Bewusstsein kosten konnte.
Panther begegnete Hawks Blick, und seine feinen Züge blieben ausdruckslos. Er machte eine ausschweifende Geste mit dem Arm, die sämtliche Gebäude in der Umgebung einschloss, und schüttelte den Kopf. Von seinem jetzigen Standort aus sah er nichts. Bear reagierte ähnlich. Hawk wartete noch einige Minuten lang, dann sorgte er dafür, dass der kleine Trupp sich wieder in Bewegung setzte.
Als sie die Kreuzung Erste und Seneca erreichten, blieb Hawk stehen, weil er eine Bewegung bemerkt hatte. Eine riesige Echse schob sich aus der dunklen Öffnung eines Parkhauses heraus, den Kopf zurückgelegt. Sie stöhnte, als sie sich ihnen auf der Straße näherte, wobei sie sich wie unter Qualen und ruckartig bewegte. Als sie sich näherte, konnte Hawk erkennen, dass man ihr die Augen ausgestochen hatte.
Sie sah aus, als wäre sie durch einen Fleischwolf gedreht worden.
Echsen, Maulwürfe und Spinnen waren Mutanten, Menschen, deren Äußeres durch die lange Einwirkung von Strahlung oder Chemikalien verändert worden war. Maulwürfe lebten tief unter der Erde, und die Veränderungen an ihnen hatten vor allem mit der Knochenstruktur zu tun. Spinnen lebten in den Gebäuden, waren schnell und klein, mit flachen Körpern und langen Gliedern. Nur die Echsen lebten draußen, mit schuppiger Haut und stumpfen oder vollkommen unkenntlichen Zügen. Echsen waren eigentlich sehr stark und gefährlich. Hawk konnte sich nichts vorstellen, was einer Echse so etwas hätte antun können.
Dann stand Panther neben ihm. »Also, was machen wir? Warten wir, bis dieses Vieh nahe genug kommt, um uns zu umarmen? Schießen wir in den Wind, Vogelmann.«
Hawk hasste es, wenn man ihn Vogelmann nannte, aber Panther ließ sich davon natürlich nicht abhalten. Der Trotz war ihm zu tief eingegraben.
»Komm schon!«, fauchte Panther, als er nicht schnell genug reagierte. »Gehen wir.«
»Wir können ihn nicht einfach so zurücklassen. Er hat Schmerzen. Er stirbt.«
»Nicht unser Problem.«
Hawk sah ihn an.
»Er ist ein Freak, Mann«, zischte Panther.
Bear und die anderen umringten sie. Ihre Gesichter waren feucht, und in ihrem Haar glitzerten Wassertröpfchen. Ihr Atem bildete in der kühlen, nebligen Luft wabernden Niederschlag. Regen fiel in einer trüben Wolke, die die Stadt schimmern ließ wie einen Traum. Niemand sagte etwas.
»Wartet hier«, meinte er schließlich.
»Mann«, stöhnte Panther.
Hawk ließ sie in der Straßenmitte stehen und ging auf die Echse zu. Sie war groß, fast zwei Meter lang, und muskulös. Hawk war schlank und nicht sehr groß, und gegen die Echse wirkte er wie ein Zwerg. Normalerweise verwundete eine Echse einen nicht absichtlich, aber diese hier hatte solche Schmerzen, dass sie vielleicht nicht erkannte, was er vorhatte, bevor es zu spät war. Er würde schnell handeln müssen.
Er griff in die Tasche und holte den Vipernzahn heraus. Er riss die Verpackung auf und schob ihn dorthin, wo die Echse kroch und schlurfte, den Kopf von einer Seite zur anderen drehend. Aus der Nähe konnte Hawk das ganze Ausmaß ihrer Wunden erkennen und fragte sich, wieso sie sich überhaupt noch bewegte.
Es gab kein Zögern, als er sich unter den riesigen Arm duckte und ihr den Vipernzahn in den Hals rammte. Die Echse warf sich erschrocken zurück, erstarrte einen Moment, dann brach sie reglos zusammen. Hawk wartete, versetzte ihr einen Schubs mit dem Zeh. Keine Reaktion. Er schaute noch kurz auf sie hinab, dann drehte er sich um und ging wieder zu den anderen.
»Du hast gerade wertvolle Vorräte an einen Freak verschwendet«, fauchte Panther. Sein Tonfall sagte
Weitere Kostenlose Bücher