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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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den Straßen, und auch nicht in den Gebäuden, nicht einmal mehr in den Lagern. Das Wetter ändert sich, Bruder Hawk, und es droht uns davonzufegen.«
    »Es wird mich nicht davonfegen«, fauchte Hawk, wütend darüber, dass er sich schon wieder so eine trübsinnige Vorhersage anhören musste. Sein hageres Gesicht zog sich zusammen, und er verlor die Geduld. »Du triffst diese Vorhersagen, Wettermann, als hätten sie nichts mit dir zu tun. Aber du lebst auch auf der Straße. Was wirst du tun, wenn einer von denen dich angreift?«
    Das Lächeln des Alten war schief. »Schutz suchen. Es aussitzen. Warten, bis der Sturm vergeht.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich bin selbstverständlich ein alter Mann, und alte Männer haben weniger zu verlieren als Jungen wie du.«
    »Alle haben ein Leben zu verlieren, und wenn das weg ist, war’s das.«
    Hawk gefiel nicht, was er hörte. Der Wettermann sprach sonst nie über das Sterben.
    »Und von welcher Art Wetter redest du da überhaupt?«
    Der Alte schien das nicht zu hören. »Manchmal ist es besser, weit von einem drohenden Sturm wegzugehen und nicht zu versuchen ihn auszusitzen.«
    Hawk verlor den letzten Rest seiner Geduld. »Ich werde hier bald verschwinden, mach dir keine Gedanken! Vielleicht gehe ich jetzt schon. Ich packe einfach und gehe. Ich hole die Ghosts aus dieser Müllgrube und finde ein neues Zuhause, ein besseres Zuhause!«
    Die Worte kamen aus seinem Mund, bevor er sich bremsen konnte. Er wollte das nicht wirklich sagen, aber der Alte machte immer schreckliche, scheußliche Vorhersagen, und diesmal hatte es ihn einfach geschafft. Was sollte das alles? Wie viel schlimmer als jetzt konnte es denn schon noch werden?
    Der Wettermann schien seine Verzweiflung nicht zu bemerken. Er wandte sich ab und dem Nebel zu, der über der Bucht hing. »Nun, Bruder Hawk, es gibt wahrscheinlich bessere Orte als diesen hier. Aber ich weiß nicht, wo sie sind. Die meisten Städte liegen in Trümmern. Der größte Teil des Landes besteht aus Staub und Gift. Ja, es gibt die Lager, aber sie werden das, was kommt, nicht überstehen. Sie können es nicht, nicht bei dem, was kommt. Das Schlimmste hat uns noch nicht erreicht, aber es wird geschehen. Bald.«
    Hawk verlagerte das Gewicht und wollte plötzlich nur noch gehen. Er sah sich im Hafen um und schaute dann wieder zu dem Alten zurück. »Pass lieber auf dich auf«, sagte er. »Was immer da draußen in der Stadt lauert, es ist nichts, dem du begegnen willst.«
    Der Wettermann antwortete nicht. Er sah sich nicht einmal um.
    »Ich werde in ein paar Tagen wieder vorbeikommen und sehen, ob du dann mehr weißt.«
    Keine Antwort. Dann sagte der Alte plötzlich: »Wenn du gehst, Bruder Hawk, wirst du mich mitnehmen?«
    Die Frage kam so unerwartet, dass Hawk erst keine Antwort einfiel. Er wollte den Alten nicht wirklich mitnehmen, aber er wusste auch, dass er ihn nicht zurücklassen konnte.
    Er holte tief Luft und sagte: »Also gut. Falls du dann noch mitkommen willst, wenn es soweit ist.« Er hielt inne. »Ich muss jetzt gehen.«
    Er ging zurück zum Dock, unzufrieden mit sich aus Gründen, die er nicht genau bestimmen konnte, gereizt, dass er überhaupt hergekommen war. Er warf einen Blick zu Cheney, der rechts von ihm lief, den großen Kopf gesenkt und von einer Seite zur anderen schwingend.
    Hinter sich vernahm er wieder die dünne, hohe Stimme, die nun seinen Schritten folgte.
     
    »Die glückliche Menschheit war viel zu munter,
    die glückliche Menschheit fiel von der Mauer runter,
    und nicht zehn Pferde und hundert Mann
    kriegen die Ärmsten wieder zusamm’.«
     
    Ohne einen Blick zurück hob Hawk den Arm zu einem Abschiedsgruß und ging weiter durch den Nebel und das Grau.

6
    Nach seiner Begegnung mit Two Bears stieg Logan Tom wieder in den Lightning und fuhr weiter aufs Land hinaus, zu einer Stelle der Straße, wo sich die Prärie ungehindert nach allen Seiten ausbreitete. Dort parkte er, sicherte das Umfeld-Alarmsystem, stieg hinten ins Auto ein und legte sich schlafen. Er schlief tief und traumlos, und als er im Morgengrauen erwachte, fühlte er sich erfrischt und ausgeruht wie seit Wochen nicht mehr. Er zog sich im ersten Dämmerschein neben dem Geländefahrzeug aus und wusch sich mit Wasser aus dem Tank, den er hinten im Wagen aufbewahrte. Das Wasser war mit Hilfe von Tabletten gereinigt, sauber genug, um sich damit zu waschen, wenn auch ungeeignet als Trinkwasser. Niemand hatte seit Jahren etwas anderes als Flaschenwasser

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