Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
zerrissen, dass es ein Wunder war, dass die Fäden noch zusammenhielten.
    »Bist du der Wolf, von dem Mary sich hätte fernhalten sollen?«, fragte Hawk. Man wusste nie sicher, worüber der Wettermann sang.
    Der alte Mann blickte zu ihm herüber und warf dabei auch Cheney einen Blick zu, zeigte aber keine Angst. Cheney seinerseits richtete den Blick seiner grauen Augen auf die Vogelscheuche, knurrte aber nicht. »Habe nicht viel darüber nachgedacht. Glaubst du, das wäre möglich?«
    Hawk zuckte mit den Achseln. »Ich denke, du bist der Wettermann. Aber du könntest auch ein Wolf sein.«
    Der Alte kam direkt zu ihm. Er roch nach den Straßen, nach dem Hafen, den Giften und dem Müll. Seine Augen waren milchig, und die Finger, die er an den zottigen Bart hob, um nachdenklich daran zu zupfen, knochig.
    »Ich könnte vieles sein, Bruder Hawk. Aber ich bin nur einer. Ich bin der Wettermann, und meine Vorhersage für heute lautet dunkle Wolken, kalte Nächte und ein schwerer Wind, der droht, dich davonzublasen.« Die verrückten Augen richteten sich auf Hawk. »Meine Vorhersage ruft nach einer Ghost-Wache. Achte sorgsam auf das Wetter, Junge, bis ich Gelegenheit habe, dich wieder zu informieren.«
    Hawk nickte. Nicht, dass er alles verstanden hätte. Er verstand die Vorhersagen des Wettermanns nie so ganz, aber aus Höflichkeit tat er so, als wäre das der Fall. »Wir sind gestern einer Echse begegnet. Sie war vollkommen zerfetzt. Weißt du, was da draußen vielleicht sein Unwesen treibt, Wettermann?«
    Der Alte legte den Kopf schräg und spannte das hagere Gesicht an. »Etwas hat nach Fressen gesucht oder sein Territorium markiert. Etwas wie wir. Die Zeiten, in denen wir leben – wer hätte geglaubt, dass so etwas jemals geschehen könnte? Weißt du, Bruder Hawk, dass diese Stadt einmal richtig schön war? Sie war grün und glitzerte, und die Wasser dieser Bucht waren so blau und der Himmel so klar, dass man ewig weit sehen konnte. Alles war schön und neu und voller Farben, und es tat einem in den Augen weh, diese Herrlichkeit auch nur anzuschauen.«
    Er lächelte und ließ dabei schwarze Lücken in den Zähnen sehen. »Ich war ein Junge wie du, vor langer Zeit. Ich wohnte dort drüben, hinter dem Nebel.« Er zeigte nach Westen, schaute dorthin, als könnte er etwas von seiner Vergangenheit sehen, dann wandte er sich mit erschütterter Miene wieder Hawk zu. »Was haben wir getan! Was haben wir zugelassen! Wir verdienen, was uns zustößt! Wir verdienen es alles.«
    »Sprich für dich selbst«, sagte Hawk. »Ich habe nichts getan, wofür ich das hier verdient hätte. Die Ghosts haben nichts getan. Das waren die Erwachsenen. Sag mir, was du über die Echse weißt.«
    Aber der Wettermann war noch nicht bereit dazu. »Nicht alle Erwachsenen sind so schlimm, Hawk. Das waren sie nie. Sie sind nicht alle für das verantwortlich, was der Welt zugestoßen ist. Einige wenige von ihnen genügten, um die Zerstörung zu bewirken. Einige wenige mit der Macht und den Mitteln dazu. Es war anders damals. Wusstest du, dass die Menschen miteinander sprechen und sich gleichzeitig durch kleine schwarze Kästen sehen konnten, selbst wenn sie Tausende von Meilen voneinander entfernt waren? Wusstest du, dass sie auf die gleiche Weise Bilder ihrer selbst projizieren konnten?«
    Hawk schüttelte den Kopf. »Owl liest über diese Dinge, aber was soll’s? Das ist jetzt alles weg, liegt alles in der Vergangenheit. Was ist mit der Echse?«
    Der Alte starrte ihn an, als könnte er nicht glauben, was er hörte, dann nickte er langsam. »Ja, wahrscheinlich ist es wirklich weg. Wahrscheinlich.« Er schüttelte den zottigen Kopf. »Schwer zu glauben. Manchmal denke ich, es wäre nie passiert. Die Träume eines alten Mannes.«
    Er seufzte. »Dinge kommen aus der Erde, Bruder Hawk. Große und finstere Dinge, geboren aus Giften, Chemikalien und Wahnsinn, nehme ich an.« Er zog eine Braue hoch. »Ich habe sie selbst noch nicht gesehen, aber Beweise, dass sie hier waren. Wie deine Echse, ein ganzes Nest von Krächzern unten bei den Kranen am südlichen Ende, die alle in Fetzen gerissen waren. Sie haben sich gewehrt, aber sie konnten nicht standhalten. Klingt das ähnlich?«
    Hawk nickte. Die meisten Geschöpfe gingen den Krächzern aus dem Weg, besonders wenn sie auf mehr als einen stießen. Was für ein Wesen würde gleich mehrere angreifen und keine Angst haben?
    Der Wettermann beugte sich zu ihm vor. »Es ist nicht mehr sicher in der Stadt. Nicht auf

Weitere Kostenlose Bücher