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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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getrunken, und wenn die Vorräte erschöpft waren, war es wohl für sie alle vorbei.
    Als er sich angekleidet hatte, frühstückte er Dosenobst und trockenes Müsli, wobei er im Schneidersitz auf dem Boden saß und rings umher auf die leeren Felder hinausstarrte, mit dem Rücken zum Lightning. Am Horizont bildeten die Fenster der Bauernhöfe und Stallungen schwarze Löcher, und die Bäume wirkten wie unfruchtbare Stöcke.
    Während er das Essen in sich hineinlöffelte, dachte er über Two Bears nach, über die Aufgabe, die der Sinnissippi ihm übertragen hatte, und darüber, was das bedeuten mochte. Insbesondere dachte er über etwas nach, das O’olish Amaneh gesagt und das er so schnell wieder vergessen hatte, dass er sich erst jetzt die Zeit nehmen konnte, darüber nachzudenken.
    Ein Feuer naht, riesig und alles verzehrend. Wenn es entzündet ist, werden auch noch die letzten Reste der Menschheit verschwinden. Es wird plötzlich und ziemlich bald geschehen.
    Logan Tom hörte auf zu kauen und starrte seine Hände an. Es würde keine Rolle spielen, was sie anschließend machten, Dämonen oder Menschen. Wenn er als Ritter des Wortes etwas erreichen wollte – wenn irgendwer etwas erreichen wollte –, würde das geschehen müssen, bevor dieser Weltenbrand alles verzehrte. Das war es, was Two Bears ihm hatte sagen wollen, das war seine Warnung. Er musste den Zigeunermorph finden und eine Möglichkeit, die letzten Reste der Menschheit vor dem zu bewahren, was auf sie zukam.
    Er war nicht sicher, ob er es selber glaubte. Er war nicht sicher, ob er auch nur wusste, was er glauben sollte. Es kam ihm so vor, als sei die Welt im Grunde schon zu einem Ende gekommen, als könnte nicht einmal die Feuersbrunst, von der der Sinnissippi gesprochen hatte, noch etwas schlimmer machen. Aber kaum hatte er das gedacht, wusste er, dass das nicht stimmte. Es konnte immer noch schlimmer werden, selbst in einer Welt voller Verrücktheit wie dieser.
    Er beendete sein Frühstück, holte Nest Freemarks Fingerknochen heraus und warf sie auf das schwarze Tuch, in das sie eingewickelt gewesen waren. Die Knochen blieben reglos liegen, dann begannen sie sich zurechtzurücken und Finger zu bilden. Unheimlich. Er sah zu, wie sie sich bewegten, bis sie nach Westen zeigten. Er betrachtete sie einen Augenblick länger, dann las er sie wieder auf und steckte sie zurück in die Jackentasche. Er hatte seinen Marschbefehl, also sollte er sich wohl in Bewegung setzen.
    Er fuhr langsam durch den frühen Morgen, folgte dem geborstenen Band der Straße durch den Überrest eines Bundesstaats, unter wolkigem Himmel. Es war noch nicht Mittag, als er den Mississippi erreichte. Das Wasser des mächtigen Flusses zog dick und träge zwischen den entlaubten Ufern dahin, schmutzig und grau und voller Trümmer. Er konnte die Hüllen alter Autos und Laster sehen, die am anderen Ufer angespült worden waren. Er sah Teile von Häusern und umgestürzten Bäumen. Er sah Leichen. Er konnte Tod und Verfall riechen, einen schweren, Übelkeit erregenden Gestank, der in der reglosen Luft hing. Wieder ließ er den Blick zur Brücke schweifen, einem breiten Betonband, das sich nach Iowa erstreckte.
    Die Brücke war voller Leichen.
    Der Gestank kam nicht von den Toten im Fluss, er kam von dort oben.
    Er starrte einen Moment lang ungläubig hin, nicht sicher, ob er seinen Augen trauen durfte. Das behelfsmäßig zusammengezimmerte Tor sagte ihm, dass dies ein Kontrollpunkt für den Fluss gewesen war, ein Ort, der von Miliz bemannt war, die der einen oder anderen hiesigen Ordnung diente. Aber die vielen Leichen und verlassenen Fahrzeuge machten klar, dass alle hier schon lange tot waren. Sie sagten ihm auch, dass das Ende plötzlich gekommen war.
    Er ließ sich einen Moment Zeit, um sich genauer umzusehen, und fragte sich, was dort noch verborgen sein mochte. Als er nichts fand, steuerte er den S-150 langsam weiter, die geschwungene Auffahrt hinauf, und manövrierte vorsichtig an den Hindernissen vorbei. Auf der Brücke rührte sich nichts. Er begann hinüberzufahren, vorbei an Leichen mit weit ausgestreckten Armen und Beinen, gequält verkrampften Fingern, die Köpfe zurückgeworfen, die Hälse gereckt. Dann sah er das erste von vielen Gesichtern, das schwarz und ledrig geworden war, und da wusste er es.
    Eine Seuche.
    Diese hier nannte man den Schnellen Tod, wegen der unglaublichen Geschwindigkeit, mit der sie den Körpern das Leben entriss. Sie wurde durch die Luft verbreitet, eine

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