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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zur Welt gekommen waren. Owl hatte denen, die sie vergessen hatten, Geburtstage zugeteilt, und markierte sie auf einem selbstgemachten Kalender, den sie an die Wand gepinselt hatte. Sie wussten nicht, welcher Tag es war, oder welches Jahr. Sie erfand diese Dinge einfach, und es wurde zu einem Spiel, an dem sich alle beteiligten.
    An der Seite, tief im Schatten eines beinahe noch intakten Gebäudes, bewegte sich etwas. Cheney duckte sich, wandte sich der schwarzen Türöffnung zu und knurrte leise. Hawk blieb stehen, den Schlagstock bereit. Nach ein paar angespannten Momenten wandte sich Cheney ab und ging weiter. Hawk folgte ihm.
    Manchmal dachte er, es wäre alles viel einfacher, wenn sie bei Tessa im Lager leben würden. Nicht, dass man sie dort überhaupt noch hereinlassen würde, nachdem sie so lange auf der Straße gelebt hatten, aber einmal grundsätzlich gedacht. Es war sicherer, von vielen Menschen umgeben zu sein. Es gab weniger, wofür der Einzelne verantwortlich sein musste, und weniger, worum man sich Sorgen machen musste. Essen, Unterkunft und Arzneien waren leichter erhältlich. Manche Leute in den Lagern verfügten immer noch über besondere Fähigkeiten, die die Straßenkinder nie haben würden. Aber dem Leben in einem Lager haftete etwas so Schreckliches an, dass es alles andere, was vielleicht wünschenswert gewesen wäre, überschattete. Zu viele Einschränkungen und Regeln. Zu wenig Freiheit. Zu viel Konformität von wenigen zum Nutzen von vielen. Zu viel Angst vor allem außerhalb der Mauern. Es war eine kleinere Version der alten Welt, und wenn Hawk etwas in diesem Leben sicher wusste, dann, dass die alte Welt tot und verschwunden war und es auch bleiben sollte. Eine neue Welt würde aus der Asche der alten entstehen, und in einer ummauerten Festung zu leben, war nicht der Weg, das herbeizuführen.
    Es war schon fast ganz dunkel, als er aus den von Asche und Ruß geschwärzten Ruinen am Südende der Stadt auftauchte und den dunklen Umriss des Lagers erblickte, der sich vor dem grauen Horizont abzeichnete. Mauern, mehrere Stockwerke hoch, umgaben das, was einmal ein Sportfeld und eine Arena gewesen war, erstreckten sich an vier Seiten über mehrere Blocks. Ein erhöhtes Metalldach ruhte in einem Netz von Stahlträgern und Mechanismen, die einmal gestattet hatten, es hin und her zu bewegen und das Spielfeld dem Himmel zu öffnen, aber nun war das alles verrostet und unbeweglich. Stacheldraht umgab die Mauerkronen und den Rand des Lagers in dicken Rollen. Wachtürme standen an den Ecken, und schwere Barrikaden blockierten die Eingänge, die nicht ganz versiegelt worden waren. Eine weit offene Fläche trennte das Lager vom Rest der Stadt; alles in unmittelbarer Nachbarschaft war abgerissen worden, um zu verhindern, dass sich Feinde ungesehen nähern konnten.
    Ein Schild, an dem Stücke der Beschriftung abgebrochen und dessen glatte Oberfläche dauerhaft angesengt worden war, erklärte, es handele sich um SAFECO FIELD.
    Angeblich sollte es einmal eine zweite Arena gegeben haben, die auf der offenen Fläche zwischen der Stadt und dem Lager gestanden hatte. Aber Terroristen hatten dort Bomben abgeworfen, als es eines der besten aktiven Spielfelder im Land gewesen war und sich immer noch bemüht hatte, seine Traditionen aufrechtzuerhalten. Mehr als zweitausend waren bei dem Angriff gestorben, und ein großer Teil des Gebäudes war eingestürzt. Kurz danach schlug die erste Seuche zu und löschte in einer Woche über fünfzigtausend Menschenleben aus. Das war der Anfang vom Ende gewesen.
    Hawk näherte sich dem Lager auf Umwegen und hielt sich so gut es ging in den Trümmern und Schatten. Sein Ziel lag einige hundert Schritt östlich, wohin er sich geduckt bewegte, Cheney dicht neben ihm. Nichts lebte in diesem Teil der Stadt, weil die Männer auf den Mauern Tag und Nacht Wache hielten. Wenn sie etwas entdeckten, beeilten sie sich, einen Säuberungstrupp auszuschicken, um es zu vernichten. Zwielicht war für die Wächter die schwierigste Tageszeit, um Bewegung in den Trümmern erkennen zu können, selbst auf dem offeneren Land, und das stellte den Hauptgrund dar, weshalb Hawk diese Tageszeit für seine Begegnungen mit Tessa wählte. Er traf sich jede Woche am gleichen Tag mit ihr, ohne jede Abweichung. Wenn einer von ihnen nicht auftauchte, fand die Begegnung automatisch am nächsten Abend statt. Ort und Zeit waren immer die gleichen – Einbruch der Nacht in den Ruinen eines alten Hauses, das einmal mit

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