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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zugeschnürt, dass er nicht glaubt, noch einmal atmen zu können. Es gibt Kinder hier, Dutzende von ihnen, so dicht gepackt wie nur irgend machbar, und an die der Tür gegenüberliegende Wand gedrückt. Sie sind schmutzig und zerlumpt. Sie sehen jämmerlich aus. Die meisten sind nackt, Knochen stehen aus ihren ausgemergelten Körpern hervor wie Stöcke, die in einem Sack gebündelt wurden, sie werden fast nur von Sehnen und Haut zusammengehalten. Sie sehen aus wie Skelette, wie Leichen, wie Geister. Sie sind unterschiedlich alt, viele jünger als er. Sie wissen nicht, was geschieht. Sie starren ihn entsetzt und ängstlich an. Viele weinen.
    Sie fangen an, um ihr Leben zu betteln.
    »Sieh dir das an, Logan« , sagt Michael. »Dazu haben uns unsere Feinde gemacht. Das ist unsere Zukunft, wenn wir keine Möglichkeit finden, sie zu ändern. «
    Logan sieht die Kinder an und wünscht sich, er hätte sie nie gesehen. Er wünscht sich, Michael hätte ihn nicht hierhergebracht. Er wünscht sich, er könnte in den Boden sinken und verschwinden. Er weiß, dass er diesen Augenblick nie vergessen wird. Er weiß, dass dieser Anblick ihn für immer heimsuchen wird.
    »Sie sind aus unterschiedlichen Gründen noch am Leben« , sagt Michael leise. »Einige, um zu arbeiten, andere für Experimente, wieder andere für Dinge, von denen ich hier nicht sprechen kann. «
    Logan versteht. Er holt lange und tief Luft und atmet wieder aus. Er befürchtet, sich übergeben zu müssen, und kämpft dagegen an. Er schluckt und richtet sich auf.
    Michaels Hand liegt auf seiner Schulter und packt jetzt fester zu. »Wir werden die meisten von ihnen befreien und hoffen, dass einige überleben. « Er hält einen Moment inne. »Die meisten von ihnen, aber nicht alle. «
    Er geht zur abgelegensten Ecke des Zimmers, der Ecke, die im Dunkeln liegt. Als er näher kommt, erklingt eine winselnde Stimme aus dem Schatten.
    Was als Nächstes geschieht, ist unbeschreiblich.
    * **
    Logan erwachte schwitzend und verwirrt auf dem Rücksitz des Lightning und schlug unter der leichten Decke um sich, als hätte man ihm einen Hieb mit einem elektrischen Schlagstock versetzt. Der Traum vom Sklavenlager, von dem, was Michael ihm gezeigt hatte, stand ihm noch vor Augen, auf eine Leinwand aus Dunkelheit und Licht gemalt, blutrot und rasiermesserscharf.
    Wahnsinn, schrie es lautlos in seinem Kopf, und jäher, unbeherrschbarer Zorn erfüllte ihn.
    Es geschah, wie es immer geschah, eine rasche Veränderung der Gefühle, die ihn vom Siedepunkt zur Weißglut brachte. Die Leinwand des Traums dehnte sich aus, bis sie sein gesamtes Gesichtsfeld ausfüllte. Erinnerungen an alle Gräuel, die er je gesehen hatte, tauchten wie ein Schwarm zorniger Bienen aus einem dunklen Ort in seinem Kopf auf, an den er sie verbannt hatte, und der Zorn fegte rasch und schnell durch ihn hindurch. Er konnte plötzlich an nichts anderes mehr denken als an den Schrecken des Sklavenlagers, an dem er vor Stunden vorbeigekommen war. Er konnte keinen Abstand mehr gewinnen, keine Vernunft. Sein Zorn war alles verschlingend und fegte innerhalb von Sekunden durch ihn hindurch, beherrschte ihn vollkommen und verschwand dann mit einem einzigen Gedanken.
    »Vernichte es. «
    Ohne darüber nachzudenken, was er tat, kroch er auf den Fahrersitz, schaltete das Licht an, ließ den Motor an und riss das Geländefahrzeug herum. Vergessen war das Versprechen an sich selbst, dass nichts seine Suche nach dem Zigeunermorph gefährden würde. Vergessen war die Suche, die ihn an diesen Ort gebracht hatte. Sein Zorn spülte das alles weg, fegte es als belanglos beiseite und ersetzte es mit einer unerbittlichen Entschlossenheit, zu diesem Lager zurückzukehren und zu tun, was notwendig war.
    Weil es niemanden sonst gab, der den Gefangenen in diesem Lager helfen würde. Weil er wusste, was ihnen zugefügt wurde, und er konnte es nicht zulassen.
    Er nahm die Straße zurück zu der Abzweigung, dort, wo er das Leuchten der Feuer des Lagers sehen konnte, und wandte sich ihnen zu, durchglüht von Zorn wie von Lava. Er schaltete die Waffen des Geländefahrzeugs ein, machte sie scharf. Der Runenstab lag neben ihm auf dem Sitz, bereit, eingesetzt zu werden. Er hätte sich vielleicht Zeit für eine bessere Vorbereitung nehmen sollen, aber sein Zorn ließ das nicht zu. Er verlangte, dass er sich beeilte, dass er sofort handelte. Er verlangte, dass er die Vernunft beiseiteschob und dem Impuls folgend handelte.
    Er raste wie ein Racheengel

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