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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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auf das nun sichtbare Lager zu, sein inneres Feuer heftiger als die Flammen, die in den Gruben am Rand brannten. Er erreichte die Mauern beinahe, bevor die Wachen begriffen, was los war, und ihre schweren Waffen auf ihn ausrichten konnten. Er griff mit den beiden Flechettes an, die aus dem Chassis des Fahrzeugs ragten. Eisensplitter zerrissen die Mauern und die Wachen auf ihnen, als wäre alles aus dünnem Papier gemacht. Logan schwang das Fahrzeug herum, nachdem er zwei Mauern eingerissen hatte, ließ es aufröhren und sprang nach draußen, vor den Zaun und den Natodraht, den Stab in der Hand. Sie schossen jetzt mit ihren automatischen Waffen auf ihn, aber er wurde schon von der Magie seines Stabs geschützt, einer undurchdringbaren Naturkraft. Er ging vorwärts, strich mit dem Stab am Zaun und am Draht entlang, in einer langen Feuerlinie, die alles schmolz, was sie berührte. Drinnen schrien und weinten die Gefangenen, weil sie glaubten, sie würden angegriffen, weil sie glaubten, sie seien es, die sterben müssten. Er konnte nicht stehen bleiben, um ihnen das Gegenteil zu sagen. Er musste handeln, und zwar schnell.
    Innerhalb weniger Augenblicke war er durch den Zaun, ein Ritter des Wortes in rasendem Zorn, so wild und unberechenbar wie die Geschöpfe, die er jagte. Fresser erschienen wie durch Magie, wirbelten um ihn herum, Hunderte, hungrig und erwartungsvoll. Die Gefangenen duckten sich und stoben vor ihm in alle Richtungen davon, heulend vor Angst. Einst-Menschen griffen ihn in Wellen an, schossen ihre Waffen ab, versuchten ihn zu töten. Aber gewöhnliche Waffen kamen nicht gegen seinen Stab an, und er zerstreute sie wie Laub. Er bewegte sich entschlossen von Zaun zu Zaun, von Turm zu Turm, von einem Gebäude zum nächsten, und ließ alles in Flammen aufgehen.
    Er hielt nach einem Dämon Ausschau, aber es kam keiner. Er hatte Glück, aber Glück war auch ein Teil dessen, was ihn am Leben erhielt.
    Die Einst-Menschen fielen zurück, verloren den Mut angesichts seiner Wildheit und scheinbaren Unverwundbarkeit. Ihre verrückten Augen und scharfen Gesichter verloren ihre Härte und zeigten plötzlich Angst. Bald schon flohen sie in die Nacht und suchten Zuflucht in der Dunkelheit. Die Gefangenen des Lagers eilten ihnen durch die zerbrochenen Zäune hinterher, Hunderte von Männern, Frauen und Kindern. Wie seltsame, skelettähnliche Erscheinungen flohen sie durch die Helligkeit der Flammen, ohne wirklich zu verstehen, was geschah oder wohin sie rannten. Das zählte auch für den Ritter des Wortes nicht. Es zählte nur, dass sie liefen und weiterliefen und nie wieder zurückkamen.
    Als das Lager in Flammen stand und die Pferche leer waren, wandte er sich der isolierten Gruppe von Hütten zu, die bewusst unberührt in der Mitte standen. Er starrte die schmucklosen Gebäude an, und sein Zorn verschwand mit der langsamen, erschrockenen Erkenntnis darüber, was als Nächstes geschehen musste. Er zögerte, eine Mischung aus beinahe unerträglicher Trauer und Abscheu stieg in ihm auf.
    Dann erklang Michaels Stimme aus der Vergangenheit.
    Denk nicht darüber nach. Versuche nicht, es zu begreifen. Tu, was du tun musst.
    Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und ging weiter.
    * **
    »Komm schon, Junge. Komm und sieh, was es hier im Dun keln gibt. «
    Michael steht wartend neben ihm im Schatten, aus dem Zischen und Winseln erklingt, das Gesicht wie aus Stein gemeißelt, die Worte laut und befehlend. Dennoch zögert Logan, bevor er näher kommt, denn er weiß, er sollte davonrennen, er weiß, was er jetzt sehen wird, wird ihm für immer Narben ver-Ursachen. Aber es gibt hier keine Flucht, und so tritt er vor, wie man es ihm gesagt hat.
    Die Dinge, die sich im Dunkeln verborgen haben, beginnen langsam Form anzunehmen.
    Er hält den Atem an, und seine Brust spannt sich an.
    Es sind Kinder, sieht er. Oder es waren einmal Kinder, jetzt erinnern sie an Dämonen. Ihre Arme und Beine sind im Missverhältnis zu ihren Körpern gewachsen, lang und krumm, und ihre Hände enden in Klauen. Ihre Rücken biegen sich durch wie die von Katzen, wenn sie sich zornig winden. Ihre Gesichter sind verzerrt und wahnsinnig, die Wangen hohl, das Kinn spitz, die Nasen beinahe so flach, dass sie unsichtbar sind, die Ohren geschlitzt wie von Messern, die Augen gelb wie die Spiegel ihrer Seelen, die Münder gefüllt mit nadelscharfen Zähnen und Zungen, die aus dem Mund hängen und züngeln. Es sind Manifestationen des Bösen, der Ungeheuer, deren

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