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Kinder der Apokalypse

Kinder der Apokalypse

Titel: Kinder der Apokalypse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Stimme. »Es wird uns töten.«
    Eine Vision, dachte Hawk, ohne es laut auszusprechen. Und Candles Visionen wurden immer wahr. Er fuhr mit der Hand durch ihr seidiges Haar, dann über ihren schmalen Rücken. Sie zitterte.
    »Wir müssen sofort aufbrechen«, flüsterte sie. »Sofort.«
    »Still«, versuchte er sie zu beruhigen und umarmte sie fester. »Das genügt für heute, Kleines.«
    Sofort, hatte sie gesagt.
    Und sofort dachte er an Tessa.

8
    Obwohl Logan Tom nicht erwartet hatte, das Sklavenlager wirklich zu finden – er war nicht einmal sicher gewesen, dass es überhaupt existierte –, stieß er schließlich versehentlich darauf. Das Tageslicht schwand immer mehr, und die Dunkelheit schloss sich um das Land, als er Iowa in westlicher Richtung verließ und hinausfuhr, in was auch immer dahinter lag. Er wusste nicht mehr genau, was dort lag, und es interessierte ihn auch nicht genug, um die Landkarten anzusehen, die nichts mehr zu bedeuten hatten. Doch plötzlich sah er, wie einen zweiten Sonnenuntergang, das Schimmern von Wachfeuern am Horizont. Scharlachrot gegen die hellen Schatten des Zwielichts erregte das Glühen sofort seine Aufmerksamkeit und zeigte seine Anwesenheit auf eine Weise, die ihn beinahe einlud, näher hinzuschauen. Er hatte so etwas schon öfter gesehen – zu anderen Zeiten, in anderen Lagern – und erkannte sofort, was es war, und fuhr darauf zu.
    Es war schon vollkommen dunkel, als er in seinem S-150 einen Feldweg erreichte, der von der Straße abzweigte. Mit ausgeschalteten Scheinwerfern fuhr er langsam weiter, den schweren Motor zu einem leisen Summen gedrosselt. Als er sich dem Sklavenlager näherte, nahmen die Wachtürme und Barrikaden Formen an, und die Pferche waren zu erkennen. Das Leuchten ging von einer Mischung aus Strahlern und Flammensäulen aus. Erstere wurden von Solargeneratoren betrieben, Letztere stiegen aus Feuergruben auf und verliehen der ganzen Landschaft ein höllenartiges, surreales Aussehen, als lauerten Teufelskobolde mit Heugabeln hinter jedem Schwaden Dunkelheit. Das Lager war riesig, erstreckte sich über zwei Kilometer und war mindestens ebenso breit. Es war einmal ein Viehhof gewesen, nahm er an, den die Einst-Menschen und ihre Mentoren einem anderen Nutzen zugeführt hatten. Der Gestank nach Kühen und Dung war intensiv, obwohl Logan wusste, dass das täuschen und seine Quelle auch etwas ganz anderes sein konnte.
    Als er den Motor abschaltete, immer noch weit von den Wachtürmen und den Lichtern entfernt, konnte er das Klagen der Gefangenen hören. Er saß reglos im Wagen, beschämt und erzürnt über diese Geräusche, unfähig wegzuhören. Er konnte schattige Gestalten erkennen, die sich hinter den Zäunen im trüben Schimmer der Lichter bewegten, eine trostlose, schlurfende Masse. Menschen wurden Sklaven, wurden zu lebenden Toten, von den Einst-Menschen und ihren Dämonenherren zum Arbeiten und zur freudlosen Paarung gezwungen. Das war das Schicksal all jener, die bei den Jagden nicht ihr Leben verloren. Das war der Weg der Menschen angesichts ihrer Dummheit und Untätigkeit, als der Zusammenbruch der Zivilisation begann, und es war unvorstellbar schrecklich.
    Aber er brauchte es sich nicht vorzustellen. Er hatte es so oft gesehen, dass es in seine Erinnerung eingebrannt war. Es suchte ihn in seinen Träumen heim und auch, wenn er wach war. Es ließ ihn nicht in Ruhe.
    Er fragte sich zum ersten Mal, was er hier machte. Er hatte nach dem Lager auf eine Weise gesucht, wie er schon seit Jahren solchen Einrichtungen nachspürte, als fahrender Ritter auf der Suche nach Ungerechtigkeit. Er hatte es getan, ohne darüber nachzudenken, denn es war ihm einfach gegeben, und er hatte diese Gabe angenommen, um seinen Beitrag zu leisten, damit alles wieder in Ordnung kam. Er würde die Lager angreifen und die Sklaven befreien. Er würde die Einst-Menschen und ihre Dämonenherren töten. Er würde die Zucht unterbrechen und die Sklavenpferche zerstören. Er würde tun, was er konnte, um ein wenig von dem wieder in Ordnung zu bringen, was so schrecklich falsch gelaufen war.
    Aber weshalb es ihn zu diesem Lager verschlagen hatte, war ihm unklar. Er verfügte schon über eine Aufgabe von gewaltiger Bedeutung. Er musste den Zigeunermorph finden und erkennen und ihm dann als Beschützer dienen, während er gleichzeitig eine kleine Gruppe von Menschen an einen Ort führen sollte, an dem die Menschheit sich nach der drohenden Katastrophe, die das Werk der Dämonen beenden

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