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Kinder der Retorte

Kinder der Retorte

Titel: Kinder der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Menschen zum Mars vor, zum Ganymed, zum Titan, zum Pluto und dann zu anderen Sternen, doch was immer sie suchen, sie finden es dort nicht, und so müssen sie weitere Welten entdecken und senden Sonden aus, und die Sonden rufen: ›Hallo, hört ihr mich, Menschen haben mich gebaut und ausgeschickt. Ich bringe eine Botschaft. Es gibt Menschen!‹ Und niemand antwortet. Und diejenigen, die zuerst den Ozean nicht verlassen wollten, sagen gut, gut, es ist genug, jetzt können wir haltmachen. Es hat keinen Sinn, weiter zu suchen. Wir wissen, wer wir sind. Wir sind Menschen. Wir sind groß, wir sind bedeutend, wir sind alles, und es ist Zeit, daß wir aufhören, weiter vorzustoßen, und wir haben es nicht nötig. Laßt uns in der Sonne sitzen und uns von den Androiden einen Drink servieren. Wir sitzen und rosten vielleicht ein wenig. Und dann ertönt da irgendwo aus dem Himmel eine Stimme und sie sagt 2-4-1,2-5-1,3-1. Wer weiß, was das ist? Vielleicht ist es Gott, der uns sagt, wir sollen zu ihm kommen. Vielleicht ist es der Teufel, der uns sagt, daß wir nur Erdenwürmer sind. Wer weiß? Wir können so tun, als hätten wir die Botschaft nie gehört. Wir können im Sonnenschein sitzen und weiter vor uns hindösen. Oder wir können ihnen antworten. Wir können sagen, hört, das sind wir, hier spricht der Mensch, wir haben dies und das getan, nun sagt uns, wer ihr seid und was Ihr getan habt. Und ich bin der Meinung, wir müssen ihnen antworten. Wenn man in einem Gefängnis ist, will man ausbrechen. Wenn man eine Tür sieht, öffnet man sie. Wenn man eine Stimme hört, antwortet man ihr. Das liegt in der Natur des Menschen. Deshalb baue ich den Turm. Wir müssen ihnen antworten. Wir müssen ihnen sagen, wir sind hier. Wir müssen sie erreichen, denn wir sind lange genug allein gewesen, das gibt uns seltsame Gedanken ein über den Ort und den Zweck unseres Lebens. Wir müssen weiter, heraus aus diesem Ozean, hinauf auf den Strand, immer weiter, immer weiter! Denn wenn wir aufhören, weiterzugehen, wenn wir etwas, das vor uns liegt, den Rücken kehren, dann wachsen uns wieder Kiemen. Seht ihr jetzt, warum ich den Turm baue? Glaubt ihr, ich tue es, weil Krug nur etwas Großes tun will, um zu sagen, wie groß er ist? Krug ist nicht groß, er ist nur reich. Der Mensch ist groß. Der Mensch baut diesen Turm. Der Mensch wird NGC 7293 seine Botschaft zurufen!«
    Diese Worte waren stets in Krug gegenwärtig. Doch es war so schwer für ihn, sie zu formulieren, den anderen klarzumachen, was er meinte.
    Vargas sagte: »Vielleicht kann ich die Dinge ein wenig deutlicher machen. Vor vielen Jahrhunderten wurde mathematisch erwiesen, daß die Masse eines Materieteilchens, wenn seine Geschwindigkeit sich der des Lichts nähert, sich der Unendlichkeit nähert. Also ist die Lichtgeschwindigkeit eine Geschwindigkeitsgrenze für die Materie, denn wenn wir ein einzelnes Elektron auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen könnten, würde seine Masse sich unendlich ausdehnen und das Universum füllen. Nichts reist mit der Geschwindigkeit des Lichts außer dem Licht selbst und äquivalente elektromagnetische Strahlen. Unsere Sternsonden sind immer langsamer gereist als das Licht, denn wir können sie nicht über die Geschwindigkeitsgrenze beschleunigen, und soweit ich voraussehen kann, wird es immer so bleiben, daß wir nie ein Schiff in weniger als fünf Jahren auf den nächsten Stern bringen können. Doch die Lichtgeschwindigkeit ist nur eine Grenze für Teilchen endlicher Masse. Wir haben mathematische Beweise für die Existenz einer vollkommen verschiedenen Klasse von Teilchen von der Masse Null, die fähig sind, mit unbegrenzter Geschwindigkeit zu reisen: Tachyone, Einheiten, für die die Lichtgeschwindigkeit ein absolutes Minimum ist. Wenn wir uns in Bündel von Tachyonen verwandeln und unsere wirkliche Form nach Erreichung eines Bestimmungsortes wieder annehmen könnten – in einem interstellaren Transmatsystem sozusagen –, dann hätten wir wirklich die Schneller-als-Licht-Reise. Ich will jetzt nichts über die Möglichkeiten ihrer Entwicklung sagen. Aber wir können durch Bombardierung mit hochbeschleunigten Teilchen Tachyone erzeugen, und wir glauben, wir können interstellare Blitzbotschaften ausschicken mit Hilfe eines modulierten Tachyonstrahls, der durch Wechselwirkung mit konventionellen Teilchen sich in der Form wahrnehmbaren Signals manifestieren könnte, wahrnehmbar sogar in einer Kultur, die keine Tachyontechnologie besitzt,

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