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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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weißt du darüber?“
    Maris zögerte. „Man hat uns davor gewarnt, darüber zu sprechen.“
    Voller Ungeduld schlug Coll einen Akkord auf der Gitarre an. „Verdammt noch mal, ich bin dein Bruder. Sänger oder nicht. Ich kann schweigen. Raus mit der Sprache!“
    Also erzählte Maris ihm, daß man sie zur Festung bestellt hatte und was sie dort erfahren hatten.
    „Das erklärt vieles“, sagte er, nachdem sie geendet hatte. „Oh, davon habe ich sowieso gehört. Die Leute, selbst die Landwachen, reden, und die Geheimnisse des Landmannes werden nicht so gut gehütet, wie er sich das vorstellt. Aber das hätte ich mir trotzdem nicht träumen lassen. Deswegen sind so viele Flieger hier. Wie will der Landmann es schaffen, daß kein Flieger kommt oder geht!“ Er grinste.
    „Die anderen Gerüchte“, sagte Maris hartnäckig.
    „Ja“, sagte Coll. „Wußtest du, daß Val Einflügler auf Thayos war?“
    „Val? Hier?“
    „Er hat die Insel inzwischen wieder verlassen. Man erzählte mir, er wäre erst vor einigen Tagen angekommen. Er hätte sehr mitgenommen ausgesehen, als hätte er einen langen Flug hinter sich gehabt. Fünf oder sechs andere begleiteten ihn. Alles Flieger.“
    „Hast du irgendwelche Namen gehört?“
    „Nur Vals. Er ist berüchtigt. Aber man hat mir einige von den anderen beschrieben. Eine stämmige Frau aus dem Süden mit weißem Haar. Ein großer Mann mit einem schwarzen Bart und einer Kette aus Szyllazähnen. Einige aus dem Westen, zu denen auch zwei gehörten, die womöglich Brüder sind.“
    „Damen und Athen“, sagte Maris. „Bei den anderen bin ich mir nicht sicher.“
    Evan kam mit Tassen heißen Tees und einer Platte belegter Brote zurück. „Ich schon“, sagte er. „Wenigstens bei einem. Der Mann mit der Halskette ist Katinn von Lpmarron. Er kommt des öfteren nach Thayos.“
    „Natürlich“, sagte Maris. „Katinn. Ein Führer unter den östlichen Einflüglern.“
    „Hast du noch mehr Neuigkeiten?“ fragte Evan.
    Coll stellte seine Gitarre beiseite und blies in seinen Tee, um ihn abzukühlen. „Man sagte mir, Val wäre gekommen, um die Flieger zu vertreten. Er wolle mit dem Landmann über die Freilassung der gefangengehaltenen Frau, dieser Tya, verhandeln.“
    „Ein Bluff“, sagte Maris. „Val repräsentiert die Flieger nicht. Alle, die du erwähnt hast, sind Einflügler. Die alten Familien und Traditionalisten hassen Val immer noch. Sie werden ihn nie als Sprecher akzeptieren.“
    „Ja, das habe ich auch gehört“, sagte Coll.
    „Wie dem auch sei, man sagt, daß Val eine Fliegerversammlung einberufen wollte, um über Tya zu urteilen. Bis dahin wollte er sie im Gewahrsam des Landmannes lassen …“
    Maris nickte voller Ungeduld. „Ja, ja. Aber was hat der Landmann dazu gesagt?“
    Coll zuckte die Achseln. „Einige sagten, er wäre äußerst gelassen gewesen, andere erzählten, er und Val Einflügler hätten sich lautstark gestritten. In jedem Fall hat er darauf bestanden, daß der Gerichtshof des Landmannes die Anklage gegen die Fliegerin erhebt und daß er sie aburteilt und selbst den Urteilsspruch fällt. Die Gerüchte behaupten, daß das Urteil schon feststeht.“
    „Dann hat ihm die arme Reni nicht genügt“, schimpfte Evan. „Der Landmann braucht einen weiteren Toten, um seine Ehre zu Tächen.“
    „Was hat Val dazu gesagt?“ fragte Maris.
    Coll trank einen Schluck Tee. „Ich nehme an, Val hat die Insel nach seinem Treffen mit dem Landmann verlassen. Manche behaupten, die Einflügler wollten die Festung stürmen und Tya befreien. Auch spricht man von einer Fliegerversammlung, die Val einberufen hat, um eine Strafe über Thayos zu verhängen, indem man es meidet.“
    „Kein Wunder, daß die Leute Angst haben“, sagte Evan.
    „Auch die Flieger sollten Angst haben“, sagte Coll. „Ihre Gunst bei den Einheimischen beginnt langsam nachzulassen. In einer Kneipe bei den nördlichen Klippen hörte ich eine Unterhaltung mit an. Man erzählte sich, die Flieger hätten Windhaven immer heimlich regiert. Sie hätten über das Schicksal der Inseln und Menschen entschieden, indem sie ihre Botschaften und Lügen überbracht hätten.“
    „Das ist absurd!“ sagte Maris verärgert. „Wie können sie so etwas glauben?“
    „Es geht darum, daß sie es glauben“, antwortete Coll. „Ich bin der Sohn eines Fliegers. Obwohl ich ein Flieger werden sollte, war ich es doch nie. Aber ich kenne die Bräuche der Flieger, die Bande, die sie verbinden, und das Gefühl, das sie

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