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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Fliegerfreunden vorgestellt“, sagte Val zu S’Rella. „Komm.“ Er nahm ihre Hand und führte sie gewaltsam zu vier Männern, die einen engen Kreis bildeten. Maris blieb keine andere Wahl, als ihnen zu folgen. „Ich bin Val von Süd Arren“, sagte er laut. „Das ist S’Rella. Schönes Flugwetter heute, nicht wahr?“
    Einer der vier, ein großer dunkler Mann mit kantigem Kinn, sah ihn ärgerlich an. „Ich bewundere deinen Mut, Einflügler“, polterte er, „aber sonst nichts. Ich kannte Ari flüchtig. Willst du mir ein Gespräch aufzwingen?“
    „Dies ist eine Fliegerhütte und eine Fliegerparty“, sagte einer seiner Kameraden mit Nachdruck. „Was hast du hier verloren?“
    „Sie sind meine Gäste“, rief Maris wütend. „Oder willst du auch mein Recht, hier zu sein, in Frage stellen?“
    „Nein. Nur deinen Geschmack bezüglich deiner Gäste.“ Er schlug dem großen Mann auf die Schulter. „Komm. Plötzlich verspüre ich den unbändigen Wunsch, jemanden singen zu hören.“
    Val versuchte es bei einer anderen Gruppe, die aus zwei Frauen und einem Mann bestand. Alle hatten Alekrüge in den Händen. Noch bevor er sie erreicht hatte, setzten sie ihre noch halbvollen Krüge ab und gingen hinaus.
    Nur eine kleine Gruppe büeb zurück. Sechs Flieger aus dem fernen Westen, die Maris flüchtig kannte, und ein blonder Jüngling von den Äußeren Inseln. Und plötzlich brachen auch sie auf. Mitten auf dem Weg zur Tür hielt einer von ihnen, ein Mann in mittleren Jahren, vor Val an, um mit ihm zu reden. „Du erinnerst dich wahrscheinlich nicht, aber ich gehörte in jenem Jahr zu den Richtern, als du Aris Flügel nahmst“, sagte der Mann. „Wir haben gerecht geurteilt, aber viele haben uns das Urteil übelgenommen. Vielleicht wußtest du nicht, was du tatest, vielleicht aber doch. Das spielt keine Rolle. Wenn sie sich schon weigerten, mir zu vergeben, werden sie dir nie verzeihen. Ich bedaure dich, aber wir sind machtlos. Du hättest nie zurückkehren sollen, mein Sohn. Sie werden dir niemals gestatten, ein Flieger zu sein.“
    Val hatte die ganze Zeit geschwiegen, aber nun verzog sich sein Gesicht vor Wut. „Ich brauche dein Mitleid nicht“, sagte er. „Ich strebe es nicht an, einer von euch zu sein. Und ich bin nicht dein Sohn! Mach, daß du rauskommst, alter Mann, sonst werde ich mir dieses Jahr deine Flügel holen.“
    Der grauhaarige Flieger schüttelte den Kopf, und sein Kamerad zog ihn am Ellbogen. „Laß uns gehen, Cadon. Das ist verlorene Liebesmühe.“
    Nachdem sie gegangen waren, blieb nur Riesa mit Maris, Val und S’Rella in der Hütte zurück. Sie hantierte mit den Alekrügen herum und sammelte sie zum Spülen ein. Den dreien warf sie keinen Blick zu.
    „Warmherzigkeit und Großzügigkeit“, sagte Val.
    „Nicht alle sind …“, begann Maris, aber sie spürte, daß sie nicht fortfahren konnte. S’Rella war den Tränen nahe.
    Plötzlich flog die Tür auf. Garth stand finster da. Er sah verwirrt und wütend aus. „Was geht hier vor?“ fragte er. „Ich komme von zu Hause hierhergestolpert, um meine Gäste zu bewirten, und sehe, daß alle am Strand sind. Maris? Riesa?“ Er schlug die Tür zu und schritt durch den Raum. „Wenn es einen Streit gegeben hat, drehe ich dem, der angefangen hat, den Hals um. Flieger sollten sich nicht wie Landgebundene streiten.“
    Val sah ihm ins Gesicht. „Ich bin der Grund für die fehlenden Partygäste“, sagte er.
    „Kennen wir uns?“ fragte Garth.
    „Val von Süd Arren.“ Er wartete ab.
    „Er hat nichts getan“, sagte Maris plötzlich. „Glaub mir, Garth. Er ist mein Gast.“
    Garth blickte verblüfft drein. „Warum dann …?“
    „Man nennt mich auch Einflügler.“
    Auf Garths Gesicht zeichnete sich Verstehen ab, und Maris konnte sich nun vorstellen, wie sie an dem Tag ausgesehen haben mußte, als sie Val an den Docks von Sturmstadt getrpffen hatte. Auch wurde ihr schmerzlich bewußt, wie Val sich gefühlt haben mußte.
    Ganz gleich wie Garth sich fühlte, er bemühte sich um Fassung. „Ich wünschte, ich könnte dich willkommen heißen“, sagte er, „aber das wäre eine Lüge. Ari war eine nette Frau, die niemandem etwas getan hatte. Obendrein kannte ich auch ihren Bruder. Wir alle kannten sie.“ Er seufzte und sah Maris an. „Er ist dein Gast, sagtest du? Was soll ich tun?“
    „Ari war auch meine Freundin“, sagte Maris. „Und ich will nicht, daß du sie vergißt, Garth. Aber Val ist nicht ihr Mörder. Er hat zwar ihre Flügel

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