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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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„Hm, schmeckt gut“, sagte Maris, nachdem sie einen Schluck probiert hatte. „Obwohl ich gestehen muß, keine Expertin zu sein. Normalerweise trinke ich nur Wein und Kivas.“
    Riesa lachte. „Nun, Garth schwört darauf, und er hat so viel davon getrunken, daß eine kleine Handelsflotte daraufschwimmen könnte.“
    „Wo ist Garth?“ fragte S’Rella. „Ich dachte, er wäre hier.“
    „Er kommt später“, sagte Riesa. „Er fühlte sich nicht wohl und hat mich vorausgeschickt. Aber ich glaube, er wollte sich nur vor der schlimmsten Arbeit drücken.“
    „Er fühlte sich nicht wohl?“ wiederholte Maris. „Riesa, ist etwas nicht in Ordnung? In letzter Zeit war er sehr oft krank, nicht wahr?“
    Riesas fröhliches Lächeln verschwand. „Hat er es dir gesagt, Maris? Ich war mir nicht sicher. Es fing im letzten halben Jahr an. Es sind die Gelenke. Wenn es schlimm ist, schwellen sie an. Und selbst wenn sie nicht anschwellen, hat er Schmerzen.“ Sie beugte sich etwas vor. „Ich mache mir ernstliche Sorgen und Dorrel auch. Er hat hier und in Sturmstadt Heiler aufgesucht, aber sie wußten auch keinen Rat. Er trinkt jetzt viel mehr als früher.“
    Maris erblaßte. „Mir schien es gleich so, als mache Dorrel sich Sorgen um ihn, aber ich dachte, es wäre wegen des Trinkens.“ Sie zögerte. „Riesa, hat Garth dem Landmann von seinen Problemen berichtet?“
    Riesa schüttelte den Kopf. „Nein, er hat …“ Sie verstummte für einen Moment, weil sie einem zackigen Flieger von den östlichen Inseln einen Krug Ale zapfen mußte und fuhr fort, als er gegangen war. „Er hat Angst, Maris.“
    „Wovor fürchtet er sich?“ fragte S’Rella leise und sah zwischen Maris und Riesa hin und her. Die ganze Zeit hatte sie neben Maris gestanden und zugehört.
    „Wenn ein Flieger krank ist“, sagte Maris, „kann der Landmann alle Flieger der Insel zusammenrufen und ihm, sofern sie einverstanden sind, die Flügel nehmen, damit sie nicht im Meer verschwinden.“ Sie sah Riesa wieder an. „Dann fliegt Garth seine Botschaften, als wäre er ganz in Ordnung“, sagte sie mit besorgter Stimme. „Der Landmann schont ihn nicht.“
    „Nein“, sagte Riesa und biß sich auf die Lippe. „Ich habe Angst um ihn, Maris. Die Schmerzen treten immer sehr plötzlich auf, und wenn sie ihn überfallen, während er fliegt … Ich habe ihm geraten, mit dem Landmann zu sprechen, aber er hört nicht auf mich. Du weißt ja, seine Flügel bedeuten ihm alles. In diesem Punkt seid ihr Flieger alle gleich.“
    „Ich werde mit ihm sprechen“, sagte Maris entschlossen.
    „Dorrel hat endlos auf ihn eingeredet“, sagte Riesa. „Aber es hat nichts bewirkt. Du weißt ja, wie dickköpfig Garth sein kann.“
    „Er sollte seine Flügel ablegen“, warf S’Rella plötzlich ein.
    Riesa sah sie mit ernster Miene an. „Du weißt ja nicht, was du sagst, mein Kind. Bist du die Holzflügelschülerin, die Garth letzte Nacht kennenlernte? Maris’ Freundin?“
    S’Rella nickte.
    „Garth hat von dir gesprochen“, sagte Riesa. „Du würdest das besser verstehen, wenn du ein Flieger wärst. Du und ich, wir können das alles nur als Außenstehende beobachten, wir können das Gefühl eines Fliegers in bezug auf seine Flügel nicht nachempfinden. Wenigstens sind das Garths Worte.“
    „Ich werde aber eine Fliegerin sein“, trotzte S’Rella.
    „Das wirst du ganz sicher, mein Kind“, entgegnete Riesa, „aber jetzt bist du es noch nicht. Nur deshalb kannst du so leichtfertig über das Ablegen der Flügel sprechen.“
    S’Rella fühlte sich angegriffen. Sie stand unbeweglich da und sagte: „Ich bin kein Kind mehr, ich verstehe es sehr wohl.“ Sie hätte sicherlich noch mehr zu sagen gehabt, aber in diesem Moment öffnete sich die Tür. Maris und S’Rella wandten sich automatisch um.
    Val war eingetreten.
    „Entschuldige mich“, sagte Maris, nahm Riesas Unterarm und drückte ihn als Ausdruck der Zusicherung. „Wir reden später weiter.“ Sie eilte auf Val zu. Seine dunklen Augen suchten den Raum ab. Eine Hand ruhte auf dem Griff seines verzierten Messers. Seine Pose drückte teils Nervosität, teils Herausforderung aus.
    „Eine kleine Party“, sagte er unverbindlich, als Maris und S’Rella zu ihm traten.
    „Es ist noch früh“, entgegnete Maris. „Warte ab. Komm, wir holen dir etwas zu essen und zu trinken.“ Sie deutete auf die gegenüberliegende Wand, an der ein üppig gedeckter Tisch stand, auf dem es gewürzte Eier, Früchte, Käse, Brot,

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