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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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du sagst so schreckliche Dinge über ihn. Halt bloß den Mund! Verstanden!“
    Vals Gesicht verzog sich zu einer ausdruckslosen Maske. „Ich verstehe“, sagte er gleichgültig.
    „Wie du willst. Wenn du so viel für die Flieger übrig hast, geh doch zu Garth und sage ihm, daß er seine Flügel behalten soll. Ich werde allein feiern.“
    Er drehte sich um und ging den Strand entlang zur Küstenstraße, die ihn zu der Kneipe führen würde.
    Maris nahm S’Rellas Hand. „Würdest du gerne zu Garth gehen?“ fragte sie impulsiv.
    „Könnten wir das denn?“
    Maris nickte. „Er und Riesa teilen sich eine Hütte, eine halbe Meile von hier. Er zieht es vor, nahe am Meer zu wohnen. Wir könnten nachsehen, in welcher Verfassung er sich befindet.“
    S’Rella war voller Ungeduld. Sie brachen sofort auf. Maris war ein wenig skeptisch, ob sie willkommen sein würden. Andererseits kannte sie Garth so gut, daß sie bereit war, dieses Risiko einzugehen. Ihre Angst war unberechtigt.
    Riesa sah sie strahlend an, als sie die Tür öffnete, brach dann aber sofort in Tränen aus, so daß Maris sie in den Arm nahm, um sie zu beruhigen. „Oh, kommt herein“, sagte Riesa mit tränenerstickter Stimme. „Er wird sich sicher freuen.“
    Garth saß an einen Kissenberg gelehnt im Bett, eine Wolldecke lag über seinen Beinen. Sein Gesicht war besorgniserregend blaß und geschwollen. Als er sie im Türrahmen stehen sah, lächelte er. „Ah“, brummte er mit kräftiger Stimme, „Maris! Und der kleine Teufel, der es auf meine Flügel abgesehen hat.“ Er winkte sie an seine Seite.
    „Kommt, setzt euch und erzählt mir etwas. Riesa tut nichts anderes, als sich aufzuregen und sich Sorgen zu machen. Sie bringt mir nicht einmal ein Bier.“
    Maris lächelte. „Du brauchst kein Bier“, sagte sie spröde, während sie zu ihm ging und ihn auf die Stirn küßte.
    S’Rella war an der Tür stehengeblieben. Als Garth das bemerkte, nahm sein Gesicht einen ernsten Ausdruck an. „S’Rella“, sagte er, „habe keine Angst. Ich bin nicht mehr wütend auf dich.“
    Sie stellte sich neben Maris. „Du bist nicht mehr wütend?“
    „Nein“, sagte Garth nachdrücklich. „Riesa, hole ihnen etwas zum Sitzen.“ Seine Schwester tat, wie ihr geheißen. Nachdem sie alle Platz genommen hatten, fuhr Garth fort: „Oh, ich war wütend, als du mich herausgefordert hast, und fühlte mich verletzt, das kann ich nicht leugnen.“
    „Das tut mir leid“, erwiderte S’Rella. „Ich wollte dich nicht verletzen. Ich haßte dich nicht, ich habe es nicht so gemeint, als ich es in der Hütte zu dir sagte.“
    Er gebot ihr zu schweigen. „Das weiß ich. Du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen. Das Wasser da draußen war schrecklich kalt, aber es hat mich geweckt. Den ganzen Nachmittag habe ich hier gelegen und nachgedacht. Ich bin ein Narr gewesen, und ich habe Glück gehabt, daß ich noch in der Lage bin, das sagen zu können. Es war falsch von mir zu verschweigen, wie ich mich fühlte. So hattest du recht, es auszusprechen, als du es erkanntest.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich konnte es nicht akzeptieren, ein Landgebundener zu sein, das weißt du. Ich liebe das Fliegen, meine Freunde und das Reisen zu sehr. Aber nun ist es vorbei. Meine Schwimmübung hat das bewiesen. Nun bleibt nur noch die Frage, ob ich als Landgebundener oder als untergegangener Flieger lebe.
    Bis heute ist es mir immer gelungen, die Schmerzen zu ignorieren, und alles ist gutgegangen, aber heute morgen war ich in einer fürchterlichen Verfassung, meine Arme und Beine stachen vor Schmerz. Eigentlich wollte ich darüber überhaupt nicht reden. Schlimm genug, was da passiert ist.“ Er streckte den Arm aus und ergriff S’Rellas Hand. „Was ich eigentlich sagen wollte, S’Rella, ich kann morgen nicht an den Wettkämpfen teilnehmen. Ich könnte es nicht, selbst wenn ich dürfte. Riesa und das Meer haben mich wieder zur Vernunft gebracht. Die Flügel gehören dir.“
    S’Rella konnte seinen Worten kaum glauben. Mit großen Augen sah sie ihn an, während ein scheues Lächeln über ihre Lippen huschte.
    „Was hast du vor?“ fragte Maris.
    Er zog eine Grimasse. „Das hängt von den Heilern ab“, sagte er. „Anscheinend bleiben mir drei Möglichkeiten. Entweder werde ich sterben, oder ich werde als Krüppel weiterleben. Aber vielleicht finde ich auch einen Heiler, der sein Metier kennt, dann bleibt mir die Möglichkeit, ein Handwerk zu ergreifen. Ich habe genug Eisen zur Seite

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