Kinder der Stürme
gelegt, um mir ein Schiff kaufen zu können. Ich könnte Reisen unternehmen und die anderen Inseln besuchen, andererseits flößt mir schon der bloße Gedanke, mit dem Schiff unterwegs zu sein, Angst ein.“ Er lachte in sich hinein. „Du und Dorr, ihr habt immer Witze über mich und mein mögliches Händlerdasein gemacht. Erinnerst du dich noch, Maris? Ihr habt gesagt, ich würde meine Flügel sofort verkaufen, wenn man mir genug böte, und das nur, weil ich ab und zu ein wenig Abwechslung brauche. Ein toller Händler bin ich. S’Rella bekommt meine Flügel, und ich kriege nichts dafür.“ Er lachte, und auch Maris mußte lachen.
Über eine Stunde sprachen sie über Händler, Seeleute und schließlich über Rieger. Sie lachten über Garths Witze und Gerüchte. „Corm ist entsetzt über deinen Freund Val“, sagte Garth plötzlich, „und ich kann ihm das nicht verübeln. Er fliegt so gut, daß er nie in Erwägung gezogen hat, seine Flügel zu verlieren. Und hier scheint er sie verloren zu haben, und auch ausgerechnet noch an Einflügler. Hattest du damit etwas zu tun, Maris?“
Sie schüttelte den Kopf. „Kaum. War alles Vals Idee. Er würde es nie zugeben, aber ich glaube, er wollte einen Spitzenflieger schlagen, damit die Sache mit Ari in Vergessenheit gerät. Die Tatsache, daß Corms Frau unter den Richtern sitzt, setzte dem Ganzen noch die Krone auf, und natürlich hätte es ihm eine bequeme Entschuldigung ermöglicht, falls er verloren hätte. Dann hätte er seine Niederlage auf die Vorurteile der Flieger schieben können.“
Garth nickte und machte einen rüden Witz über Corm. Dann wandte er sich an seine Schwester. „Riesa, warum zeigst du S’Rella nicht unser Haus?“ *
Riesa verstand sofort. „Ja, komm doch mit“, sagte sie. S’Rella folgte ihr aus dem Zimmer.
„Sie ist nett“, sagte Garth, als sie gegangen waren, „und sie erinnert mich wirklich sehr an dich. Weißt du noch, als wir uns zum erstenmal trafen?“
Maris lächelte ihn an. „Ich entsinne mich. Es war mein erster Flug zum Eyrie, und nachts fand dort eine Party statt.“
„Rabe war auch da. Dort hatte er seinen Trick vorgeführt.“
„Ich habe es nie vergessen“, sagte Maris.
„Hast du ihn Einflügler beigebracht?“
„Nein.“
Garth lachte. „Alle sind sich sicher, daß du es getan hast. Wir alle erinnern uns daran, wie sehr dich Rabe beeindruckt hatte. Coli hat doch sogar ein Lied über ihn geschrieben, nicht wahr?“
Maris lächelte. „Ja.“
Garth begann über etwas anderes zu reden. Dann dachte er nach.
Einen Moment lang war der Raum von Schweigen erfüllt, und das Lächeln wich allmählich aus Garths Gesicht.
Er begann zu weinen. Wehrte sich dagegen, aber er konnte die Tränen nicht unterdrücken. Er streckte seine großen Hände nach ihr aus. Maris kam herüber und setzte sich auf die Bettkante. Sie drückte und streichelte ihn. „Ich wußte … ich wollte nicht, daß S’Rella mich besucht, ah, Maris, es ist so verflucht, so verflucht …“
„Oh, Garth“, flüsterte sie. Sie küßte ihn zärtlich und war bemüht, ihre eigenen Tränen zurückzuhalten. Sie fühlte sich so’ hilflos. Für einen Augenblick stellte sie sich vor, wie sie sich an Garths Stelle fühlen würde. Sie zitterte und verwarf den Gedanken sofort wieder. Sie drückte ihn leidenschaftlicher an sich.
„Was soll ich tun?“ sagte er. „Ich … du weißt wie … wenn man nicht fliegt, kommt man nicht zum Eyrie … du weißt … schlimm genug, seine Freiheit zu verlieren, und den Wind … aber ich möchte nicht auch noch dich und die anderen Freunde verlieren, nur weil … oh, verflucht, diese verfluchten Tränen … besuch mich wieder, Maris, versprich es mir.“
„Ich verspreche es dir, Garth“, sagte sie und versuchte ihre Stimme heiterer klingen zu lassen.
„Außer, du nimmst so sehr zu, daß ich deinen Anblick nicht ertragen kann.“
Trotz der Tränen mußte er lachen. „Ah“, sagte er. „Hier … und ausgerechnet jetzt, wo ich hoffte, in Ruhe fett werden zu können. Du …“
Draußen wurden Schritte hörbar. Während Riesa und S’Rella das Zimmer betraten, versuchte Garth schnell seine Tränen mit der Decke zu trocknen. „Geht“, sagte er wieder lächelnd, „geht, ich bin müde, ihr habt mich angestrengt. Aber kommt morgen wieder, wenn alles vorbei ist, und berichtet mir, wie die Wettkämpfe ausgegangen sind.“
Maris nickte. S’Rella stellte sich neben sie, bückte sich und gab Garth einen schüchternen
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