Kinder der Stürme
während Garth nach rechts abdrehte. Beide glitten mit nahezu gleicher Leichtigkeit über den Strand und die Boote. Einige der Einheimischen winkten Garth zu und riefen seinen Namen, während er über ihren Köpfen dahinglitt. Andererseits war die Menge sehr ruhig, noch immer von Vals Übung beeindruckt.
Sena schüttelte den Kopf. „S’Rella war niemals so anmutig gewesen wie Sher oder Leya, aber sie kann mehr als das, was sie jetzt zeigt.“ Sie war durchgesackt und hatte während eines durchschnittlichen Aufwindturns an Höhe verloren. Maris mußte Senas Urteil zustimmen. S’Rella zeigte keine besondere Leistung.
„Ihr geht noch zuviel durch den Kopf“, sagte Maris. „Ich denke, ihr steckt die letzte Nacht noch in den Knochen.“
Die Abgespanntheit seiner Rivalin gereichte Garth zum Vorteil. Er stieg auf seine ruhige Art empor, vollführte anmutige Turns und drehte einen Looping. Er zeigte ganz und gar nichts Besonderes, aber selbst davon war S’Rella weit entfernt.
„Das wird eine leichte Entscheidung“, sagte der Landmann von Skulny erleichtert und suchte bereits nach einem weißen Stein. Maris konnte nur noch hoffen, daß er nicht gleich zwei fallen ließ.
„Seht euch das an“, schnaubte Sena verärgert.
„Meine beste Schülerin, und sie fliegt dahin wie ein achtjähriges Mädchen bei ihrem ersten Flug.“
„Was hat Garth vor“, dachte Maris laut. Seine Flügel drehten sich erst zum Meer und dann zur anderen Seite. Er schien beinahe zu stürzen. „Was für ein schreckliches Gewackel.“
„Hoffentlich sehen das die Richter“, sagte Sena mürrisch. „Seht, jetzt hat er es wieder korrigiert.“
Es war ihm gelungen. Die großen silbernen Flügel waren völlig gespannt, und Garth glitt ständig weiter fort. Er ritt den Wind und sank allmählich.
„Er fliegt nur“, sagte Maris verwirrt. „Er vollführt keinerlei Übung.“
Garth flog immer weiter über das Meer und die Brandung hinaus. Er flog elegant, aber zu geradlinig; es war kein Kunststück, elegant zu fliegen, wenn man vom Wind getragen wurde. Allmählich begann er an Höhe zu verlieren. Nun war er ungefähr dreißig Fuß über dem Wasser, und er sank immer noch.
Sein Flug wirkte so ruhig, so friedlich.
Maris seufzte. „Er stürzt ab“, sagte sie und wandte sich den Richtern zu.
„Helft ihm“, rief sie. „Er stürzt ab!“
„Was sagt sie?“ fragte die Richterin aus dem Osten.
Shalli setzte ihr Fernrohr an die Augen und beobachtete Garth. Soeben berührte er die Wellen. „Sie hat recht“, sagte sie leise.
Plötzlich entstand ein Chaos. Der Landmann sprang auf, winkte mit den Armen und gab Befehle. Zwei der Landwachen rannten die Treppen hinunter, und auch alle anderen rannten hin und her. Der Ausrufer legte die Hände trichterförmig an den Mund und rief: „Helft ihm. Helft dem Flieger! Die Leute in den Booten, helft dem Flieger!“ Unten am Strand wurde der Befehl vom zweiten Ausrufer wiederholt. Die Zuschauer rannten schreiend und gestikulierend an den Strand.
Garth schlug auf das Wasser. Seine Vorwärtsbewegung ließ ihn über die Oberfläche gleiten. Ein-, zweimal, und die Bespannung seiner Flügel wirbelte einen Sprühnebel auf. Er verlor an Tempo, verlangsamte und kam zum Stehen. *
„Alles in Ordnung, Maris“, sagte Sena, „es ist alles in Ordnung. Schau, gleich haben sie es geschafft.“ Unter den Schreien des Ausrufers näherte sich ein Segelboot. Besorgt verfolgte Maris die Rettungsaktion. Sie brauchten eine Minute, um ihn zu erreichen, und eine weitere, um ihn mit Hilfe eines Netzes aus dem Wasser zu ziehen. Doch aus dieser Entfernung konnte sie nicht erkennen, ob er tot oder lebendig war.
Der Landmann ließ sein Fernrohr sinken: „Sie haben ihn und die Flügel.“
S’Rella glitt in niedriger Höhe über das Segelboot hinweg, das Garth gerettet hatte. Zu spät hatte sie erkannt, was sich abspielte, und flog dann zu ihm hin, aber es war unwahrscheinlich, daß sie ihm in irgendeiner Weise hätte helfen können.
Mit grimmiger Miene gab der Landmann einer weiteren Landwache den Auftrag, sich nach Garths Befinden zu erkundigen, dann ging er an seinen Platz zurück. Die Richter diskutierten nervös untereinander, während Maris und Sena in beklemmendes Schweigen verfielen, bis der Mann zehn Minuten später zurückkehrte. „Er lebt und ist auf dem Weg der Besserung, hat aber eine Menge Wasser geschluckt“, verkündete die Land wache. „Sie bringen ihn in sein Haus zurück.“
„Was ist
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