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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Kuß, bevor sie ihn verließen.
    Gemächlich gingen sie zum Dorf zurück, dabei genossen sie den kalten Nachtwind. Sie sprachen über Garth und ein wenig über Val. S’Rella erwähnte die Flügel – ihre Flügel, Stolz klang in ihrer Stimme. „Ich bin eine Fliegerin“, sagte sie glücklich. „Es ist tatsächlich wahr.“
    Aber ganz so einfach war die Sache auch wieder nicht.
    Sena erwartete sie in der Hütte. Sie saß auf der Bettkante und blickte ungeduldig drein. Als sie eintraten, erhob sie sich.
    „Wo seid ihr gewesen?“
    „Wir wollten sehen, wie es Garth geht“, antwortete Maris. „Ist etwas passiert?“
    „Keine Ahnung. Wir sollen zu den Richtern kommen.“ Mit ihrem gesunden Auge blickte sie S’Rella bedeutungsvoll an. „Wir drei. Wir sind spät dran.“
    Sie machten sich sofort auf den Weg. Unterwegs erzählte Maris Sena, daß Garth die Flügel abgeben wolle, was aber wenig Eindruck auf die erfahrene Lehrerin machte.
    „Nun, wir werden sehen“, sagte sie.
    „Ich würde mit ihnen jetzt nicht fliegen wollen.“
    In dieser Nacht veranstalteten die Hieger keine Party. Der große Saal der Hütte war wenig besucht. Lediglich einige Flieger von den Westlichen Inseln, die Maris flüchtig kannte, saßen dort. Die Stimmung war alles andere als fröhlich. Als Maris und die anderen beiden eintraten, stand einer von ihnen auf. „Im Hinterzimmer“, sagte er.
    Die fünf Richter saßen an einem runden Tisch und diskutierten. Aber sie hielten sofort inne, als die Tür geöffnet wurde. Shalli stand auf.
    „Maris, Sena, S’Rella, kommt herein“, sagte sie. „Und schließt die Tür.“
    Sie nahmen an dem Tisch Platz. Shalli faltete ruhig die Hände, während sie sagte: „Wir haben euch hierhergebeten, weil wir eine Meinungsverschiedenheit haben und es die junge S’Rella betrifft. Sie soll Gelegenheit haben, ihren Standpunkt zu erläutern. Garth hat uns ausrichten lassen, daß er morgen nicht fliegen wird …“
    „Das wissen wir“, unterbrach Maris. „Wir kommen gerade von ihm.“
    „Gut“, sagte Shalli. „Dann versteht ihr vielleicht unser Problem. Wir müssen entscheiden, was mit den Flügeln geschieht.“
    S’Rella blickte betreten drein. „Sie gehören mir“, sagte sie. „Garth hat das gesagt.“
    Der Landmann von Skulny trommelte mit den Fingern auf dem Tisch und verzog das Gesicht. „Garth kann nicht über die Flügel entscheiden“, sagte er mit lauter Stimme. „Nun, mein Kind, werde ich dir eine Frage stellen. Falls du die Flügel bekommst, bist du dann bereit hierzubleiben und für Skulny zu fliegen?“
    S’Rella hielt seinem Blick stand, während Maris zustimmend nickte. „Nein“, antwortete sie geradeheraus. „Das könnte ich nicht. Ich meine, Skulny ist sehr hübsch. Natürlich. Aber es ist nicht meine Heimat. Ich werde mit den Flügeln in den Süden zurückkehren. Auf die kleine Insel Veleth, wo ich geboren wurde.“
    Der Landmann schüttelte verärgert den Kopf. „Nein, nein, nein. Wenn du willst, kannst du auf diesen Felsen im Süden zurückkehren, aber wenn du das tust, dann ohne die Flügel.“ Er sah die anderen Richter an. „Ich habe ihr eine Chance gegeben. Aber ich bestehe darauf, daß die Flügel hierbleiben.“
    Sena schlug mit der Faust auf den Tisch. „Was hat das zu bedeuten? Was ist hier los? S’Rella hat ein Recht auf die Flügel. Mehr als irgend jemand. Sie hat Garth herausgefordert, und er war unterlegen. Wie könnt ihr ihr die Flügel verweigern?“ Aufgebracht blickte sie von einem Richter zum anderen.
    Shalli, die die Sprecherin der Gruppe zu sein schien, zuckte entschuldigend die Achseln. „Wir haben eine Meinungsverschiedenheit“, sagte sie. „Die Frage ist doch, wie der morgige Wettkampf gewertet werden soll. Einige von uns denken, daß, wenn Garth nicht fliegt, der Sieg automatisch an S’Rella fallen soll. Der Landmann jedoch ist der Meinung, daß ein Wettkampf, an dem nur ein Flieger teilnimmt, nicht gewertet werden kann. Er besteht darauf, die beiden bereits zurückgelegten Strecken als Grundlage für die Entscheidung anzusehen. Wenn wir so verfahren, würde Garth bereits mit sechs zu fünf Steinen führen und müßte die Flügel zurückbekommen.“
    „Aber Garth hat auf die Flügel verzichtet“, sagte Maris. „Er kann nicht fliegen, er ist zu krank.“
    „Das Gesetz hat für diesen Fall vorgesorgt“, sagte der Landmann. „Wenn ein Flieger krank ist, werden seine Flügel dem Landmann und den übrigen Füegern der Insel zur Verfügung

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