Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
in >Gußform der Zeit< eine
völlig fremde Welt? Eine fremde Rasse?, eine fremde Zi- vilisation, Kultur?
    Nicht-menschlich ja, ... aber >fremder weiß schon, was er — leider, Gott wär's gepfiffen, gäb's ihn — an Verkleidung anlegen muß, um die Stim- me ungestraft erheben zu dürfen; als Werke des sehr großen Karlheinz Deschner in USA erscheinen sollten, drohten die Buchhändler dem kurzfristig mutigen Ver-
lag mit Totalboykott, leicht war verblendete, verbohrte
Öffentlichkeit alarmiert, die Bücher sind dort nie er-
schienen; — ein Vernünftiger tritt auf:
    »Wenn die Verhältnisse schwierig werden, zieht ihr es vor, euch in Verträumtheit zurückzuziehen, statt nachzudenken und zu arbeiten ... Kaplan oder nicht, du bist ein traumkranker Narr, und es ist deine eigene Schuld.«
    Die eigene Schuld, die diese Blinden nicht sehen:
    »Wir wissen, was wir wissen wollen.« — Und das ver- künden sie in ihrem Wahn auch noch, sind noch stolz auf ihre Dummheit!, »eine wuchernde, um sich greifen- de, hirnlose Masse«, die sich nur noch fortpflanzen kann — aber nicht mehr denken, planen, »unbeküm- mert und unangreifbar in ihrer Selbstsicherheit«. Und blind gegenüber den wahren Problemen der wahren Welt, geschweige gegenüber Lösungsvorschlägen, die nicht den Hauch des Irrsinns tragen.
    »Sie glauben, daß Ihr Erfolg bei der Hinwendung der Leute zu sich selbst und zu ihren persönlichen Motiven und Reaktionen die am besten geeignete Antwort sei, mit der traurigen Lage fertigzuwerden, in der wir uns
befinden?« fragt Brunner all die Grahams, Murphys, Hanussens, Jesusse, Johnny Applepies und Konsor- ten ...
    ... die Antwort ist natürlich ein hysterischer Aus- bruch: »Sie wagen es, mich der Geistesgestörtheit zu bezichtigen?«
    Auch die Neuen Heilslehrer in dieser vollkommen
fremden Welt merken nicht, daß sie in einem Wahn be- fangen sind, »nicht anders als die Anhänger früherer
Religionen. Mit Besessenen kann man nicht diskutie- ren«, sieht die Wissenschaftlerin endlich ein, die nur et- was gegen Überpopulation und Hungersnot unterneh- men wollte:
    »Teurer als bittre Wahrheit ist uns der erhabne Wahn«, wie der Dichter sagte.
    Noch einmal sei, weil noch deutlicher, Voltaire be- müht: »In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wol- len, ist schon wieder ein Irrsinn für sich.« — Aber aufge- geben hat auch er nicht.
    Es ist in diesen verseuchten Welten, in Brunners und in der unseren, gleichermaßen »zum Platzen, wenn man mitansehen muß, wie ordentliche, gewöhnliche Leute, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben, in eine Sack- gasse gelockt werden, wo sie sich auf der Suche nach
    immer wilderen und verrückteren Visionen durch Ent-
behrungen kasteien. Sie entsagen allem, Hoffnung, Exi- stenz, zugunsten dieses traumverlorenen Glaubens, daß ihre unsterblichen Seelen in einer anderen Welt mit den Geistern der Toten und der Bewohner fremder Regionen in Eintracht und Glückseligkeit fortleben werden.«
    Und sie haben dabei die aus ihrer Krankheit geborene unerschütterliche Sicherheit, die ihren Zustand in alle Ewigkeit verlängert, unheilbar macht. Argumente und
Verstand sind Bestandteile des realen Lebens, das reale
Leben aber interessiert sie nicht mehr, ist pure Neben- sächlichkeit, wenn wahrgenommen, als störend: »Auf die Erleichterung kam es an, auf den Pfad zum Licht, in Traumgesichten geschaut, die man ungezählten begieri- gen Zuhörern nahebringen konnte. Mochten andere sich angesichts einer unerträglichen Wirklichkeit in hek- tische Aktivität flüchten, der Weg nach innen war rei- cher und lohnender ...«
    »Und am Ende ... steht der kollektive Massenwahn«,
stehen die militanten Fanatiker der Religionskriege, ste- hen Inquisition, Scheiterhaufen, Zensur. Stehen Kon-
zentrationslager und Weltkriege, steht die gesegnete Atombombe in der Hinterhand, der letzte Trumpf. Aber davon reden sie nicht, die Volksverdummer und Schön- färber, die Spendenkassiere und Kanzeltycoons:
    >Freunde< sind die, die Geld abliefern. >Erleuchtete< die, die ihren Unsinn glauben, >von unbeschreiblicher
Dummheit< die, die hinterfragen, die sich, selbst irrtüm- lich!, mit einem Wissenschaftler eingelassen haben.
    John Brunner ist in diesem Falle, in der >Gußform .. .<, Optimist, er versucht glauben zu machen, daß die ratio siegen wird, daß die Mittel zum Überleben der Vernunft entsprechend aufgeteilt und ausgenützt werden,

Weitere Kostenlose Bücher