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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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aufplatzenden Skan-
dalblasen sind nur schwache Hinweise darauf, was hin-
ter den Kulissen an Großschweinereien ausgeheckt und durchgezogen wird, selbst ein John Brunner kann mit noch so beängstigend realistischen Darstellungen nur verbalisierbare, also vorstellbare Ängste ansprechen, kann nur warnen, laut und deutlich, kann bei aller Phantasie nicht darüber hinwegtrösten, daß die Wirk-
lichkeit noch viel, viel grimmiger wird ... wenn sie es nicht schon ist. Zu befürchten ist: Mensch bleibt Mensch ... mit dem schon genannten Recht... eine Schlußfolgerung, der sich John Brunner aus Kenntnis der Welt, wie sie ist, nie entzieht — trotz oftmaliger Ver- suche, seinen Geschichten ein Happy-End zu verpas- sen:
    Wichtiger als die >Story< ist nämlich diesem Autor al- lemal >Die Welt<, seine jeweilige Welt, und jede mit sei- nen anderen und unserer eng verwandt, vor der als Hintergrund, vor der als Haupt-Akteurin die >Helden<, die Menschen als ihre und nur ihre Produkte agieren.
    Daher sind die Oberflächen, die Äußerlichkeiten ei- ner vollkommen fremden Welt in >Die Gußform der Zeit< (dt. 1985, orig. >The Crucible of Time<, 1983) so weit entfernt vom Irdischen wie nur vorstellbar, sein Haupt-
anliegen, zu warnen und endlich! endlich! zum Denken und zum Widerstand gegen Willkür aufzurufen, ist in diesem Kolossalgemälde einer völlig fremdartigen Kul- tur und Rasse so klar und unübersehbar wie nur je in den klar definiert auf der Erde spielenden Hauptwer- ken, den irdischen >Morgenwelten<.
    Brunner zeichnet in diesem gewaltigen Epos penibel die Geschichte eines Planeten auf, die Entwicklung ei- ner gesamten Zivilisation ... die wie jede gelungene Pa- rabel alles in allem so fremd nicht ist, mit gewohnt viel Ironie wird so mancher Schwachsinn dem Lächeln
    preisgegeben, bis hin zum obligaten Zölibat für den Er- sten Wissenschaftlichen Kopf — solange er noch und
auch Oberpriester ist.
    Sehr, sehr frühe Machtmittel sind in diesem Gemein- wesen die Träume der ... tja, >Menschen<, die >vorsätzli- che und systematische Ausbeutung< dieser Träume, — dazu mußte es den Leuten nur genügend schlecht ge- hen:
    »Wir sind von Idioten bedrängt«, erkennt ein früher Denkender, »die dermaßen an ihren Träumen hängen,
daß sie alle Einsichten leugnen. Dabei würden ein paar ordentliche Mahlzeiten ausreichen, sie eines Besseren zu belehren!« Aber »unter den Kaplänen ist es Sitte, an- gesichts einer Gefahr in der Hoffnung zu fasten, daß ih- nen eine Vision vom Himmel zuteil werde, mit deren Hilfe sie Rettung für sich und ihre Kameraden finden würden. Es war kein Fall einer auf solche Weise bewirk- ten Rettung bekannt, aber die Gewohnheit überdauer- te.« — und kehrte immer wieder, wenn Notzeiten an-
brachen, die Kapläne »konnten sicher sein, daß Hunger
und Zukunftsangst das Volk unweigerlich zum Glauben
und zu den Bräuchen der Vorfahren zurückführen wür- den«.
    Vollzug des intellektuellen Selbstmordes: »Wir wissen, was wir wissen wollen.«
    Denn »Der Aberglaube, in dem wir aufgewachsen, ver- liert, auch wenn wir ihn erkennen, darum doch seine Macht nicht über uns«, läßt Lessing seinen Tempelherrn im >Nathan< wahr-sagen, und Voltaire setzt noch eins drauf: »Gewohnheit, Sitte und Brauch sind stärker als die Wahrheit«, noch einfacher faßt es nur das Sprich- wort, Volkes Maul: »Glauben ist leichter als Denken.«
    Sie sprachen von der >höheren Wirklichkeit< und da- bei ging es nur um die Macht, und sie gewannen die
    Macht und konnten sie halten, weil sie das Volk unwis- send hielten, weil »die Religiösen ... darauf bedacht wa-
ren, alle auf eine geistige Ebene herabzuziehen, wo Ver- nunft und Traum nicht unterscheidbar war«. Sie gingen so weit, das »Sehvermögen des ganzen Volkes zu beein- trächtigen«, damit es die >rationalistischen Schriften<
der >Ausländer< nicht lesen konnte, als Bekräftigung und äußeres, sichtbares Zeichen ihrer Rechtschaffenheit gleichsam verbrannten sie Sternkarten, taten wissen- schaftliche Erkenntnisse als Legenden ab, solange es ir- gend ging. Sie hatten traditionell nichts zu bieten außer
Zuspruch und Gebet, und natürlich ihre Spekulations-
besessenheit, »ihre Begeisterung für alles, was unbe- weisbar war«.
    Als schließlich die Naturwissenschaften unüberseh- bar die besseren Argumente vorzuweisen hatten, saßen sie an den Hebeln der Macht, waren auf ihrer Seite blin- der Fanatismus und das Recht, in die Kerker zu werfen.
    John Brunner beschreibt

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