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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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gehört, für den Playboy-Kalender von neunzehnhundertzweiundsechzig sollen tausend Dollar in Silber hingelegt worden sein, das soll irgendwo weiter östlich gewesen sein, in Nevada oder so einer Gegend.« Nun war Hardy versonnen geworden, hatte die unfertige Falle verges
    sen und starrte vor sich hin ins Nichts.
    »Wo ich gearbeitet habe, als es geknallt hat«, erzählte Stuart, »im TV modern, dort hatten wir in der Kundendienstabteilung stapelweise Kalender mit Mädchen herumliegen. Natürlich dürften sie alle verbrannt sein.« Bis jetzt hatte er das jedenfalls immer angenommen. Hardy nickte auf ergebene Art und Weise. »Nehmen Sie mal an«, fügte Stuart hinzu, »jemand buddelt irgendwo in den Ruinen und stößt auf ein ganzes Lager voller Mädchenkalender. Können Sie sich das vorstellen?« Seine Gedanken wirbelten. »Wieviel könnte er damit wohl verdienen? Millionen? Dafür ließe sich wieder wirklicher Besitz erhandeln. So jemand könnte sich einen ganzen Landkreis unter den Nagel reißen!«
    »Stimmt«, sagte Hardy und nickte.
    »Ich meine, er wäre ein für allemal reich. Es werden ja einige im Fernen Osten fabriziert, in Japan, aber sie taugen nichts.«
    »Ich habe sie gesehen, es sind elende Fetzen«, bestätigte Hardy. »Das entsprechende Fachwissen ist verkümmert, die Spezialkenntnisse sind in Vergessenheit geraten. Das Drucken ist ein ausgestorbenes Gewerbe. Vielleicht bleibt's für immer so.«
    »Glauben Sie nicht, es liegt eher daran, daß es heute keine Mädchen mehr gibt, die so wie damals aussehen?« äußerte Stuart. »Heute sehen die meisten Menschen doch wie räudig aus und haben keine Zähne. Die Mädchen haben fast alle Brandnarben von der Strahlung und zahnlose Mäuler, und was könnte man mit solchen Gestalten denn für einen Mädchenkalender machen?«
    »Ich vermute, es gibt noch solche Mädchen wie früher«, sagte Hardy mit heftigem Nachdruck. »Wo, das weiß ich auch nicht, kann sein, in Schweden oder Norwegen, oder vielleicht in irgendwelchen ganz entlegenen Teilen der Welt, auf den Salomonen oder so was. Nach dem, was die Leute erzählen, die mit Schiffen kommen, bin ich davon überzeugt. Nicht in den Vereinigten Staaten, Europa, der Sowjetunion oder China, also nirgends, wo Atomwaffen eingesetzt worden sind – darin
    stimme ich mit Ihnen überein.«
    »Könnten wir nicht versuchen, welche zu finden«, schlug Stuart vor, »und dann ins Geschäft einsteigen?«
    Für eine Weile dachte Hardy nach. »Es gibt keine Filme«, sagte er schließlich. »Keine Chemikalien zum Entwickeln von Filmen. Die meisten guten Kameras sind zerstört worden oder verschwunden. Es gibt keine Möglichkeit, so einen Kalender in ausreichend hoher Auflage zu drucken. Wenn Sie sie gedruckt haben wollen, dann ...«
    »Aber wenn man ein Mädchen ohne Verbrennungen und mit guten Zähnen auftreiben könnte, so wie sie vor dem Krieg ausgesehen haben ...«
    »Ich will Ihnen verraten, was ein gutes Geschäft wäre«, sagte Hardy. »Ich habe schon oft daran gedacht.« Mit tiefsinnigem Gebaren wandte er sich Stuart zu. »Nadeln für Nähmaschinen. Dafür könnte man selbst denn Preis bestimmen. Dafür würden Sie kriegen, was Sie wollen.«
    Stuart vollführte eine fahrige Geste und stand auf, stapfte in dem Laden hin und her. »Hören Sie, was ich im Auge habe, ist das große Geschäft. Ich bin die Verkauferei satt, ich möchte nichts mehr damit zu tun habe. Ich habe Töpfe und Pfannen aus Aluminium verkauft, Lexika und Fernsehapparate verkauft, und jetzt sind es diese Schädlingsfallen. Es sind gute Fallen, und die Leute kaufen sie, aber ich werde ganz einfach nicht das Gefühl los, daß es für mich noch etwas anderes geben muß, das mehr ist.« Hardy brummte und machte eine Miene der Mißgestimmtheit. »Ich habe nicht die Absicht, Sie irgendwie zu kränken«, ergänzte Stuart. »Aber ich möchte mich aufwärts entwickeln. Ich muß es einfach. Man muß wachsen oder zurückfallen, und wenn man zurückbleibt, geht mal letzten Endes kaputt. Der Krieg hat mich um Jahre zurückgeworfen, wir sind alle dadurch zurückgeworfen worden. Ich bin jetzt genau da, wo ich schon vor zehn Jahren gewesen bin, und das ich mir eindeutig zuwenig.«
    »Und was haben Sie vor?« fragte Hardy, indem er sich an der Nase schabte.
    »Vielleicht entdecke ich irgendwo eine mutierte Kartoffel,
    die die ganze Welt ernähren kann.«
    »Eine einzige Kartoffel?«
    »Ich meine natürlich eine Sorte Kartoffel. Möglicherweise kann ich Pflanzenzüchter

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