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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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warm.«
    »Verzichten Sie lieber darauf«, riet Hardy. »Meistens sind sie voller Giftstoffe. Hängt mit ihrer Ernährung zusammen.«
    »Hardy«, sagte Stuart unvermittelt, »ich möchte fort aus der Stadt und aufs Land.« Sein Chef sah ihn an. »Hier geht's mir zu brutal zu«, sagte Stuart.
    »Es geht überall brutal zu.«
    »Um so weniger, je weiter man sich von der Stadt entfernt, sagen wir mal zweihundert Kilometer oder so.«
    »Aber auf dem platten Land ist es viel schwerer, sich einen Lebensunterhalt zu verdienen.«
    »Verkaufen wir auf dem Land keine Fallen?« wollte Stuart erfahren.
    »Nein«, antwortete Hardy.
    »Wieso nicht?«
    »Das schädliche Viehzeug läuft in den Städten herum, wo es Ruinen gibt. Das wissen Sie doch selbst. Sie sind ein Träumer, Stuart. Das Land ist geistlos. Dort würden Sie das fortwährende Aufkommen neuer Ideen vermissen, das hier in der Stadt herrscht. Auf dem Land geschieht überhaupt nichts. Dort bebaut man die Felder und hört das Satellitenprogramm. Und außerdem würden Sie wieder auf die alten Rassenvorurteile gegen Neger stoßen. Die Landbevölkerung ist zu den alten Mißständen zurückgekehrt.« Er setzte sich wieder die Brille auf, schaltete die Bogenlampe ein und machte sich erneut an den Zusammenbau der Falle, mit deren Herstellung er sich gerade befaßte. »Die Vorteilhaftigkeit des Landlebens ist einer der größten und unsinnigsten Mythen, die es je gegeben hat. Binnen einer Woche wären Sie wieder hier, das weiß ich genau.«
    »Ich würde gerne versuchen, einige Fallen, sagen wir mal, in der Gegend von Napa loszuwerden«, beharrte Stuart. »Vielleicht sogar oben beim St. Helena Valley. Unter Umständen kann ich sie gegen Wein einhandeln. Soviel mir zu Ohren gekommen ist, gibt es dort Weinanbau, genau wie früher.«
    »Aber der Wein schmeckt nicht wie früher«, sagte Hardy. »Der Boden hat sich verändert. Der Wein ist ...« Er winkte ab. »Sie müssen ihn selber kosten, ich kann's nicht in Worte fassen, jedenfalls ist er wirklich scheußlich. Ekelhaft.«
    Beide schwiegen für ein Weilchen.
    »Aber er wird trotzdem getrunken«, sagte Stuart schließlich. »Ich habe ihn hier in der Stadt gesehen, er wird mit solchen alten Holzvergaser-Lastern geliefert.«
    »Natürlich, in der heutigen Zeit trinken die Leute alles, was sie kriegen können. Das gleiche gilt für Sie und für mich.« Mr. Hardy hob den Kopf und schaute Stuart an. »Wissen Sie, wer noch anständige Getränke anbietet? Ich meine, tatsächlich richtige Getränke – man kann nicht unterscheiden, ob sie neueren Datums sind oder aus der Vorkriegszeit stammen.«
    »In der Umgebung der Bucht jedenfalls niemand.«
    »Andrew Gill, der Tabakexperte«, sagte Hardy.
    Stuart holte geräuschvoll Atem, schlagartig in äußerste Auf
    merksamkeit versetzt. »Das kann ich überhaupt nicht glauben.«
    »Oh, viel liefert er nicht, ich habe nur ein einziges Mal eine Flasche gesehen, einen Viertelliter Brandy. Einen Drink habe ich davon abbekommen.« Hardy lächelte verschmitzt, seine Lippen zuckten. »Hätte Ihnen sicher geschmeckt.«
    »Wieviel verlangt er dafür?« Stuart bemühte sich, seiner Stimme einen gleichgültigen Klang zu geben.
    »Mehr als Sie zahlen können.«
    »Und ... schmeckt's wie echt? Wie vor dem Krieg?«
    Hardy lachte und widmete sich erneut dem Zusammenbau der Fallen. »Genau.«
    Was für eine Art von Mensch Andrew Gill wohl sein mag? wunderte sich Stuart. Vielleicht ist er ein hünenhafter Mann mit Bart und vornehmer Weste ... Geht an einem Stock mit silbernem Knauf. Ein Hüne von einem Mann mit schlohweißem Haar, das ihm ums Haupt wallt, einem Monokel, das seiner Wichtigkeit äußeren Ausdruck verleiht. Ich kann ihn mir richtig vorstellen. Wahrscheinlich fährt er einen Jaguar, selbstverständlich inzwischen auf Holzvergaser umgestellt, aber nichtsdestotrotz einen großen, leistungsfähigen Mark XVI Saloon.
    Hardy sah Stuarts Miene und beugte sich vor. »Ich kann Ihnen sogar sagen, was er noch verkauft.«
    »Englische Bruyèrepfeifen?«
    »Ja, die auch.« Hardy senkte seine Stimme. »Mädchenfotos. Sie wissen schon ... in artistischen Posen.«
    »Ach was«, sagte Stuart entgeistert, während seine Vorstellungskraft zu brodeln anfing. Das war einfach zuviel. »Das kann ich nicht glauben.«
    »Bei Gott, es ist die reine Wahrheit. Richtige Kalender mit Mädchenbildern aus der Zeit vorm Krieg, bis zurück ins Jahr neunzehnhundertfünfzig. Natürlich sind sie heute ein Vermögen wert. Ich habe

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