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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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versonnenem Tonfall.
    »Hat er jemals mit dem Satelliten in Funkkontakt gestanden?« wollte Eldon wissen. »So mancher andere Technikus macht's regelmäßig. Sonderbar, wenn jemand mit seiner Begabung es nicht getan haben sollte.«
    »Die Absicht hatte er«, entgegnete June Raub. »Vergangenes Jahr hat er einen Sender zu bauen angefangen, ab und zu hat er daran gearbeitet, aber offenbar ist nichts daraus geworden. Er gibt sich mit allen möglichen Projekten ab ... Immer ist er mit irgend was beschäftigt. Man kann von hier aus seinen Funkturm sehen. Kommen Sie mal für 'n Moment mit raus, dann zeige ich ihn Ihnen.«
    Er folgte ihr zum Ausgang des Förstersaals. Draußen warteten sie zusammen ein Weilchen lang ab, bis ihre Augen sich auf die Dunkelheit eingestellt hatten. Ja, dort stand er, ein seltsamer, ziemlich krummer Mast, ragte in den Nachthimmel empor und endete wie abgesägt irgendwo in der Höhe. »Dort drüben steht sein Haus«, erklärte June Raub. »Er hat ihn auf dem Dach errichtet. Und er hat's ohne jede Unterstützung unsererseits geschafft. Er kann die Impulse aus seinem Gehirn verstärken, wenn sie in seine Prothesen übergehen – seine Servos, so nennt er sie –, und dadurch ist er ziemlich stark, erheblich stärker als jeder normale Mensch.« Sie schwieg für einen Augenblick. »Wir bewundern ihn alle. Er hat viel für uns getan.«
    »Tja«, bemerkte Eldon dazu.
    »Sie sind gekommen, um ihn uns wegzuschnappen«, sagte June Raub gelassen. »Stimmt's?«
    »Nein, Mrs. Raub«, widersprach Eldon entgeistert. »Ehrlich, wir sind nur hier, um das Satellitenprogramm zu hören,
    das wissen Sie doch selbst.«
    »Es ist schon mehrmals versucht worden«, sagte Mrs. Raub. »Sie können ihn uns nicht wegschnappen, weil er's nicht zuläßt. Ihre Gemeinde gefällt ihm nicht. Er weiß über Ihre Gemeindeverordnung Bescheid. Wir hier kennen keine derartigen Diskriminierungen, und daß weiß er zu würdigen. Verständlicherweise ist er in bezug auf die eigene Person sehr empfindlich.« Bestürzt kehrte Eldon Blaine der Frau den Rücken zu und strebte wieder zum Eingang des Förstersaals. »Warten Sie«, ergänzte Mrs. Raub. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich werde niemandem etwas verraten. Ich kann es Ihnen nicht verübeln, daß Sie ihn, sobald Sie ihn kennengelernt hatten, für Ihre Gemeinde haben wollten. Wissen Sie, er ist nicht hier in West Marin geboren. Eines Tages, vor ungefähr drei Jahren, kam er auf seinem Mobil in die Ortschaft gefahren – nicht auf diesem, es war noch der alte Karren, den ihm vor dem Tag X die Regierung gestellt hatte. Er hat erzählt, daß er die ganze Strecke von San Franzisko bis hier mit seinem alten Wagen zurückgelegt hat. Er wollte einen Ort finden, wo er sich niederlassen konnte, und bis dahin hatte ihm außer uns keiner diese Gelegenheit gegeben.«
    »Na schön«, sagte Eldon unterdrückt. »Ich habe kapiert.«
    »Heutzutage kann man sich so gut wie alles unter den Nagel reißen«, sagte Mrs. Raub. »Man braucht dazu nicht mehr als ausreichende Machtmittel. Ich habe Ihren Polizeiwagen weiter unten an der Landstraße stehen gesehen, und ich weiß, daß die beiden Männer, die darin sitzen, Ihrer Polizeitruppe angehören. Aber Hoppy macht, was er will. Ich bin mir sicher, daß er Sie, falls Sie ihn zu irgend etwas zu zwingen versuchten, umbringen würde. Es fiele ihm nicht schwer, und er hätte keine Bedenken.«
    »Ich ... ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen«, sagte Eldon nach kurzem Schweigen.
    Gemeinsam suchten sie wortlos wieder den Förstersaal auf.
    Alle Augen waren auf Hoppy Harrington gerichtet, der seine Nachahmung Dangerfields noch weiter ausbaute. »... verschwindet er, wenn ich was esse«, sagte er gerade. »Deshalb habe ich den Verdacht, es ist nicht mein Herz, sondern ein Magengeschwür. Falls also irgendwelche Ärzte mich hören und irgendwie eine Möglichkeit zum Senden haben ...«
    »Ich werde meinem Arzt in San Rafael Bescheid sagen«, redete ein Mann im Publikum dazwischen. »Das ist mein voller Ernst, wenn ich so was schon sage. Wir können's uns nicht leisten, noch 'ne Leiche um die Erde kreisen zu haben.« Es war derselbe Mann, der sich schon eben über den Arzt in San Rafael geäußert hatte; er redete nun noch ernster. »Oder wenn er's bloß im Kopf hat, wie's Mrs. Raubs Ansicht ist, könnten wir dann nicht veranlassen, daß Dr. Stockstill ihm zu helfen versucht?«
    Aber Hoppy war doch gar nicht hier im Saal, als Dangerfield diese

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