Kinder des Holocaust
hier im Saal. Ich bin's, das ist es.« Er schaute rundum. »Habe ich nicht recht, Leute? War's nicht in Wirklichkeit euer Hoppy?«
»Du hast vollkommen recht, Hoppy«, pflichtete Cas Stone ihm bei, indem er nickte. Die übrigen Anwesenden nickten allesamt auch; oder wenigstens fast alle.
»Um Himmels willen, Hoppy«, sagte Bonny Keller streng, »reg dich ab, sonst fällst du womöglich kopfüber von deinem Wagen.« Sie betrachtete ihn auf ihre ernste, überlegene Art, die ihren Eindruck nicht verfehlte; widerwillig wich er zurück. »Was war denn hier eigentlich los?« erkundigte sich Bonny.
»Also, Hoppy hat Walt Dangerfield so hervorragend nachgemacht«, erklärte Fred Quinn, der Apotheker, »man hätte wirklich meinen können, er wär's gewesen.«
Andere Anwesende nickten, bekräftigten in kurzem Stimmengewirr diese Äußerung.
»Du hast gar keinen Bruder, Edie«, sagte Hoppy zu dem kleinen Mädchen. »Warum behauptest du, dein Bruder wolle die Lesung hören, wenn du doch keinen Bruder hast?« Er lachte und lachte. Das Mädchen blieb ruhig. »Kann ich ihn mal sehen?« fragte Hoppy. »Laß ihn mal sprechen, sobald ich ihn gehört habe, kann ich ihn imitieren.« Nun schüttelte er sich dermaßen vor Lachen, daß er kaum noch aus den Augen gucken konnte; Tränen standen ihm in den Augen, und er wischte sie sich mit einem seiner Greifwerkzeuge ab.
»Das wäre wirklich 'ne gelungene Imitation«, merkte Cas Stone an.
»Das würde ich auch zu gerne hören«, sagte Earl Colvig. »Na los, Hoppy.«
»Ich könnt's ohne weiteres bringen, wenn er nur endlich was zu mir sagen täte«, beteuerte Hoppy. Er saß mitten auf seinem Mobil und wartete. »Ich warte«, sagte er.
»Jetzt ist's aber genug«, griff Bonny Keller ein. »Laß gefälligst mein Kind zufrieden.« Ihre Wangen hatten sich vor Wut gerötet.
»Wo steckt er denn?« wandte sich Hoppy erneut an das Mädchen, ohne auf dessen Mutter zu achten. »Heraus mit der Sprache, wo ist er – ist er da?«
»Beug dich vor«, forderte Edie ihn auf. »Zu mir rüber. Dann wird er dir was sagen.« Ihr Gesicht widerspiegelte Erbitterung, so wie die Miene ihrer Mutter.
Hoppy beugte sich vor und neigte in spöttisch gekünstelter Geste ernster Aufmerksamkeit den Kopf zu Seite.
»Wie hast du eigentlich den Plattenwechsler repariert?« ertönte in seinem Innern eine Stimme, als sei sie ein Bestandteil seiner inneren Welt. »Ich meine, wie hast du's wirklich gemacht?«
Hoppy schrie auf.
Alle Versammelten starrten ihn aus plötzlich bleichen Gesichtern an; alle waren aufgesprungen, standen in verkrampfter Haltung da.
»Ich habe Jim Fergessons Stimme gehört«, stammelte der Phoko.
Das Mädchen maß ihn mit ruhigem Blick. »Soll mein Bruder noch was sagen, Mr. Harrington? Sag noch mehr zu ihm, Bill, er möchte noch was von dir hören.«
»Es sah so aus, als hättest du den Bruch behoben«, sagte die Stimme in Hoppys Innenwelt. »Es sah ganz so aus, als hättest du die gebrochene Feder nicht ausgetauscht, sondern ...«
Wild riß Hoppy sein Fahrzeug herum, sauste durch den Mittelgang ans andere Ende des Saals und drehte dort erneut, rang um Atem, von der Tochter des Ehepaars Keller auf gehörigen Abstand gegangen. Sein Herz hämmerte; er starrte das Mädchen an. Stumm hielt es seinem Blick stand, nun jedoch mit der schwachen Andeutung eines Lächelns auf den Lippen.
»Du hast meinen Bruder gehört, stimmt's« fragte Edie ihn.
»Ja«, gab Hoppy zu. »Ich – es stimmt.«
»Und du weißt, wo er ist.«
»Ja.« Er nickte. »Laß es sein. Bitte. Ich werde nicht mehr imitieren, wenn du's nicht möchtest. Einverstanden?« Er sah sie flehentlich an, doch sie ging nicht darauf ein, versprach ihm nichts. »Es tut mir leid«, sagte er. »Jetzt glaube ich dir.«
»Guter Gott«, sagte Bonny gedämpft. Sie schaute ihren Mann an, als wolle sie ihn mit Fragen bestürmen. George schüttelte den Kopf und schwieg.
»Sie können ihn auch sehen, wenn Sie wollen, Mr. Harrington«, sagte das Mädchen bedächtig und mit fester Stimme. »Möchten Sie wissen, wie er aussieht?«
»Nein«, erwiderte Hoppy. »Daran liegt mir nichts.«
»Hat er Ihnen etwa einen Schrecken eingejagt?« Nun belächelte das Mädchen ihn unverhohlen, doch das Lächeln war freudlos und kalt. »Er hat's Ihnen heimgezahlt, daß Sie mich aufgezogen haben. Das hat ihn geärgert, deshalb hat er's getan.«
George Keller trat zu Hoppy. »Was ist denn überhaupt geschehen, Hop?« wünschte er zu erfahren.
»Nichts«,
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