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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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gesichert mit dicken Spanndrähten, ragte unmittelbar hinter einem kleinen metallenen Schornstein in die Höhe.
    Der Sender war in Betrieb.
    Er hörte das Summen, noch bevor er das gasige blaue Leuchten der Röhren sah. Und aus dem Spalt unter der Tür der mit Teerpappe beschlagenen Bude drang ebenfalls Licht. Er ertastete den Türknauf, verharrte, drehte ihn ruckartig; ohne irgendwelche Widerstände schwang die Tür auf, ganz als ob ihn drinnen jemand erwarte.
    Das Gemurmel einer freundlichen, von Gutmütigkeit gekennzeichneten Stimmte ertönte, und Eldon Blaine fuhr in eisigem Entsetzen herum, davon überzeugt – so unglaublich es auch wäre –, den Phokomelus zu sehen. Doch die Stimme kam aus einem Radio, das auf einem Arbeitstisch stand, auf dem ferner Werkzeuge, Meßgeräte und Ersatzteile in völligem Durcheinander lagen. Noch immer Dangerfield, obwohl der Satellit ohne Zweifel inzwischen den normalen Empfangsbereich verlassen hatte. Kontakt mit dem Satelliten, begriff Eldon Blaine, wie sonst niemand ihn so zustandebringt. Sogar so was haben sie hier in West Marin. Aber weshalb ist dieser starke Sender in Betrieb? Welchem Zweck dient er? Hastig begann er sich umzusehen ...
    Die gedämpfte, freundschaftliche Stimme aus dem Radio änderte sich plötzlich; unvermittelt klang sie herber, ihr Tonfall nahm merkliche Schärfe an. »Brillenmann«, fragte sie, »was machen Sie in meinem Haus?« Die Stimme gehörte Hoppy Harrington, und Eldon stand restlos verwirrt da, kratzte sich wie benommen am Kopf, versuchte zu begreifen und war sich doch darüber im klaren – auf tiefsitzende, instinktive Weise –, er würde das alles nie richtig verstehen.
    »Hoppy«, vermochte er hervorzubringen, »wo sind Sie?«
    »Ich bin hier«, sagte die Stimme aus dem Radio. »Ich bin unterwegs. Bleiben Sie, wo Sie sind, Brillenmann.« Die Tür flog auf, und Hoppy Harrington, dessen Augen wütend funkelten, fuhr mit seinem Phokomobil auf Eldon zu. »Willkommen in meinem Heim«, sagte er sarkastisch, und seine Stimme kam nun sowohl aus seinem Mund wie auch aus dem Lautsprecher. »Dachten Sie, was Sie da aus dem Apparat hören, ist der Satellit?« Er streckte einen seiner Servos aus und schaltete das Radio ab. »Vielleicht war er's, oder vielleicht wird's erst später einmal dahin kommen. Also, Brillenmann, machen Sie's Maul auf. Was suchen Sie hier?«
    »Lassen Sie mich gehen«, bat Eldon. »Ich suche überhaupt nichts. Ich habe mich nur mal hier drin umgeschaut.«
    »Sie wollen das Radio haben, nicht wahr?« meinte Hoppy mit ausdrucksloser Stimme. Er wirkte, als sei ihm das gleich und überrasche ihn nicht im geringsten.
    »Weshalb läuft Ihr Sender?« forschte Eldon nach.
    »Weil ich dem Satelliten sende.«
    »Wenn Sie mich gehen lassen«, sagte Eldon, »gebe ich Ihnen alle Brillen und Brillengläser, die ich habe. Es hat monatelang gedauert, sie in ganz Nordkalifornien zusammenzusuchen.«
    »Sie haben diesmal gar keine Brillen dabei«, stellte der Phokomelus fest. »Jedenfalls sehe ich Ihre Aktenmappe nicht. Aber von mir aus können Sie sowieso gehen. Sie haben hier nichts Ungehöriges getan, weil ich Ihnen gar keine Gelegen heit gelassen habe.« Er lachte in seiner lebhaften, abgehackten Art.
    »Versuchen Sie«, erkundigte sich Eldon, »den Satelliten herunterzuholen?« Der Phokomelus musterte ihn. »Das ist Ihre Absicht«, sagte Eldon. »Mit diesem Sender wollen Sie die letzte Raketenstufe zünden, deren Zündung damals nicht mehr eingeleitet werden konnte. Sie haben vor, den Satelliten mit der letzten Stufe zur Erde zurückzulenken, dann wird er wieder in die Atmosphäre eintauchen und schließlich herunterkommen.«
    »Dazu bin ich nicht imstande«, widersprach Hoppy schließlich. »Selbst wenn ich's wollte, könnte ich's nicht.«
    »Sie können über Entfernung hinweg Gegenstände beeinflussen.«
    »Ich will Ihnen verraten, woran ich hier arbeite, Brillenmann.« Der Phokomelus steuerte sein Mobil an Eldon vorüber und nahm mit einem Servo etwas vom Arbeitstisch. »Wissen Sie, was das ist? Das ist eine Tonbandspule. Ihr Inhalt wird mit ungeheuer hoher Geschwindigkeit dem Satelliten übermittelt, so schnell, daß Stunden an Informationen innerhalb weniger Sekunden weitergegeben werden. Und gleichzeitig werden sämtliche Mitteilungen, die der Satellit während seines Durchgangs erhalten hat, auf die gleiche Weise, nämlich mit ultrahoher Geschwindigkeit, mir übermittelt. So hatte die Verbindung ursprünglich beschaffen sein sollen,

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