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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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stieß gegen die Metalle in ihrem Magen. Nein, das war unmöglich. Kelsier hatte gesagt, kein Allomant könne mit seiner Kraft Metalle berühren, die im Körper eines anderen Menschen steckten.
    Aber er hatte auch gesagt, kein Allomant könne die Gefühle einer Person beeinflussen, die gerade Kupfer verbrannte.
    Münzen stoben vor dem Obersten Herrscher davon und schossen über den Boden. Die Türen wurden aus ihren Angeln gehoben; sie zerbrachen und flogen aus dem Raum. Sogar die farbigen Glasscherben erbebten und schlitterten von dem Podest fort.
    Und Vin wurde zur Seite geworfen. Die Metalle in ihrem Magen drohten sie zu zerreißen. Vin schlug zu Boden; der Aufprall machte sie fast bewusstlos. Benommen lag sie da - verwirrt, verstört, nur noch eines einzigen Gedankens fähig.
    Solche Macht ...
    Es ertönte ein Klicken, als der Oberste Herrscher das Podest herunterschritt. Er bewegte sich langsam, schälte sich dabei aus der zerrissenen Jacke und dem Hemd und war nun mit Ausnahme der glitzernden Ringe an seinen Fingern sowie der Bänder um die Handgelenke bis zur Hüfte nackt. Einige dünne Reifen durchstachen die Haut an seinen Oberarmen, wie Vin bemerkte.
    Klug,
dachte sie, während sie sich auf die Beine mühte.
So können sie nicht gedrückt oder gezogen werden.
    Traurig schüttelte der Oberste Herrscher den Kopf. Seine Schritte traten Löcher in den kalten Nebel, der sich durch das zerbrochene Fenster über den Boden ergoss. Er sah so stark aus; sein Oberkörper war muskelbewehrt, sein Gesicht schön. Sie spürte, wie die Kraft seiner Allomantie auf ihre Empfindungen eindrang und kaum von ihrem Kupfer zurückgehalten werden konnten.
    »Was hast du nur geglaubt, Kind?«, fragte der Oberste Herrscher gelassen. »Wolltest du mich besiegen? Bin ich denn irgendein gewöhnlicher Inquisitor? Sind meine Kräfte etwa nur erdichtet?«
    Vin fachte ihr Weißblech an. Sie drehte sich um und schoss davon. Sie wollte Marschs Körper ergreifen und zusammen mit ihm durch das Glas auf der anderen Seite des Raumes brechen.
    Doch dann war
er
da. Er bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, gegen die die Wut eines Tornados schlaff und matt wirkte. Selbst unter Einsatz ihres gesamten Vorrats an Weißblech konnte Vin ihm nicht entkommen. Beiläufig packte er sie an der Schulter und zog sie zurück.
    Er warf sie wie eine Puppe auf eine der massigen Säulen zu, welche die Decke trugen. Vin suchte verzweifelt nach einem Anker, doch er hatte alles Metall aus dem Raum geblasen. Außer ...
    Sie zog an einem der Armreifen des Obersten Herrschers, und zwar an einem, der seine Haut nicht durchdrang. Sofort riss er den Arm hoch und schüttelte ihr Ziehen ab, was dazu führte, dass sie unbeholfen in der Luft herumgewirbelt wurde. Noch einmal drückte er gegen sie und warf sie zurück. Die Metalle in ihrem Magen zuckten, das Glas bebte, und der Ohrring ihrer Mutter riss sich von ihrem Ohr los.
    Sie versuchte, sich zu drehen und mit den Füßen voran auf die Säule zu treffen, doch es gelang ihr nicht. Mit unglaublicher Geschwindigkeit prallte sie auf, und die Kraft des Weißblechs verließ sie. Sie hörte ein schreckliches Knacken, und ein Schmerzspeer schoss durch ihr rechtes Bein.
    Sie brach auf dem Boden zusammen. Sie wollte nicht hinsehen, aber die Schmerzen in ihrem Bein verrieten ihr, dass es gebrochen war und in einem unmöglichen Winkel von ihrem Körper abstand.
    Der Oberste Herrscher schüttelte den Kopf. Nein, er brauchte sich wirklich keine Gedanken um seine Schmuckstücke zu machen. In Anbetracht seiner Fähigkeiten und Kräfte wäre es närrisch, wenn jemand - wie Vin - versuchen sollte, den Schmuck des Obersten Herrschers als Anker zu nehmen. Es hatte nur dazu geführt, dass er ihre Sprünge besser kontrollieren konnte.
    Er näherte sich ihr; seine Schritte knirschten auf dem zerbrochenen Glas. »Glaubst du, dies ist das erste Mal, dass man versucht, mich umzubringen, Kind? Ich habe Feuer und Enthauptung überlebt, ich wurde erstochen und in Stücke geschnitten, zerschmettert und gevierteilt. Einmal hat man mir sogar die Haut abgezogen - ganz am Anfang.«
    Er wandte sich Marsch zu und schüttelte noch einmal den Kopf. Seltsamerweise kehrte der Eindruck zurück, den Vin zuvor von dem Obersten Herrscher gehabt hatte. Er sah müde aus. Sogar erschöpft. Dies betraf nicht seinen Körper, der weiterhin sehr muskulös war. Es war sein Gehabe. Sie versuchte, auf die Beine zu kommen und hielt sich dabei an der steinernen Säule

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