Kinder des Sturms
nach.«
»Du hast die ganze Zeit über Ruhe bewahrt.«
»Am liebsten wäre ich schreiend davongelaufen.«
»Ich auch.«
Blinzelnd sprang sie wieder auf die Füße. »Ist das wahr? Du hast so kompetent, so gelassen gewirkt. Du hast uns gesagt, was wir machen sollen, und dann selbst das Baby auf die Welt gebracht, als tätest du das hobbymäßig jeden Samstag.«
»Ich hatte regelrechte Panik.«
»Dann bist du ein noch größerer Held.«
»Ich fand das Ganze weniger heroisch als vielmehr grauenhaft.« Jetzt konnte er es zugeben. »Es war vollkommen anders als bei meiner Schwester. Alles, was ich bei ihr tun musste, war, dort zu sein, ihre Hand zu halten, mit anzuhören, wie sie meinen Schwager verflucht hat, und vielleicht mit ihr zu atmen. Ansonsten waren dort jede Menge Ärzte, Monitore und ... einfach jede Menge Sachen.« Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Das hier war ... Himmel. Das hier war primitiv. Und es war fantastisch.«
Er trank den Rest von seinem Whiskey. »Nichts war so, wie es hätte sein sollen. Der Sturm, der Stromausfall, Jude, die in einem Affentempo die Wehen durchlaufen hat. Nichts war, wie es hätte sein sollen, aber trotzdem war es genau richtig. Als wäre es so vorherbestimmt gewesen.«
»Wir alle zusammen hier in diesem Haus.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Ja, es war genau richtig. Ich habe das Gefühl, als hätte ich in dieser Nacht an einem Wunder teilgehabt.
Das Baby, unsere Ailish, sie sah wirklich mopsfidel aus, findest du nicht auch?«
»Sie sah perfekt aus. Mach dir also keine Sorgen.«
»Du hast natürlich Recht. Schon beim Herauskommen hat sie aus Leibeskräften gebrüllt, und jetzt liegt sie bereits bei ihrer Mutter an der Brust und nuckelt zufrieden daran herum. Was könnte es wohl Besseres geben? Und die gute Jude strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Also, lass uns auf unser perfektes kleines Wunder anstoßen.«
Er beäugte die Flasche. »Ich habe bereits mit Shawn und Brenna zwei Whiskey getrunken.«
»Und was soll mir das sagen?«, fragte sie, während sie ein Glas für sich aus dem Schrank nahm und ihnen beiden einschenkte.
»Nichts. Keine Ahnung, was ich mir bei dem Satz gedacht habe. Also dann, auf unser Wunder. Auf den jüngsten Spross der Familie Gallagher.«
»Slainte .« Sie hob ihr Glas an ihre Lippen, bog den Kopf in den Nacken und kippte den Alkohol in einer Art hinunter, die ihm das Gefühl gab, er wäre ein hoffnungsloses Weichei, wenn er nicht genau dasselbe tat. »Ich werde der jungen Mutter einen Tee kochen und dann ein bisschen Ordnung schaffen. Bist du nachher noch im Pub?«
»Ich warte hier auf dich.«
»Das wäre wirklich schön.« Sie drehte sich um, um das Wasser aufzusetzen, als sie die bereits gefüllte Teekanne unter der Wärmehaube sah. »Auch darin war Shawn schneller als ich. Dann setz dich einfach an den Tisch, und genehmige dir eine Tasse«, schlug sie vor, während sie zwei Tassen für Jude und Aidan auf ein Tablett stellte. »Ob Wunder oder nicht, die Geburt eines Babys ist doch ein anstrengendes Geschäft.«
»Wem sagst du das?«
Er wollte sich gerade setzen, als sie den Raum verließ und
ihn das schlechte Gewissen übermannte. Er sollte nach oben gehen und sehen, ob vielleicht noch etwas gebraucht wurde. Außerdem konnte er sowieso nicht ruhig am Tisch hocken. Dazu verfügte er über zu viel wunderbare Energie.
Dann hörte er die Haustür und Darcy, die mit gut gelaunter Stimme Mollie O’Toole zu sich heraufrief.
Gott sei Dank, dachte er voller Inbrunst und war zum ersten Mal in seinem Leben froh darüber, dass jemand anderes die Verantwortung übernahm. Er stapfte durch die Küche, blickte aus dem Fenster und dachte gerade daran, wo er wohl Kaffee finden würde, als Aidan durch die Tür getänzelt kam.
»Da ist ja der Held der Stunde.«
Dieses Mal war Trevor gewappnet, aber trotzdem gab es kein Entrinnen vor dem Kuss, den er auch von dem Vater aufgedrückt bekam. »Aller guten Dinge sind drei«, murmelte er leise. »Allmählich fange ich an, mich daran zu gewöhnen. Wie geht es Jude?«
»Sie strahlt bis über beide Ohren. Sitzt, hübscher denn je, aufrecht im Bett und trinkt eine Tasse Tee, während Darcy das Baby in den Armen hält.«
»Darcy?«
»Sie hat mich einfach rausgeworfen«, erklärte Aidan und holte sich ein Glas. »Meinte, ich sollte runterkommen und wie ein frisch gebackener Vater einen heben, damit sie endlich ihre Rolle als Tante übernehmen und das Baby nach Herzenslust an sich
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