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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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alles aus seinem Hirn außer dem Gedanken an das, was jetzt zu tun war. »Du darfst noch nicht pressen, Jude. Atme stattdessen weiter langsam aus. Atme. Aidan?«
    »So ist’s richtig, Liebling. Und jetzt keuchen.« Er schlang von hinten einen Arm um seine Frau und strich mit der Hand kreisend über ihren steinharten Bauch. »Immer schön weiter keuchen, und dann gleitest du problemlos durch die Schmerzen hindurch.«
    »Hindurchgleiten, meine Fresse!« Mit dem Anschwellen der Schmerzen vergrub Jude eine Faust in seinem Haar und zog so fest daran, dass ihm die Augen aus den Höhlen traten. »Was, zum Teufel, weißt du denn schon davon? Was, zum Teufel, weißt du blöder Hund denn schon davon?«
    »Du kannst noch viel besser fluchen«, drängte Darcy und fragte sich, ob sich Judes Finger wohl bis auf den Knochen ihres Arms durchbeißen würden. »Es gibt noch viel bessere Schimpfworte für ihn.«
    »Idiot, Hornochse, Affe. Bastard !« Die Wehe hatte ihren Höhepunkt erreicht.
    »All das und noch viel mehr, meine Liebe«, murmelte er leise und strich ihr weiter sanft über den Bauch. »All das und noch viel mehr. So, jetzt wird es langsam wieder besser. Falls du also bitte meine Haare loslassen und mich die paar, die du noch nicht an den Wurzeln ausgerissen hast, behalten lassen würdest?«

    »Und jetzt sollten wir ein bisschen aktiv werden«, erklärte Trevor. Die Zeit wurde tatsächlich langsam knapp. Er hörte das Krachen der Haustür, das Trommeln von Füßen auf der Treppe und war dankbar für die weitere Verstärkung.
    »Shawn.« Sobald Shawn und Brenna durch die Tür gekommen waren, begann er mit dem Erteilen von Befehlen. »Mach ein Feuer im Kamin. Wir müssen es warm haben. Brenna, geh runter und raspel etwas Eis. Jude braucht etwas, worauf sie kauen kann. Und dann such eine Schnur und eine scharfe Schere. Darcy, frische Laken und Handtücher.«
    Während sich die anderen im Haus verteilten, blickte Trevor abermals auf Jude. »Ich hole heißes Wasser. Meine Schwester wollte während der Geburten immer Musik hören. Sie meinte, es würde sie beruhigen.«
    »Wir hatten ebenfalls eine Geburt mit Musik geplant.«
    Trevor nickte. »Dann fang mal an zu singen«, wies er Aidan an und verließ hinter den anderen den Raum.
    Die Zusammenarbeit verlief reibungslos und schnell. Innerhalb von zehn Minuten brannte im Kamin ein heimeliges Feuer und erfüllte den Raum mit Wärme und mit Licht. Draußen brüllte immer noch der Sturm, doch hier, in diesem Zimmer, erhoben die Menschen ihre Stimmen zu zärtlichem Gesang.
    Jude lehnte schwer an Aidan und versuchte nach der letzten Wehe, wieder zu Atem zu kommen. Sie brauchte sämtliche Kräfte für das Baby, das heute Nacht geboren werden wollte. Eine solche Anstrengung ließ keinen Raum für irgendeine falsche Form der Scham, und so empfand sie nichts als Dankbarkeit, als sich Trevor zwischen ihren angezogenen Knien direkt vor ihre Füße kniete und eine seiner Hände unter ihr Nachthemd schob.
    »Ich muss pressen. Ich muss einfach.«
    »Noch einen Augenblick.« Er brauchte noch einen Moment, um sich zu konzentrieren. »Du musst aufhören, wenn ich es sage, damit ich den Kopf und die Schultern des Babys
herumdrehen kann.« Er hatte dabei zugesehen, erinnerte er sich. Es hatte ihn fasziniert. Er würde es schaffen.
    »Okay, bei der nächsten Wehe musst du pressen, und wenn ich stopp sage, musst du keuchen und ausatmen.« Mit dem Unterarm wischte er sich den Schweiß von der Stirn, atmete tief ein und langsam wieder aus.
    »Es fängt an. Ich muss –«
    »Pressen!«
    Ein Blitz erhellte das Zimmer wie eine Million Diamanten, und zu Trevors Entsetzen kam das Baby wie eine glitschig nasse Kugel aus dem Mutterleib direkt in seine Hand geschossen und brüllte zornig auf.
    »Wow« Er starrte auf das wild zappelnde Leben, das er plötzlich hielt. »Sie hatte es tatsächlich ganz schön eilig. Es ist ein Mädchen«, brachte er erstickt heraus, hob seinen Kopf und sah, dass Darcy zum dritten Mal, seit er sie kannte, Tränen des Glücks für andere vergoss.
    »Jude.« Aidan vergrub sein Gesicht in den Haaren seiner Gattin und wiegte sie zärtlich hin und her. »Sieh sie dir an. Sieh sie dir nur an. Sie ist einfach wunderschön.«
    »Ich möchte –« Stumm vor Freude streckte Jude die Arme aus, und als Trevor ihr das Baby auf den Bauch legte und sie es zum ersten Mal berührte, lachte sie glücklich auf. »Sie ist perfekt. Ist sie nicht perfekt? Sie hat bereits Haare. Seht sie euch nur an.

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