Kinder des Sturms
Aidan die Klappe des Durchgangs nach oben und rannte durch den Raum.
»Das Baby kommt. Jetzt.«
»Ruf den Arzt an«, brüllte Aidan und stürzte aus der Tür.
»Jetzt«, wiederholte Trevor und blickte Darcy an. »Es kommt jetzt. Es ist keine Zeit mehr, um den Doktor anzurufen, und außerdem funktionieren die Telefone sowieso nicht.«
»Oh, heilige Mutter Gottes.« Dann unterdrückte sie die aufkommende Angst. »Dann sollten wir uns wohl besser beeilen.
Jack, Jack Brennan – stell dich hinter die Theke. Irgendjemand muss Shawn und Brenna Bescheid sagen. Tim Riley, läufst du zu Mollie O’Toole? Sie wird wissen, was zu tun ist.«
In ihrer Eile ließ sie ihre Jacke achtlos am Haken hängen und rannte hinaus in den Regen. »Wie hast du sie gefunden?« Sie brüllte, aber trotzdem wurde ihre Stimme vom Wind davongetragen, vom Krachen der Wellen an der Kaimauer ertränkt.
»Ich kam gerade den Hügel herunter, und im Haus war alles dunkel. Ich dachte, irgendetwas wäre vielleicht nicht in Ordnung.«
»Nein, ich meine, wie hast du sie vorgefunden? Wie geht es ihr? Wie kommt sie zurecht?«
»Sie war allein.« Nie vergäße Trevor, wie sie ausgesehen hatte oder dass er sie hatte verlassen müssen. »Sie hatte Angst. Sie hatte Schmerzen.«
Ein eisiger Schauder rann über Darcys Rücken. »Sie ist wirklich zäh, unsere Jude Frances. Sie wird es überstehen. Was uns andere betrifft, so werden wir eben sehen müssen, wie wir ihr am besten helfen.«
Darcy schob sich die nassen Haare aus der Stirn und rannte durch die Tür des Gallagher’schen Heims. »Du brauchst nicht mit raufzukommen. Sicher ist eine solche Sache nichts für einen Mann.«
»Ich komme mit.«
Jude saß aufrecht im Bett, hielt Aidans Hand umklammert und atmete keuchend ein und aus. Ihre Augen waren vor Schmerzen und vor Angst weit aufgerissen, doch seine sanfte Stimme hatte anscheinend eine beruhigende Wirkung. »So ist’s richtig, Liebling, so ist’s wunderbar. Jetzt ist es gleich vorbei. Gleich hast du es geschafft.«
Sie sank ermattet in die Kissen, und der Schweiß rann in Strömen über ihr ermattetes Gesicht. »Sie werden immer stärker.«
»Sie bekommt das Baby hier.« Ohne sich von ihrer Hand zu lösen, stand Aidan vorsichtig auf. »Sie sagt, dass sie das Baby hier bekommen will. Sie kann es unmöglich hier bekommen. Das habe ich ihr inzwischen ungefähr hundertmal gesagt. Aber sie hört einfach nicht zu.«
»Natürlich kann sie ihr Baby hier bekommen«, erklärte Darcy, trotz ihrer vor Angst wie zugeschnürten Kehle mit gut gelaunter Stimme. Falls Aidan in Panik ausbräche, wäre alles vorbei. »Hier ist es gemütlicher als in jedem Krankenhaus. Da hast du dir vielleicht eine Nacht ausgesucht, um den nächsten Gallagher auf die Welt zu bringen, Jude Frances. Ein derartiges Unwetter hatten wir wirklich schon lange nicht mehr.«
Während sie sprach, trat sie neben das Bett und tupfte mit einem Zipfel der Bettdecke den Schweiß aus Judes Gesicht. Was sollte sie nur machen? Was sollte sie nur tun? Gott, sie konnte nicht mehr denken. Himmel, sie musste nachdenken.
»Tja, also, du warst doch bei diesem Geburtsvorbereitungskurs. Warum erzählst du uns nicht, was wir als Erstes machen sollen, um dir die Sache zu erleichtern?«
»Ich habe keine Ahnung. Es war alles ganz anders geplant. Gott, ich habe einen fürchterlichen Durst.«
»Ich hole dir ein Glas Wasser.«
»Eis.« Trevor trat einen Schritt nach vorn. »Geraspeltes Eis. Aidan, wahrscheinlich wäre es für sie bequemer, wenn du dich hinter ihr aufs Bett setzen und ihren Rücken stützen würdest. Es ist angenehmer für sie, wenn sie halb aufrecht sitzt. Das weiß ich, weil ich bei den Geburten der drei Kinder meiner Schwester auch dabei war.«
Natürlich, dachte er, in einem völlig anderen Rahmen. Alles in einem hübschen, sauberen, hellen Geburtszimmer, in Anwesenheit seines Schwagers, eines Arztes und einer Hebamme.
»Da haben wir’s.« Darcy setzte ein breites Lächeln auf. »Ein Mann mit Erfahrung. Genau das, was wir brauchen. Ich
hole dir erst mal einen kühlen, feuchten Lappen, meine Liebe, und dann schaue ich, ob es in der Küche Eis zum Raspeln gibt.«
Jude atmete keuchend aus, fuhr mit ihrer freien Hand hilfesuchend durch die Luft und packte Darcys Arm. »Jetzt! Es kommt jetzt!«
»Nein, es kommt noch nicht.« Planung, Reihenfolge, Ordnung, sagte sich Trevor, atmete tief ein und klappte die Bettdecke zurück. »Gleich kommt der Höhepunkt der Wehe.« Er verdrängte
Weitere Kostenlose Bücher