Kinder des Sturms
Hausaffen.« Sie bedachte ihren Bruder mit einem todbringenden Blick. »Unsere Eltern waren so freundlich, ihn einer Zigeunerfamilie abzukaufen. Obgleich die zwei Pfund, die sie für ihn hingeblättert haben, meiner Meinung nach noch viel zu viel waren.«
Lässig wandte sie sich ab, um das Essen auszutragen.
»Das war wirklich nicht schlecht«, murmelte Shawn anerkennend. »Den Satz hat sie sich sicher extra aufgehoben. Aber erst mal guten Abend, Trev. Wollen Sie vielleicht etwas essen?«
»Ich schätze, ich probiere mal den Eintopf. Wie ich höre, ist er heute Abend ganz besonders gut.«
»Allerdings.« Mit einem reumütigen Lächeln rieb sich Shawn die an seinem Kopf prangende Beule. Dann schweifte sein Blick ab in Richtung des Jungen, der inzwischen eine lebhaftere Melodie auf seinem Instrument zum Besten gab. »Sie haben sich für Ihren Besuch einen guten Abend ausgesucht. Connor spielt, je nachdem, wie er gelaunt ist, entweder wie ein Engel oder so, als wenn er vom Teufel persönlich angetrieben wird.«
»Ich muss Sie noch spielen hören.« Trevor glitt erneut auf seinen Hocker. »Es heißt, Sie machten nicht nur einen hervorragenden Eintopf, sondern spielten auch sehr gut.«
»Oh, ich spiele wirklich gern. Das tun wir alle. Bei uns Gallagher’s gehört Musik zum Leben.«
»Lassen Sie mich Ihnen in Bezug auf Ihre Musik einen Rat geben. Besorgen Sie sich einen Agenten.«
»Tja, nun.« Shawn drehte sich wieder um und blickte Trevor
in die Augen. »Für die Lieder, die Sie bisher von mir gekauft haben, haben Sie durchaus gut bezahlt. Ich vertraue Ihnen. Sie haben ein ehrliches Gesicht.«
»Ein Agent würde noch mehr für Sie rausholen.«
»Ich brauche nicht mehr.« Er sah dorthin, wo sich Brenna immer noch mit dem Alten unterhielt. »Ich habe bereits alles.«
Kopfschüttelnd nahm Trevor das Guinness, das Aidan ihm hingestellt hatte. »Finkle hat gesagt, Sie wären kein Geschäftsmann. Aber ich muss sagen, dass Sie nicht halb so dämlich sind, wie er mich hat glauben machen wollen. Ich hoffe, Sie sind jetzt nicht beleidigt.«
»Keineswegs.«
Trevor sah Shawn über den Rand seines Glases hinweg an. »Finkle hat außerdem gesagt, Ihr Gerede von einem möglichen anderen Investor, einem Restaurantbesitzer aus London, hätte ihn einigermaßen verwirrt.«
»Ach, tatsächlich?« Shawns Augen blitzten auf. »Man stelle sich das mal vor. Aidan, wissen wir etwas davon, dass irgendein Londoner Restaurantbesitzer ein Interesse an einem Zusammenschluss mit einem Pub gehabt hätte?«
Aidan schob seine Zunge in die Backe. »Ich meine, mich daran zu erinnern, dass Mr. Finkle die Sprache darauf brachte, obgleich ich ihm versichert habe, dass es keinen solchen Menschen gibt. Es war sogar so«, fuhr Aidan nach einer kurzen Pause unbekümmert fort, »dass wir alle uns die größte Mühe gegeben haben, ihn dahingehend zu beruhigen, dass es keinen solchen Interessenten gibt.«
»Habe ich es mir doch gedacht.« Beeindruckt genehmigte sich Trevor einen großen Schluck von seinem Bier. »Wirklich äußerst clever.«
Dann hörte er Darcy fröhlich lachen und drehte sich gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie sie dem jungen Connor freundlich über den Kopf strich und ihn mit blitzenden Augen ansah, ehe sie plötzlich zu singen begann.
Es war eine schnelle Melodie, deren Text sich regelrecht zu überschlagen schien. Er kannte das Lied bereits aus den New Yorker Pubs und von einer der irischen Platten seiner Mutter, doch nie zuvor hatte es derart wunderbar geklungen. Nie zuvor hatte er den Eindruck gehabt, die Stimmbänder der Sängerin bestünden aus in schweren Rotwein getauchtem puren Gold.
Er hatte Finkles Bericht über den Pub gelesen, und auch Darcys Singstimme hatte der Mann erwähnt. Tatsächlich hatte er sogar regelrecht davon geschwärmt. Trevor jedoch hatte der Passage keine besondere Beachtung geschenkt, denn da er hobbymäßig ein Aufnahmestudio betrieb, wusste er aus Erfahrung, dass manche Stimmen, die über den grünen Klee gelobt wurden, in Wirklichkeit nicht besser waren als der Durchschnitt.
Als er jedoch Darcy lauschte und sie zugleich ansah, musste er sich eingestehen, dass er seinem Assistenten ruhig etwas mehr Glauben hätte schenken dürfen.
Als sie den Refrain sang, lehnte sich Trevor an die Theke und fiel fröhlich ein. Ihr Gesang klang wie heiteres Lachen, als sie in Richtung Bar geschlendert kam, lässig eine Hand auf seine Schulter legte und, den Blick auf Shawn gerichtet, hell wie eine
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