Kinder des Sturms
zwei schlafende Kinder zum Auto trug. Die Familien und einige Männer mit wettergegerbten Gesichtern gingen als Erste heim. Die Männer waren sicher Fischer, deren schwere Arbeit bereits vor Anbruch der Dämmerung begann.
Ab neun Uhr bestellte kaum noch jemand etwas zu essen, doch der Zapfhahn stand, auch als Trevor sich schließlich zum Gehen wandte, nie länger als ein paar Sekunden still.
»Und, Boss, haben Sie genug für heute Abend?«, rief Brenna fröhlich von ihrem Ende des Tresens herüber.
»Allerdings. Schließlich haben Sie mir bisher noch nicht verraten, welche Vitamine Sie nehmen, um fünfzehn Stunden lang ununterbrochen arbeiten zu können.«
»Das liegt nicht an irgendwelchen Vitaminen.« Brenna beugte sich über die Theke und tätschelte dem alten Mann, der seit Stunden auf demselben Hocker saß, liebevoll die Hand. »Sondern daran, dass ich in der Nähe meiner großen Liebe, Mr. Riley, bin.«
Riley lachte meckernd auf. »Dann mach mir mal ein letztes Bier, mein Schätzchen, und gib mir dazu einen Kuss.«
»Tja, das Bier müssen Sie natürlich bezahlen, aber den Kuss gibt es umsonst.« Sie wandte sich noch einmal an Trevor. »Wir sehen uns dann morgen früh.«
»Ich müsste mir kurz Ihre Schwester ausleihen«, erklärte Trevor Aidan und packte, ehe Darcy achtlos an ihm vorüberlaufen konnte, entschieden ihre Hand. »Jetzt ist es an Ihnen, mich an die Tür zu bringen.«
»Eine Minute kann ich sicher für Sie erübrigen.« Sie stellte ihr Tablett ab und schlenderte, ohne auf Aidans Stirnrunzeln zu achten, lässig in Richtung Tür.
Leichter Nieselregen fiel vom Himmel, und durch die feinen Nebelschwaden, die vom Meer heraufgekrochen kamen, hörte man gedämpft das beständige Rauschen und das entfernte Tuten eines Boots, das ansonsten lautlos durch das Dunkel glitt.
»Ah, hier draußen ist es herrlich kühl.« Darcy schloss die Augen und hob ihr Gesicht in den feinen Regen. »Um diese Uhrzeit wird es in der Kneipe unerträglich stickig.«
»Deine Füße müssen dich doch umbringen.«
»Ich kann nicht leugnen, dass sie eine kräftige Massage brauchen könnten.«
»Komm einfach mit zu mir, und ich kümmere mich darum.«
Sie machte ihre Augen wieder auf. »Das ist natürlich ein verlockendes Angebot, aber ich bin noch nicht mit meiner Arbeit fertig, und anschließend brauche ich ganz einfach meinen Schlaf.«
Wie bereits am Morgen hob er ihre Hand an seine Lippen. »Komm morgen früh wieder ans Fenster.«
Es störte sie nicht im Geringsten, dass ihr Herz bei diesen Worten einmal heftig klopfte und dass ihr Magen zu kribbeln begann. Sie war eine Frau, die jede wohlige Empfindung genoss. Doch sie musste weiterdenken, durfte nicht vergessen, nach welchen Regeln dieses Spiel seit Urzeiten verlief.
»Vielleicht.« Langsam fuhr sie mit einer Fingerspitze über seine Wange. »Falls ich an Sie denke.«
»Dann sollten wir am besten dafür sorgen, dass du das auch sicher tust.« Er ließ seine Arme um ihre Taille gleiten, doch sie legte abwehrend eine Hand auf seine Brust.
Ihr Puls klopfte in freudiger Erwartung. Sie mochte den Geruch von Feuchtigkeit und nasser Haut, den er verströmte,
mochte die Umarmung, in der er sie hielt. Es war einige Zeit her, dass sie zum letzten Mal einem Mann gestattet hatte, dass er sie in den Arm nahm.
Schließlich war dies der Schlüssel zum Erfolg. Dass sie es war, die etwas erlaubte. Dass sie es war, die wählte, dass sie es war, nach deren Tempo und nach deren Stimmung die Annäherung verlief. Es war ganz einfach wichtig, dass sie die Kontrolle über ihre eigenen Gefühle und auch über den Mann, dem sie erlaubte, sich ihr zu nähern, zu jeder Zeit behielt.
Sobald man die Zügel aus der Hand gab, konnte man vergessen, dass die, wenn auch herrlichen, Gefühle schließlich nie von Dauer waren.
Doch bestimmt wäre es sicher, ihn in diesem Augenblick zu kosten und zu sehen, ob sie wirklich Interesse daran hätte, mehr von ihm zu bekommen, dachte sie, legte entschieden eine Hand in seinen Nacken und sah ihm, als er seinen Mund auf ihre Lippen legte, abwartend ins Gesicht.
Er ließ sich viel Zeit, das musste sie ihm lassen. Er versuchte weder, sie zu packen, noch, mit seinen Händen unter ihre Schürze zu gelangen, noch, ihr mit seiner Zunge die Mandeln rauszuziehen. Er hatte eine angenehme Art zu küssen, selbstbewusst und fest, mit einer Spur von Biss. Nicht so gefährlich, wie sie angenommen hatte, was genau genommen beinahe schade war.
Dann glitten seine Hände
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