Kinder des Sturms
Geschäftsmann der Familie.« Ohne sie aus den Augen zu lassen, trat Trevor auf sie zu. »Shawn ist der Künstler ...«
»Und was, bitte, bin ich?«
»Der Ehrgeiz. Und zusammen bildet ihr ein unschlagbares Team.«
»Wie ich bereits sagte, du bist wirklich clever.« Sie wandte sich von ihm ab und blickte auf das Meer, das in sanften, flachen Wellen an den Strand plätscherte. »Ich habe tatsächlich Ehrgeiz. Aber ich will dir gegenüber ehrlich sein, Trevor, und zugeben, dass mir der Gedanke, nicht nur zum Vergnügen zu singen, nie zuvor gekommen ist.«
Zu ihrer Überraschung strich er sanft mit einem Finger über ihre Kehle. »Das, was du da drin hast, kann dich reich machen. Berühmt. Und ich kann dir dabei helfen.«
»Das ist ein tolles Angebot, und natürlich appellierst du damit an meine niedersten Instinkte.« Sie ging ein Stückchen weiter, bis sie am Rand der Straße des Dorfes zum Stehen kam, in dem sie seit ihrer Geburt gelebt hatte. »Wie reich?«
Er lachte fröhlich auf. »Du gefällst mir.«
»Ich mag dich ebenfalls von Minute zu Minute mehr. Ich sehne mich nach Reichtum, und ich schäme mich auch nicht, es laut zu sagen.«
Er nickte mit dem Kopf in Richtung Haus. »Dann musst du sie zu dem Auftritt überreden.«
»Nein, das werde ich nicht tun. Ich werde meine Gedanken einbringen, werde, wenn nötig, sogar schreien, um Gehör zu finden, und werde meine Brüder wie immer beleidigen, aber ich werde sie nicht dazu drängen, etwas zu tun, das ihnen nicht behagt. Entweder wollen wir es alle oder keiner. So war es bei uns Gallaghers schon immer.«
»Behagt dir die Vorstellung, auf einer Bühne zu stehen und für Geld zu singen?«
»Ich bin mir noch nicht sicher, aber die Vorstellung, es einmal zu versuchen, finde ich nicht schlecht. Jetzt muss ich wieder rein, denn sicher haben sie sich inzwischen die Köpfe heiß geredet. Nur ...«
»Was?«
»Da du gewissermaßen ein Experte auf diesem Gebiet bist, wollte ich dich etwas fragen.« Sie legte eine Hand auf seinen
Arm und blickte ihm reglos in die Augen. Ehe sie die Antwort hörte, wollte sie sie sehen. »Shawn. Er ist brillant, nicht wahr?«
»Ja.«
Es war eine schlichte Antwort. Und sie war perfekt. »Habe ich es doch gewusst.« Tränen schimmerten in ihren leuchtend blauen Augen. »Trotzdem muss ich erst darüber hinwegkommen, bevor ich zurückgehe, sonst hebt er derart ab, dass ich, wenn ich ihm das nächste Mal eine Pfanne über den Schädel schlagen will, gar nicht erst zu ihm hinaufkomme. Aber ich bin wirklich furchtbar stolz auf ihn.« Eine Träne rann über ihre Wange, und sie begann zu schniefen. »Verdammt.«
Trevor starrte sie mit großen Augen an, ehe er sein Halstuch aus seiner Hosentasche zog. »Hier.«
»Ist es sauber?«
»Himmel, du kannst einen wirklich ganz schön durcheinander bringen, Darcy. Hier.« Er tupfte persönlich ihre Wangen trocken, und dann gab er ihr das Tuch. »Du würdest es für ihn tun, stimmt’s?«
Sie schneuzte sich vernehmlich. »Was?«
»Auftreten, eine CD aufnehmen. Selbst wenn dir persönlich die Vorstellung verhasst wäre, würdest du es Shawn zuliebe tun.«
»Schließlich tut so was nicht weh, oder?«
»Hör auf.« Er packte ihre Arme und sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Ungeachtet dessen, was es dich kosten würde, würdest du es ihm zuliebe tun.«
»Er ist mein Bruder. Es gibt nichts, was ich nicht für ihn tun würde.« Sie atmete aus, trat einen Schritt zurück und drückte ihm das Halstuch wieder in die Hand. »Aber ich will verdammt sein, wenn ich es umsonst mache.«
Als sie sich zum Gehen wandte, focht er einen kurzen inneren Kampf. Sein Stolz kämpfte gegen sein Verlangen. Wobei das Verlangen die Oberhand gewann. »Sieh zu, dass du endlich
einen freien Abend kriegst. Verdammt, Darcy, nimm dir endlich einen Abend frei.«
Bei dieser wenig sanften Einladung rann ihr ein erregter Schauder den Rücken hinab. Doch der Blick, mit dem sie ihn bedachte, verriet nichts als blanken Spott. »Mal sehen.«
Sobald sie im Haus war, lehnte sie sich an die Haustür und schloss die Augen. Schwach, irgendwie machte dieser Mann sie einfach schwach. Es war ein seltsames Gefühl, vor allem, da es in deutlichem Kontrast stand zu der neuen Energie, die bei seinem Angebot und bei seinen Versprechen von Reichtum und Berühmtheit in ihr aufgelodert war.
Ihre Knie wollten zittern, ihre Füße jedoch hätten liebend gern vor Freude getanzt.
Und trotz allem hatte sie nicht die geringste Ahnung
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