Kinder des Sturms
Allerdings gibt es auch hier bei uns in Ardmore Betten.«
»Hier in Ardmore haben wir beide immer viel zu viel zu tun. Und zweitens will ich, dass du mitkommst, weil ich gern mit dir zusammen bin. Warst du schon mal in London?«
»Nein.«
»Es wird dir gefallen.«
»Das würde es bestimmt.« Sie griff nach der Tasse und nippte an dem inzwischen kalten Getränk, um Zeit zum Überlegen zu gewinnen. Er bot ihr etwas, das sie sich schon immer gewünscht hatte. Die Möglichkeit, stilvoll zu reisen, London zu sehen, und zwar nicht allein.
Natürlich würde er erwarten, dass sie mit ihm schlief. Aber das wollte sie schließlich schon die ganze Zeit. Was also machte es für einen Sinn, sich verschämt zu geben, obgleich sie beide wussten, dass es früher oder später dazu kommen würde?
»Wann fährst du los?«
»Ich bin völlig flexibel.«
Sie lachte leise auf. »Nein, das bist du nicht. Aber wenn du keinen festen Termin hast, finde ich vielleicht einen Weg, um dich zu begleiten. Ich muss mit Aidan sprechen und eine Vertretung engagieren. Er wird nicht gerade froh sein, aber trotzdem kriege ich ihn bestimmt herum.«
»Da bin ich mir ganz sicher. Sag mir, wann du Zeit hast, und ich kümmere mich um alles andere.«
Endlich fand sie ihr geübtes, katzenhaftes Lächeln wieder. »Oh, das gefällt mir. Ich mag es, wenn ein Mann sich kümmert. Und jetzt solltest du gehen.« Sie erhob sich und strich mit ihren Fingern über seine Kieferlinie. »Sobald ich kann, komme ich zu dir.«
Er umfasste ihre Handgelenke gerade fest genug, um ihr zu zeigen, dass es ihm durchaus ernst war. »Spiel keine Spielchen mit mir, Darcy. Ich bin nicht wie die anderen.«
Nachdem er sie losgelassen hatte und in den Flur hinausgetreten war, blieb sie reglos stehen. Ja, das stimmte. Er war anders als sämtliche Männer, die sie bisher gekannt hatte. Demnach wäre es sicher interessant, herauszufinden, wer er wirklich war.
»Du hast gerade erst Urlaub gehabt.«
Sie hatte Aidan zu Hause abfangen wollen, statt zu warten, bis er in den Pub kam. Um das noch zu schaffen, hatte sie beinahe rennen müssen, sodass sie wirklich froh war, dass er, als sie ankam, noch beim Frühstück saß. Seine erste Reaktion entsprach genau ihrer Erwartung, weshalb sie sich nicht im Geringsten entmutigen ließ.
»Ich weiß, und es war ein wunderbarer Urlaub.« Gut gelaunt schenkte sie ihm Tee nach und warf heimlich eine Ecke Toastbrot für Finn unter den Tisch. »Ebenso wie ich weiß, dass es ziemlich viel verlangt ist, mir so schnell neuen Urlaub zu gewähren, aber das ist eine Gelegenheit, die ich einfach
nicht verpassen möchte. Du selbst bist ziemlich weit herumgekommen, Aidan.«
Sie sprach mit leiser, ruhiger Stimme. Ebenso wirksam wäre es gewesen, fordernd, fluchend und zornig aufzutreten, doch sie war sich sicher, dass sie ihn mit Freundlichkeit noch schneller weich bekam.
»Du bist schon an so vielen Orten gewesen, hast schon so vieles gesehen. Du weißt, wie es ist, wenn einen das Fernweh plagt. Es liegt uns im Blut.«
»Genau wie der Pub, und gerade jetzt beginnt der Sommer und damit die Hochsaison.« Er strich sich Butter auf sein Brot, und Finn, der die Routine kannte, rückte ein wenig näher, damit er auch von ihm einen Happen zugesteckt bekam. »Jude kann so wenige Wochen vor der Geburt des Babys unmöglich für dich einspringen.«
»Das würde ich auch niemals wollen. Wenn ich sie, bis das Baby da ist, auch nur noch ein einziges Tablett durch die Gegend schleppen sehe, nehme ich es ihr persönlich ab und haue es ihr auf den Kopf.«
Da er wusste, dass das Gefühl und die Drohung durchaus ernst gemeint waren, seufzte Aidan leise auf. »Darcy, ich verlasse mich darauf, dass du dafür sorgst, dass der Service im Gallagher’s auch weiterhin reibungslos verläuft.«
»Natürlich, schließlich tue ich Tag für Tag nichts anderes. Ich habe sogar mit Sinead gearbeitet, obwohl es Augenblicke gab, in denen ich den Kopf des Mädchens am liebsten gegen die Theke geschlagen hätte. Aber in den letzten Wochen hat sie deutliche Fortschritte gemacht.«
»Das stimmt.« Trotzdem starrte Aidan weiter stirnrunzelnd auf sein Frühstück.
»Ich dachte, ich frage Betsy Clooney, ob sie mir den Gefallen tut und zwei Tage für mich einspringt. Sie hat schon öfter bei uns gearbeitet, weiß also bestens, was wann und wie zu tun ist.«
»Himmel, Darcy, Betsy hat inzwischen einen ganzen Stall voll Kinder. Sie hat seit zehn Jahren nicht mehr im Pub gejobbt.«
»Die
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