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Kinder des Sturms

Kinder des Sturms

Titel: Kinder des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Stirnrunzelnd stellte sie die Tasse wieder fort und griff nach dem Instrument. Es war alt, aber es hatte einen wunderbaren Klang. Sollte es das sein, fragte sie sich? Sollte ihr die Musik, die immer schon zu ihrem Leben gehört hatte, am Ende die Türen öffnen, durch die sie an die Orte ihrer Träume kommen würde? Sollte sie ihr irgendwann den Reichtum und den Ruhm verschaffen, nach denen es sie verlangte?
    »Wäre das nicht seltsam?«, murmelte sie leise. »Wenn ausgerechnet etwas, über das du niemals nachgedacht hast, weil es einfach schon immer da war, die große Veränderung in deinem Leben ausmachen würde?«
    Sie nahm den Bogen in die Hand, schob sich die Violine vorsichtig unter das Kinn und spielte, was ihr in den Sinn kam.
     
    Sicher würde sie herunterkommen, dachte Trevor, verließ die Baustelle und glitt unter dem Vorwand, ein Telefongespräch führen zu müssen, durch die Tür der Küche. Doch sie war nicht da.
    Plötzlich hörte er die Musik, das sehnsüchtige, romantische Schluchzen einer Geige. Die Art von Musik, die, wie er dachte, mondhellen Nächten vorbehalten war.
    Er folgte den zarten Klängen.
    Hinter der Tür am oberen Ende der Treppe schienen die Töne anzuschwellen und auf den Schwingen der Hoffnung
durch den Raum zu schweben, ehe sie, glitzernden Tränen gleich, wieder hinabperlten.
    Ihm kam gar nicht in den Sinn zu klopfen.
    Sie stand, halb von ihm abgewandt, mit geschlossenen Augen wie verloren da. Ihr vom Schlaf zerzaustes Haar ergoss sich wie seidig weicher Regen über ihren langen blauen Morgenmantel, und einer ihrer schlanken Füße klopfte leise den Takt des Stückes, das sie spielte.
    Ihr Anblick raubte ihm den Atem.
    Ihre Musik ließ seine Kehle brennen.
    Sie spielte für sich selbst, und die Freude, die sie dabei empfand, ließ ihre wunderschönen Züge leuchten.
    Alles, was er wollte, was er geplant hatte, wovon er träumte, schien diese eine Frau in diesem einen Augenblick in sich zu vereinigen. Was ihn zutiefst erschütterte.
    Die Musik schwoll weiter an, ehe sie verebbte und schließlich verklang.
    Mit einem leisen Seufzer öffnete sie die Augen, sah ihn in der Tür stehen, und ihr Herzschlag setzte aus. Ehe sie sich zusammenreißen und ihre Gefühle hinter einem herablassenden Lächeln verbergen konnte, kam er bereits auf sie zu.
    Sie spürte, wie ihr Atem stockte, als hätte jemand eine Hand um ihren Hals – oder ihr Herz – gelegt. Und schon pressten sich seine Lippen leidenschaftlich, heiß und köstlich auf ihren vollen Mund.
    Als wären die Fiedel und der Bogen urplötzlich aus Blei, fielen ihre Arme schlaff zu Seite. Seine Hände glitten über ihr Gesicht hinauf in ihre Haare, während sich sein Verlangen in Form glühender Hitze von seinem Körper auf den ihren übertrug und sie sich – da ihr keine Wahl blieb – dem Ansturm der Begierde willenlos ergab.
    Dies war der Augenblick der sinnlichen, beinahe fließenden weiblichen Unterwerfung, der bisher noch jedem Mann das Gefühl gegeben hatte, ein König zu sein. Da sie sich ihm
hingab und da er selbst vor schmerzlichem Verlangen beinahe gezittert hätte, verringerte er den Druck von seinem Mund und seinen Händen, um sie zärtlich und genießerisch zu kosten.
    Als er sich schließlich von ihr löste, kämpfte sie gegen einen Schauder und zwang sich zu einem Lächeln. »Tja, nun, guten Morgen.«
    »Halt noch einen Augenblick den Mund.« Er zog sie erneut an seine Brust, legte jedoch lediglich sanft eine seiner Wangen auf ihren dunklen Schopf.
    Sie sollte einen Schritt nach hinten machen. Diese Form der Zärtlichkeit war wesentlich intimer und zugleich ebenso erregend und vor allem ebenso unwiderstehlich wie der berauschende Kuss, sodass sie – wenn auch gegen ihren Willen – reglos stehen blieb.
    »Trevor.«
    »Pst.«
    Aus irgendeinem Grund musste sie plötzlich lachen. »Du bist wirklich ganz schön herrisch!«
    Die Anspannung, von der er befürchtet hatte, dass sie ihm den Schädel sprengen würde, legte sich, und er erklärte: »Ich weiß gar nicht, warum ich mir die Mühe mache. Du gehorchst ja sowieso nicht.«
    »Weshalb sollte ich auch?«
    Inzwischen hatte er sich weit genug gefasst, um zu merken, dass ihr Morgenmantel aus einem hauchdünnen, beinahe durchsichtigen Material bestand. »Schließt du diese Tür eigentlich jemals ab?«
    »Weshalb sollte ich?« Jetzt trat sie einen Schritt zurück. »Für gewöhnlich kommt niemand hier herein, wenn ich es nicht will.«
    »Das werde ich mir merken.« Er

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